Einmal ist keinmal
dich lieber nicht mit mir sehen.«
»Hast recht«, sagte sie. »Ich muß sowieso wieder an die Arbeit.«
Ich blieb noch ein paar Minuten neben dem Wagen stehen.
Die Cola tat gut, und es war angenehm, mal wieder in der Senkrechten zu sein. Als ich mich umdrehte, um wieder einzusteigen, blieb mir vor Schreck fast die Luft weg. Ramirez stand direkt hinter mir.
»Hab’ schon den ganzen Tag daraufgewartet, daß du endlich aussteigst«, sagte er. »Jetzt staunst du wohl, wie leise ich mich anpirschen kann. Hast mich nicht kommen hören, was? So wird es immer sein. Du hörst mich erst, wenn ich schon da bin. Und dann ist es zu spät.«
Ich atmete langsam und gleichmäßig, um mich zu beruhigen. Dann wartete ich noch einen Augenblick, bis ich meine Stimme wiedergefunden hatte. Als ich mich einigermaßen gefangen hatte, fragte ich ihn nach Carmen. »Ich will wissen, wie das mit Carmen war«, sagte ich. »Hat Carmen dich kommen sehen?«
»Carmen und ich hatten eine Verabredung. Carmen hat bekommen, was sie verdient hat.«
»Wo ist sie jetzt?«
Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Nachdem Ziggy tot war, ist sie abgehauen.«
»Und der Typ, der an dem Abend mit Ziggy zusammen war? Wer war das? Wo ist er abgeblieben?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Ich dachte, die beiden hätten für dich gearbeitet.«
»Komm mit nach oben, dann unterhalten wir uns in aller Ruhe darüber. Oder wir fahren ein Stück spazieren. Ich habe einen Porsche. Wir könnten in meinem Porsche einen Ausflug machen.«
»Ich glaube kaum.«
»Da haben wir’s schon wieder. Schon wieder gibst du dem Champ einen Korb. Andauernd gibst du dem Champ einen Korb. Das mag der Champ gar nicht.«
»Erzähl mir was von Ziggy und seinem Freund, dem Kerl mit der platten Nase.«
»Ich erzähl’ dir lieber was vom Champ. Daß er dir Respekt beibringen wird. Daß er dich bestrafen wird, bis du gelernt hast, keine Widerworte mehr zu geben.« Er kam näher, und im Vergleich zu der Hitze, die sein Körper ausstrahlte, wirkte die Luft geradezu kühl. »Vielleicht willst du erst ein bißchen Blut sehen, bevor ich dich durchficke. Stehst du auf so was? Willst du geschlitzt werden, du Schlampe?«
Das war’s. Mir reichte es. »Du wirst mir überhaupt nichts tun«, sagte ich. »Du machst mir keine Angst, und du machst mich auch nicht an.«
»Du lügst.« Er packte meinen Oberarm und drückte so fest zu, daß ich schrie.
Als ich ihm mit voller Wucht gegen das Schienbein trat, schlug er mich. Es ging so schnell, daß ich seine Hand nicht einmal kommen sah. Mir dröhnten die Ohren, und mein Kopf flog nach hinten. Ich schmeckte Blut und blinzelte ein paarmal, um wieder klar sehen zu können. Als ich kaum noch Sternchen vor den Augen hatte, sprühte ich ihm eine Ladung Sure Guard mitten ins Gesicht.
Ramirez heulte vor Schmerz und Wut. Er schlug die Hände vor die Augen und taumelte auf die Straße. Das Heulen ging in Würgen und Röcheln über, dann sackte er zu Boden. Er kroch auf allen vieren herum wie ein monströses Tier, wie ein großer, wütender, verwundeter Büffel.
Jimmy Alpha kam über die Straße gerannt, gefolgt von seiner Sekretärin und einem Mann, den ich nicht kannte.
Der Fremde kniete neben Ramirez nieder und versuchte, ihn zu beruhigen. Er sagte, in ein paar Minuten wäre alles vorbei, und riet ihm, tief durchzuatmen.
Alpha und die Sekretärin liefen zu mir.
»Um Gottes willen«, sagte Jimmy Alpha und drückte mir ein sauberes Taschentuch in die Hand. »Sind Sie verletzt? Hat er Ihnen etwas gebrochen?«
Ich hielt mir das Tuch auf den Mund und fuhr mit der Zunge über die Zähne, um zu fühlen, ob welche fehlten oder sich gelockert hatten. »Ich glaube, ich bin heil geblieben.«
»Es tut mir sehr leid«, sagte Jimmy. »Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist, warum er so brutal zu Frauen ist. Ich entschuldige mich für ihn. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll.«
Ich war nicht in der Stimmung, mir Entschuldigungen anzuhören. »Sie können alles mögliche tun«, sagte ich. »Besorgen Sie ihm einen Psychiater. Sperren Sie ihn ein. Bringen Sie ihn zum Tierarzt und lassen Sie ihn kastrieren.«
»Ich bezahle Ihnen den Arzt«, sagte Jimmy Alpha. »Wollen Sie zum Arzt?«
»Ich will zur Polizei. Ich zeige ihn an. Sie können sagen, was Sie wollen, Sie werden es mir nicht ausreden.«
»Überlegen Sie es sich bis morgen«, bat Jimmy. »Warten Sie wenigstens, bis Sie sich beruhigt haben. Noch eine Anzeige wegen Körperverletzung
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