Einladung zur Hochzeit
keinen Grund, verlegen zu sein, Josie. Ich bin dein bester Freund, hast du das vergessen?"
"Mein Leben wird immer komplizierter, und es ist allein meine Schuld.
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Wahrscheinlich habe ich deswegen vergessen, dass du mein Freund bist.
Außerdem ist es schon so lange her seit unserer Studienzeit."
"Du hast dich nicht sehr verändert, Josie. Hab ich mich sehr verändert?"
"Nein. Das ist es nicht, Ben. Es ist nur ... ich bin es selbst. Ich frag mich manchmal, ob ich jemals erwachsen werde, weißt du? Ich finde, dass ich das Leben anders anpacken müsste."
Ben lehnte sich zu ihr herüber und umschmiegte mit den Händen ihr Gesicht.
"Ändere dich nicht, Josie. Ich mag dich, so wie du bist."
Sie umfasste seine Handgelenke. "Ben, ich muss es dir sagen. Du bist der süßeste Mann, den ich jemals gekannt habe. Deine Herzlichkeit bedeutet mir ungeheuer viel."
Genau das machte die Sache ja so heikel für ihn. Ben sah in Josie nicht mehr die kumpelhafte Freundin, sondern eine verletzliche junge Frau, die ihm mit jeder Minute reizvoller erschien. Ihre Wangen waren so weich, ihre Augen so sanft. Er hielt ihr Gesicht noch einen Moment länger zwischen seinen Händen.
Sie hatte wieder einen Butterfleck auf der Unterlippe.
Sollte er es wagen, ihn wegzuküssen?
Er wagte es nicht. Wenn er einmal anfing Josie küssen, würde er nicht aufhören können, so berauscht wie er war vom Wein und von der Fantasie.
Ben suchte nach etwas, was er sagen könnte, etwas, das ihn davon abbringen würde, seiner Sehnsucht nachzugeben.
"Ich habe meinen Bruder angerufen. Erinnerst du dich an ihn?" Er lehnte sich wieder gegen das Sofa zurück.
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"Natürlich. Wie geht es Jim?"
"Er ist glücklich verheiratet mit Sarah, einer wunderbaren Frau. Ich habe beide zur Hochzeit eingeladen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen."
"Natürlich hab ich nichts dagegen. Es kann uns nur gut tun, jemand da zu haben, der für uns einsteht."
"Rechnest du mit Problemen?"
"Nicht wirklich. Ich bin heute bei Ashley gewesen. Ich habe sie gebeten, sich um Jerry Bob zu kümmern, damit er uns am Samstag bei der Trauung nicht in die Quere kommt."
"Du hast ihr also von unserem Vorhaben erzählt?"
"Ja. Sie war zuerst entsetzt, dann machte es ihr einen Riesenspaß. Sie fand, es sei an der Zeit, dass Tante Tess die Quittung kriegt. Ich finde mich nur so schäbig, weil dir daraus ein Nachteil entstehen kann."
"Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Ich hab es dir bereits gesagt, dass ich es tue, weil ich es will." Plötzlich erinnerte er sich an das Hochzeitsgeschenk.
"Warte. Ich bin gleich wieder hier."
"Wo gehst du hin?"
"Ich hab eine Überraschung."
"Muss ich die Augen schließen?"
"Auf alle Fälle. Schließ die Augen und öffne sie erst, wenn ich es dir sage."
Als er zurückkam, legte er ihr ein kleines Kästchen in die ausgestreckte Hand.
"Was ist es Ben?"
"Öffne die Augen und finde es selbst heraus."
Als Josie die blaue Samtschatulle sah, saß sie einfach überwältigt da.
Zum ersten Mal seit Ben sie kannte, blieben ihm Josies Gedanken verborgen.
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"Nur zu, Josie, öffne sie!"
Das goldene Medaillon schimmerte gegen den dunkelblauen Samt, und Josies Hand zitterte, als sie die ineinander verschlungenen Herzen herausnahm.
Sie hatte die Widmung noch nicht gesehen. Was würde sie denken? Ben konnte nicht mehr länger warten, um das herauszufinden. "Auf der Rückseite ist etwas eingeprägt."
Josie drehte das Medaillon um und las laut: "Ben und Josie - für ewig." Sie blickte ihn fragend an.
"Ich wollte ‚Ben und Josie - Freunde für ewig' haben, nur hat der Platz nicht ausgereicht."
"Oh."
Was sollte das nur wieder bedeuten? Dass sie enttäuscht war? Erleichtert?
Erfreut? Und warum sollte ihm ihre Meinung etwas ausmachen?
Sie fuhr mit der Fingerspitze zärtlich über das Medaillon. Dann öffnete sie den Verschluss der Kette und legte sie um den Hals. Ben atmete erleichtert auf. Es war also kein so abwegiges Geschenk, sonst würde Josie es nicht gleich tragen wollen.
"Würdest du es für mich schließen, Ben?"
Sie hob ihr Haar an und drehte ihm den Rücken zu. Ihr Nacken war schlank und anmutig. Am liebsten hätte Ben einen Kuss genau auf die Stelle gedrückt, wo eine rote Locke sich wie ein Fragezeichen an den Nacken schmiegte. Doch er überlegte es sich noch rechtzeitig.
Er machte den Verschluss zu. Josies Haut duftete nach Sommerblumen, und Ben musste sich sehr zusammennehmen.
"So, Josie. Du kannst dich wieder umdrehen."
"Danke, Ben. Für
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