Einmal rund ums Glück
betreut die Gäste und kann das Qualifying auf der großen Leinwand verfolgen.
»Nicht schlecht. Luis war schnellster im Q 2 .« Das ist die zweite Runde des Qualifyings – insgesamt gibt es drei, dann erst werden die Startpositionen festgelegt.
»Das ist doch super!«, sage ich.
»Ja, aber Will hat nur Platz neun gemacht.«
»Oh.« Ich bin enttäuscht.
»Tja, Simon war auch nicht gerade begeistert.«
»Nein?« Mein Magen zieht sich zusammen.
»Will hat letzte Nacht wohl nicht gut geschlafen.«
»Oh.« Mir wird gleich schlecht. Wahrscheinlich würde Simon mich feuern, wenn er wüsste, dass ich Will wach gehalten habe.
Ich verlasse die Küche, um mir das Q 3 auf der großen Leinwand anzusehen, und bin erleichtert, als Will sich bis auf den fünften Platz vorarbeitet, auch wenn das immer noch nicht großartig ist. Luis wird morgen von Platz zwei starten.
Kurz darauf kommen die Fahrer zurück. Während Luis sich mit seiner Familie an einen Tisch setzt, verschwindet Will in seinem Zimmer. Ich schaue ihm kurz nach, dann fällt mir ein, dass noch zwei neue Sponsorenabzeichen auf seinen zweiten Overall genäht werden müssen. Die Ausrede reicht mir …
»Herein!«, ruft er, als ich an seiner Tür klopfe.
Ich drücke sie auf. »Hi.«
»Hallo.«
»Hast du deinen Overall da? Den anderen, meine ich?«, füge ich hinzu, als er an sich hinabschaut. »Ich muss diese Abzeichen aufnähen.«
»Ach, ja klar«, erinnert er sich, geht zum Schrank und sucht den anderen heraus. Vom letzten Rennen ist er noch in die Plastikfolie von der Reinigung geschlagen.
»Alles in Ordnung?«, frage ich zögernd, als ich den Overall entgegennehme.
»Ja«, antwortet er kurz angebunden und weist auf einen Stuhl. Ich hocke mich auf den Rand.
»Hab gehört, du warst müde. Tut mir leid.«
Er schüttelt abwehrend den Kopf und zieht einen Stiefel aus. »Daran lag es nicht. Der Wagen hatte nicht genug Abtrieb.«
»Ah. Verstehe. Kann ich irgendwas für dich tun?«
»Nein, nein. Ich komme gleich runter.« Er zieht den anderen Stiefel aus.
»Gut.« Ich stehe auf.
Das Handy auf dem Tisch spielt die Melodie von Rihannas »Umbrella«. Will schnappt es sich. Ich habe sein Telefon schon öfter klingeln gehört, aber sonst ist es immer ein Klingelgeräusch und kein polyphones Lied. Da dämmert es mir: dies ist der Klingelton, den Will für seine Freundin eingerichtet hat.
»Hi«, spricht er ins Handy, »kannst du kurz warten?« Er legt die Hand aufs Mikrofon, während ich zur Tür gehe. Tief in mir pocht es schmerzvoll. Um was geht es in dem Lied? Dass man für seinen Partner da ist, egal bei welchem Wetter? Die ganze Sache ist doch hoffnungslos!
»Daisy!«, ruft er mir nach.
Ich drehe mich um. »Ja?«
Er flüstert: »Halt dich heute Abend besser von meinem Zimmer fern, ja? Wenn ich den Blödmann schlagen will, kann ich ein bisschen mehr Schlaf gebrauchen.«
Ich laufe rot an und schiele unbewusst auf sein Handy, dann setze ich ein Lächeln auf, verlasse den Raum und ziehe die Tür leise hinter mir zu.
In Gedanken versunken, gehe ich zurück in die Küche. Ich bin so dämlich. So unglaublich dämlich. Ich hasse mich. Warum kann ich mir nicht abgewöhnen, an ihn zu denken? Ich muss damit aufhören. Es geht nicht anders!
»Was ist los mit dir?«, fragt Holly, als sie mein Gesicht sieht.
»Kommst du mit zur Toilette?«, frage ich mit Blick auf Klaus, Gertrude und die anderen Mitarbeiter, die an den Arbeitsflächen beschäftigt sind.
»Ach man, Holly«, sage ich, kaum dass die Toilettentür hinter ihr ins Schloss fällt. »Du musst mir in den Hintern treten oder so. Du musst irgendwas tun, damit ich mich nicht in ihn verliebe.«
»Ich nehme an, wir sprechen von Will?«
Ich ziehe eine Grimasse.
»Ich glaube, dafür ist es schon ein bisschen spät, was? Du bist längst verliebt, bis über beide Ohren.«
Seufzend lehne ich mich gegen eine Kabinentür. »Weißt du, welchen Klingelton er für seine Freundin eingerichtet hat?«
Holly hat keine Ahnung.
»›Umbrella‹ von Rihanna.«
»Oh.« Sie versucht, nicht zu grinsen.
»Das ist nicht witzig!«
»Sorry, tut mir leid.« Sie gibt sich zerknirscht.
»Ernsthaft, ich muss damit aufhören. Es gibt einen guten Grund, warum ich nichts mehr mit Männern zu tun haben wollte. Ich will nicht mehr leiden. Und ja: Ich weiß, dass du mich gewarnt hast«, füge ich hinzu, als ich ihren Blick sehe. »Aber was hätte ich tun sollen? Was soll ich tun? Ich kann nicht einfach aufhören, etwas für ihn
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