Einmal rund ums Glück
bespritzen sich erst gegenseitig, dann die Menschenmenge vor ihnen. So glücklich habe ich Luis noch nie gesehen, glaube ich, und als er Pete die Champagnerflasche hinunterreicht, fängt er meinen Blick auf. Ich strahle zu ihm hoch, und er zwinkert mir mit seinen blitzenden braunen Augen zu. Kurz darauf geht es für die Fahrer zur Pressekonferenz.
Ist er in Monza wirklich ohne Pressekonferenz abgehauen, um zu mir zu fahren? Als ich begreife, was das bedeutet, bin ich perplex. Hat meine Nonna vielleicht doch recht? Empfindet Luis etwas für mich? Ich habe Schmetterlinge im Bauch, und zum ersten Mal frage ich mich, ob ich vielleicht auch etwas für ihn empfinde.
Kapitel 27
Frederick und Ingrid haben mich für eine Tagesveranstaltung in Hampstead engagiert, und ich spiele mit der Idee, Luis eine SMS zu schicken und ihn zu fragen, ob ich anschließend auf ein Glas bei ihm vorbeikommen kann.
Wahrscheinlich ist er gar nicht zu Hause. Doch es ist Mittwochnachmittag … Vielleicht ist er im Hauptquartier? Soll ich? Ach, scheiß drauf!
HI , ICH BIN’S DAISY. BIST DU DA? BIN IN HAMPSTEAD – KÖNNTE KURZ VORBEIKOMMEN?
Senden.
Ich bin aufgeregt. Warum? Ist doch nur Luis, verdammt nochmal!
Doch seit dem letzten Wochenende habe ich oft an ihn gedacht. So langsam geht er mir unter die Haut, und ich weiß nicht so recht, wie ich das finden soll.
Oh, er antwortet:
KLAR, ICH WOHNE ...
Es folgt seine Adresse.
Kurz und knapp. Zu kurz und knapp? Will er mich überhaupt sehen? Jetzt denk nicht zu viel nach, Daisy! Leichter gesagt als getan …
Ich bringe meine Schicht zu Ende und ziehe mich dann schnell um – Jeans und Pulli. Bei einer Kollegin vergewissere ich mich, dass Luis wirklich in der Ecke wohnt, die ich im Sinn habe, dann gehe ich die High Street hinunter und widerstehe der Versuchung, mich unterwegs zu French Connection und Reiss hineinlocken zu lassen.
Bei Downshire Hill biege ich nach links hab und gehe in Richtung des Parks. Die hohen weißen Regency-Häuser links von mir sind wunderschön, sie ducken sich in einiger Entfernung zum Bürgersteig unter Laubbäumen, deren Blätter wie Bernstein leuchten. Wohnt er wirklich in dieser Gegend? Ich überprüfe die Hausnummern an den Gebäuden, die ich entdecken kann, bis ich schließlich zu Luis’ Haus komme. Ich stoße das schmiedeeiserne schwarze Tor auf und gehe über den Pfad aus Steinplatten. Es ist früher Abend, die Lichter im Haus leuchten bereits in der Dämmerung. Ich komme mir vor wie in einem Märchen und werde plötzlich wieder nervös.
Will legt mir die Hand in den Nacken, zieht mich an sich und streift meine Lippen mit seinen. »Bis später.«
Nein. Warum muss ich gerade jetzt an Will denken? Schuldgefühle rollen über mich hinweg wie eine Flutwelle. Ich versuche sie zu ersticken. Es gibt überhaupt keinen Grund, mich schuldig zu fühlen. Ich gehe nur zu einem Freund, um etwas mit ihm zu trinken.
Jawohl, ein Freund.
Ich klopfe und warte. Kurz darauf höre ich Geräusche hinter der schweren, auberginefarben gestrichenen Holztür, dann macht Luis auf, die Hände voller Briefe.
»Komm rein«, sagt er und legt die Post auf einen antiken Beistelltisch. Darauf befindet sich bereits ein Stapel Umschläge.
»Guckst du nie in deine Post?«, frage ich mit einem Stirnrunzeln.
»Nur wenn ich mal Bock habe. Bist du hier, um an mir rumzumäkeln?«
»Nein.«
Er grinst mich an. »Komm mit!«
»Du hast ein schönes Haus«, sage ich, als ich ihm durch den breiten Flur folge. Der Eichenboden knarrt unter meinen Stiefeln.
Luis führt mich in eine helle, offene Küche. Durch eine große Doppeltür geht es in einen grünen Garten. Ich stelle mich an die Scheibe und sehe hinaus. Wir hatten früher keinen Garten. Mein Garten war der Central Park, weshalb ich mich schon immer für die Gärten anderer Menschen interessiere.
Der von Luis ist ziemlich groß. Ein dunkelgrün gestrichener Pavillon steht am hinteren Ende, in der Mitte ist ein Magnolienbaum, der im Frühling bestimmt umwerfend aussieht.
»Danke«, sagt er. »Möchtest du einen Kaffee? Glas Wein?«
»Wie viel Uhr ist es?« Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Fünf. »Ein Wein wäre schön. Ich bin kaputt vom Arbeiten.«
»Rot oder weiß?«
»Egal. Was nimmst du?«
»Nehmen wir weißen!« Er geht zum Kühlschrank, holt eine Flasche heraus und sucht in der Schublade nach dem Korkenzieher.
»Wie war die Arbeit?«, fragt er.
»Ganz in Ordnung.« Ich ziehe mir einen Stuhl an die Theke und sehe zu,
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