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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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vollbringen. Obwohl ich allmählich den Verdacht bekomme, dass Kate die härteste Nuss von allen ist.
    In diesem Moment kommt Perfect Paul aus dem Bad, umgeben von einer Dampfwolke und einem sehr angenehmen, männlichen Aftershave-Duft. Er hat nur ein Handtuch um die Hüften, und in der ganzen Zeit, die wir uns schon kennen, ist mir nie aufgefallen, was für einen tollen Körper er unter seinen üblichen Hugo-Boss-Hemden versteckt. Er ist einer von den stämmigen, soliden Rugby-Jungs, die eher auf dem Fußballplatz daheim sind als in einem Barbie-Haus, wie Kate es hier geschaffen hat. Er ist keine Schönheit im klassischen Sinn, er entfaltet seine Wirkung eher langsam. Hellbraune Haare, blaue Augen, helle Haut, aber genau wie Kate keine einzige Sommersprosse, dieser Glückspilz. So groß wie ein Frachtkahn mit einem Nacken wie ein Baumstamm. Das menschliche Äquivalent zu einem Pint Guinness, wie Fiona es mal ausgedrückt hat: Nach dem ersten Schluck fragt man sich, was das eigentlich sein soll, aber wenn man dann einen Geschmack dafür entwickelt hat, wird einem klar, was man die ganze Zeit versäumt hat. Fiona liebt an den Haaren herbeigezogene Metaphern.
    »Aber es ist doch nur für eine Nacht oder höchstens zwei«, wendet Paul vernünftig ein. »Wenn du hier nicht allein sein willst, dann komm doch einfach mit.«
    »Nein«, schmollt Kate. »Und steh nicht mit nassen Füßen auf dem Teppich rum, das gibt Wasserflecken.«
    »Das versteh ich nicht. Warum willst du denn nicht mitkommen?«, fragt er, ganz sanft, was für gewöhnlich die beste Art ist, mit Kate umzugehen.
    »Weil … du weißt doch genau, warum. Außerdem kann ich Mum nicht alleinlassen.«
    »Deine Mum kommt garantiert achtundvierzig Stunden ohne dich zurecht …«
    »Und wenn nicht? Stell dir vor, es passiert was, und ich bin nicht da? Du weißt doch, wie besorgt sie immer ist. Das war schon schlimm genug, bevor … bevor das mit Charlotte passiert ist, und jetzt hat sie jedes Mal, wenn ich ins Auto steige, panische Angst, dass ich auch einen Unfall habe.«
    Ach, Kate. Wenn du mich sehen könntest, wie ich hier neben dir auf dem Bett liege. Mit mir ist alles in Ordnung. Mal abgesehen davon, dass ich tot bin, natürlich.
    »Kate, das haben wir doch schon hundertmal durch. Du weißt, ich muss fahren, da kann man nichts machen«, beharrt Perfect Paul, während er die Schublade aufzieht, in der alle seine Hemden liegen, perfekt gebügelt, gestärkt, gefaltet und … nein, das ist kein Witz … nach Farben sortiert, dunklere unten, weiße ganz oben. Wie bei Benetton.
    »Wir brauchen diesen Auftrag dringend«, fährt er fort, während ich fasziniert darauf warte, dass er endlich das Handtuch ablegt und ich was zu sehen kriege. Herr des Himmels, Kate muss aus Stein sein, wenn sie ihn anschauen kann, ohne den Drang zu verspüren, ihn aufs Bett zu zerren.
    »Wenn wir den Deal hinkriegen, wären wir für ein ganzes Jahr versorgt, mindestens. Das weißt du doch.«
    »Klar weiß ich das, aber warum kannst du nach den Meetings nicht einfach gleich wieder heimkommen? Warum musst du unbedingt mit der Band proben? Ist das, was Mum und ich gerade durchmachen, für dich nicht wichtiger?«
    »Wir proben nicht nur, wir haben auch einen Auftritt in Sheehan’s Pub.«
    »Das höre ich zum ersten Mal.«
    »Aber ich hab’s dir neulich erzählt.«
    »Also, bitte entschuldige, dass ich manchmal was vergesse. Momentan habe ich echt andere Dinge im Kopf, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«
    »Na ja, wenn du hier nicht allein sein möchtest, warum packst du dann nicht einfach deine Sachen zusammen und kommst mit? Was ist denn dagegen einzuwenden? Du hast eine kleine Auszeit verdient, Liebes.«
    »Ich bin doch bloß … ich kann einfach nicht …«
    Plötzlich hab ich das Gefühl, dass sie verzweifelt eine neue Ausrede sucht, aber ich weiß nicht, warum. Paul geht es offensichtlich genauso.
    »Ich versteh das nicht«, sagt er. »Ich meine, natürlich ist mir klar, dass du und deine Mum eine schwere Zeit habt, aber manchmal hab ich den Eindruck, du willst einfach nichts mit meiner Familie zu tun haben, Kate.«
    »Ist dir bewusst, wie unsensibel du dich aufführst?«
    »Das ist aber jetzt wirklich unfair. Himmel, alles, was ich sage, ist falsch …«
    »Das stimmt nicht …«
    »Wie kommt es dann, dass du jedes Mal, wenn ich vorschlage, dass wir nach Galway fahren, eine andere Ausrede vorbringst?«
    »Wenn du damit andeuten willst, dass ich Mum nur als Ausrede

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