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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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man uns in der Werbung Teenager zeigt, die sich amüsieren bis zum Abwinken. Als sei es toll, so zu enden wie Britney Spears. Eigentlich sollten sie einem sagen: ›Haltet den Ball flach, mit zwanzig fängt das Leben erst richtig an.‹ Sehen Sie sich die Leute doch mal an. Die haben noch nicht mal ihre Körperhygiene im Griff und sind doch schon Zielgruppe Nummer eins der Werbung, die alle anderen auf der Welt davon überzeugt hat, sechzehn sei das beste Alter überhaupt. Tja, ist es nicht. Okay?«
    Meine Lehrerin sah mich völlig perplex an.
    »Ahm ... ja. Vielleicht solltest du mal zu unserer Schulpsychologin gehen.«
    »Wozu? Weil ich einen Tag in meiner gesamten Schulkarriere blaugemacht habe?«
    »Rede bitte nicht so mit mir, junge Lady.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil es unhöflich ist.«
    »Das ist doch nicht unhöflich! Und schließlich haben Sie mir gerade nahe gelegt, ich solle mal zur Schulpsychologin gehen!«
    Miss Syzlack senkte den Blick und schaute auf ihren Schreibtisch. »Nun ja, ich hatte gehofft, dieses Gespräch würde dir helfen. Aber mir bleibt wohl keine andere Wahl, als dich nachsitzen zu lassen.«
    »Keine andere Wahl? Überhaupt keine?«
    »Für Frechheit und unentschuldigtes Fehlen.«
    »Gut«, sagte ich und hob abwehrend die Hände.
    Miss Syzlack sah mich an und schüttelte den Kopf. »Was ist nur in dich gefahren, Flora?«
    »Vielleicht werde ich erwachsen«, sagte ich.
    Gott sei Dank fand ich den Klassenraum, in dem die dritte Stunde stattfand. Dort musste ich dann einen mehr als verwirrenden Vortrag zum Thema Gemeindefeste über mich ergehen lassen, den ich weder akustisch noch dem Sinn nach verstand. Ein mir unbekannter Mann leierte unbeteiligt seinen Monolog herunter, und glücklicherweise starrten alle anderen ebenso Löcher in die Luft wie ich. Endlich läutete die Glocke, und es war - gütiger Himmel - große Pause.
    Ich trottete hinter Constanzia her nach draußen, die auch in dieser Stunde neben mir gesessen hatte, und der Magen hing mir bis in die blöden Spice-Girl-Schuhe.
    »Und?«, sagte sie, und ihre komischen Augenbrauen tanzten empört auf und ab. »Du zeigst ihnen, dass es dir geht dreckig , hm?«
    »Was?«
    »Niemand kommt zu deine Geburtstagsparty - Scheiße, ja und? Aber du machst blau ohne mich?«
    »Meine Geburtstagsparty?«, fragte ich verständnislos.
    O nein. Was war das für eine unfassbar beschissene Welt, die mich in die schlimmste Zeit meines Lebens zurückkatapultiert hatte?
    »Ich glaube es einfach nicht«, rief Constanzia und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Das ist schlimmster Verrat aller Zeiten. Wir haben schlechte Party, du kommst nicht zur Schule. Ich denke, ich will mich aufhängen, wie Kinder, die gehen nach Cambridge mit zwölf.« Sie sah mich an, ihre schwarzen Augen funkelten, und sie tat, als solle das alles ein Witz sein, dabei ging es ihr richtig schlecht.
    »Tu das nicht«, protestierte ich schwach.
    »Hast du gewollt, dass ich sterbe? Hast du es deswegen gemacht?«
    »Nein«, sagte ich langsam.
    »Tja, wenn du gewollt hast, dass ich sterbe, dann hast du genau das Richtige getan. Einen Tag freimachen ohne mich, deine beste Freundin.«
    »Du bist aber nicht tot«, sagte ich.
    »Ach ja?«, erwiderte sie. »Du weißt, wann ich in der Schule bin. Was sagen wir immer, wenn wir nicht hier sind?«
    Beklommen dachte ich an meine Schulzeit mit Tashy zurück. Ich hatte es gehasst, wenn sie nicht da war, weil ich dann immer ganz allein dagesessen hatte, und umgekehrt. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Warum hatte ich dieses Mal nicht ein cooles Mädel sein können? War das wirklich zu viel verlangt? Nicht genug, dass ich in diesem Höllenschlund festsaß, ohne die geringste Aussicht, ihm jemals zu entkommen, ich musste auch noch eine totale Dumpfbacke sein - auch wenn sich vermutlich keiner der Jugendlichen hier noch an die Bezeichnung »Dumpfbacke« erinnerte, obwohl ich davon überzeugt bin, dass sie ein ähnlich zutreffendes Wort für solche Leute haben.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte ich mich.
    »Ich hätte tot sein können. Ich war Dead Constanzia Walking.«
    »Tut mir echt Leid.«
    »Ich habe mein Mittagessen auf der Treppe gegessen. Und wofür? Damit du losziehen und dich im West End betrunken machen kannst. Freut mich für dich.«
    »Der Sachverhalt war etwas komplizierter«, widersprach ich.
    »Ja, klar.« Constanzia trat heftig gegen ein dreckiges, schlammverkrustetes Grasbüschel, während wir auf dem Schulhof unsere Runden drehten.

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