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Einladung zur Hochzeit

Einladung zur Hochzeit

Titel: Einladung zur Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peggy Webb
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auf zu schaukeln. Was sollte das bedeuten? War er verärgert. Erleichtert? Enttäuscht? Josie hatte nicht vor, das herauszufinden.
    Nie und nimmer, Sie würde da bleiben, wo sie war, zusammengerollt an ihn geschmiegt wie ein Häschen in seinem Bau.
    "Und ich dachte, du wärst einsam", fügte sie hinzu.
    "Fühlst du dich auch manchmal einsam, Josie?"
    "Nun, ich rede nicht von mir, ich rede von dir."
    "Wie willst du wissen, ob ich mich einsam fühle oder nicht?"
    Diesmal sah Josie ihn an. Etwas klang aus seiner Stimme heraus, das sie nicht überhören konnte, etwas, das sie verstand.
    Sie setzte sich in seinem Schoß auf, umschmiegte sein Gesicht und rieb ihre Nase an seiner, so wie die alte Josie es mit ihrem besten Freund Ben getan hätte.
    "Weil...", flüsterte sie, " .. ich weiß, Wie es ist, in einem Haus mit jemandem zu wohnen, der dich kaum zur Kenntnis nimmt. Ich kenne die schrecklichen Gefühle von Einsamkeit, wenn man in einem Bett alleine schläft und weiß, dass es jemanden im nächsten Zimmer gibt, nach dem man sich sehnt. Ich weiß, wie es ist, abends ins Bett zu gehen und die Arme um sich zu schlingen, weil niemand da ist, der es für einen tut. Ich weiß das, Ben, und ich verstehe es."
    Ein Verlangen ergriff sie beide, das sie atemlos machte.
    Sie schwiegen vor Staunen und rührten sich nicht. Josie hatte soeben Ben ihr Herz geöffnet. Und er war wie be107
    täubt.
    Josie war ein einsames Kind gewesen, hatte nie von ihren Eltern Liebkosungen bekommen. Und auf einmal waren all ihre unterdrückten Gefühle wie frei gesetzt.
    So wunderbar können Umarmungen sein - und so gefährlich. Sie vermitteln das Gefühl der Sicherheit. Sie vermitteln das Gefühl, geliebt zu werden. Sie vermitteln das Gefühl, die Wahrheit aussprechen zu dürfen ohne Angst vor Zurückweisung.
    Josie saß reglos auf Bens Schoß und wartete auf das Weltende.
    Es kam nicht, denn Ben stand auf und trug sie ins Schlafzimmer und legte sich neben sie.
    "Kuschel dich an mich, Josie", murmelte er.
    Er hielt sie so zärtlich wie ein Baby, hielt sie so die ganze Nacht lang. Und am Morgen, als Josie wach wurde, entdeckte sie, dass ihr Herz irgendwie glatt und weich dort war, wo sich einstmals Narben gebildet hatten.

12. KAPITEL
    Ben betrat fröhlich pfeifend seine Praxis - zehn Minuten zu spät der Uhr nach.
    Obwohl er gewöhnlich keine Unpünktlichkeit duldete, schon ganz und gar nicht bei sich selbst, entschied er, dass dieser Morgen es wert sei.
    "Fühlst du dich nun besser?" hatte er Josie gefragt, als sie sich am Morgen im Bett aufsetzte.
    "Hm, ja, dank dir." So zerzaust und verschlafen hatte sie unglaublich reizvoll auf ihn gewirkt. Sie hatte sich 108
    über ihn gebeugt und ihn leicht auf die Lippen geküsst.
    Er war aus dem Bett gesprungen, und ohne sich zu ihr umzudrehen hatte er gesagt: "Was meinst du, sollen wir zusammen frühstücken? Wir haben das schon lange nicht mehr getan."
    "Zu lange", hatte Josie bemerkt.
    Dann hatten sie auf ihrem winzigen Balkon auf der schmalen Bank gehockt, hatten ihren Orangensaft getrunken und kleine Leckerbissen gegessen. Sie hatten es schweigend getan, weil es so viel zu überlegen gab.
    Er würde sich bald ernsthafte Gedanken über Josie machen müssen. Aber nicht an diesem Morgen. Im Augenblick war das Begrüßen seiner Sprechstundenhilfe dran.
    "Guten Morgen, Nettie Jean", sagte Ben.
    Sie tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Armbanduhr, als ob sie nicht glauben könnte, was sie da sah. "Hören Wunder niemals auf? Sie sind spät dran, Doc."
    "Sieht fast so aus."
    "Wollen Sie mir damit sagen, dass die Uhr vorgeht?"
    "Nein. Ich wollte Ihnen damit sagen, dass ich mich der menschlichen Rasse angeschlossen habe."
    "Dann heiße ich Sie willkommen." Nettie Jean lachte und machte sich geschäftig an der Kaffeemaschine zu schaffen.
    Irgendwann an diesem Tag beschloss Ben, Josie auszuführen. Auf dem Weg vom Sprechzimmer zum Behandlungsraum kam er an der offenen Tür zu seinem Wartezimmer vorbei, in dem gerade ein Austausch von Gerüchten zwischen zwei klatschsüchtigen Patientinnen stattfand.
    "Nun, man sagt, dass sie, wo immer sie auch auftaucht, ohne Begleitung ist. Na ja, sie lässt den armen Doc, diese naive Seele - er kann einem ja Leid tun einkaufen und 109
    kochen und wahrscheinlich auch die Wohnung sauber machen."
    Ben hasste Gerede, aber er konnte sich nicht zum Weitergehen bringen. Hier ging es um Josie, um seine Frau.
    "Was hat er denn erwartet, als er sie heiratete? Das möchte ich gerne

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