Einmal rund ums Glück
zu empfinden.«
»Warum vögelst du nicht stattdessen mit Luis? Dann denkst du mal an was anderes als Will.«
»Holly!«, rufe ich empört. »Was soll das denn für eine Lösung sein! Auf gar keinen Fall!«
»Warum nicht? Also, ich würd’s tun.«
»Na, warum machst du’s dann nicht?«
Sie lacht und schüttelt amüsiert den Kopf.
»Wie du so was sagen kannst …« Ungläubig schaue ich sie an.
»Keine Sorge«, gibt sie zurück und tätschelt mir den Arm. »Das renkt sich alles wieder ein. Ist immer so.«
Na, super. Sie ist keine große Hilfe.
Holly und ich übernehmen die erste Schicht am Renntag. Als sie daher am Samstagabend vorschlägt, früh ins Bett zu gehen, bin ich einverstanden. Ich schlafe tief und fest, als ich plötzlich aufschrecke. Die Tür. Ich sehe hinüber und merke, dass Holly nicht in ihrem Bett liegt. Ich stehe auf und schaue kurz im Bad nach, aber sie ist nirgends zu finden. Die roten Ziffern auf dem Wecker sagen mir, dass es halb zwölf ist. Wo ist sie bloß hin? Hat sie was mit Pete? Oder vielleicht schläft
sie
mit Luis? Irgendwas läuft da, und morgen werde ich als Erstes herausfinden, was es ist.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt sie in ihrem Bett und schläft tief und fest. »Wo bist du gestern Nacht gewesen?«, rufe ich laut. Sie stöhnt. »Holly! Holly!« Ich stupse sie an.
»Was ist?«, meckert sie. »Wie spät ist es?«
»So spät, dass du mir jetzt sagst, was hier vor sich geht.«
»Hä? Daisy, wovon redest du?«
»Wo bist du gestern Nacht gewesen?«
»Gestern Nacht?«
»Ja! Verdammt nochmal, Holly, sag’s mir einfach! Treibst du’s heimlich mit Pete?«
»Nein!«, faucht sie.
»Mit Luis?«
»Nein!«
»Dann sag doch!«
»Nein, Daisy! Ich schlafe mit keinem von beiden!«
»Und, wo warst du dann?«
»Ich konnte nicht schlafen, deshalb bin ich ein bisschen im Hotel rumgelaufen. Und dann …« Sie setzt sich auf, ihre Augen beginnen zu leuchten. »Dann bin ich ins Medienzentrum gegangen und habe ein paar E-Mails geschrieben. Habe mich seit Ewigkeiten nicht mehr bei meinen Freunden gemeldet, da hatte ich einiges nachzuholen.«
Ich weiß, dass sie lügt. Aber ich kann es ihr nicht nachweisen, und ihre Ausrede ist zu gut. Ich bin mir sicher, dass irgendwas läuft, aber wenn sie mir nicht klipp und klar sagt, was los ist, dann werde ich von jetzt an auch nicht mehr so offen sein, was meine Gefühle für Will angeht.
Am Renntag scheint die Sonne, doch als wir um fünf Uhr morgens an der Rennstrecke auftauchen, um das Frühstück vorzubereiten, ist es noch kalt. Im Auto spreche ich nicht groß mit Holly. Ich bin immer noch enttäuscht, weil sie mir nicht die Wahrheit sagt. Ich weiß nicht, ob sie meine Stimmung spürt, denn sie redet auch nicht viel.
Um acht Uhr treffen Luis und seine Familie ein.
»Möchten Sie Frühstück?«, frage ich.
»Ja, bitte«, erwidert MrsCastro eifrig.
»Nimm bloß nicht das Müsli«, mischt Luis sich ein. »Das ist ekelhaft. Daisy macht die besten Eier mit Speck.«
»Das ist also deine Ausrede?«, frage ich sarkastisch und schaue an ihm vorbei, weil Will gerade aufgetaucht ist. Mein Herz schlägt wie immer einen Purzelbaum. Ich konzentriere mich darauf, Luis’ Familie zu bedienen, während Will an einem Tisch stehen bleibt und mit Simon spricht. Simon steht auf, und Will folgt ihm die Treppe hinauf. Im Vorbeigehen nickt er mir zu. »Morgen!«
»Hi!« Ich lächle ihm nach und merke, dass Luis mich vorwurfsvoll ansieht. Bevor er merkt, dass ich rot werde, gucke ich schnell zur Seite.
»Mãe, schnapp dir den Tisch da drüben. Ich komme sofort«, sagt Luis.
»Himmelst du ihn immer noch an?«, fragt er mich.
»Nein«, gebe ich mürrisch zurück und knalle den Speck auf den Teller, den Luis mir hinhält. »Noch mehr?«
»Na klar. Er wird sie niemals verlassen, hörst du.«
»Halt die Klappe, Luis.« Genervt verdrehe ich die Augen.
»Ich hab die beiden letzte Woche im Hauptquartier gesehen. Hab ich dir das erzählt?«
»Echt?« Ich sehe ihn an, und eine vertraute Übelkeit steigt in mir auf.
»Sie war zum Abendessen mit Will und Simon da.«
»Und wie ist sie so?« Ich hasse mich selbst dafür nachzufragen, insbesondere bei Luis.
Er zuckt mit den Achseln. »Eigentlich ganz in Ordnung. Macht ’nen netten Eindruck.«
»Reicht das?«, frage ich unwirsch und weise auf seinen Teller.
»Ja, das reicht.«
»Gut.« Ich wische mir die Hände ab, stolziere in Richtung Küche und lasse Luis allein an der Theke stehen.
Holly
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