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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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ich arbeite weiter.
    Die modernen Anlagen an der Strecke von Shanghai sind beeindruckend – wir haben unsere fahrbaren Motorhomes in Europa zurückgelassen. Die Strecke hier ist in der Form des chinesischen Schriftzeichens »shang« angelegt, das »hoch« oder »oben« bedeutet. Die Verpflegungsgebäude sind wie Pavillons an einem See angeordnet, sie sollen an den Yu-Yu-an-Garten in der Altstadt erinnern.
    Das Wetter ist heute mild, die Luftfeuchtigkeit mäßig, einige Gäste sitzen an Tischen mit Blick auf den See. Ich stelle ein Tablett mit Getränken zusammen und bringe es nach draußen. Luis unterhält sich mit zwei Mechanikern. Die beiden stehen auf und gehen hinein, Luis vertieft sich in eine Zeitung.
    »Du liest doch nicht diesen ganzen Blödsinn über Will und dich, oder?«, frage ich und stelle das Tablett auf seinem Tisch ab, um meine Arme einen Augenblick zu entlasten.
    Er lässt die Zeitung sinken. »Hast du das etwa gelesen?«
    »Nein. Holly hat’s mir erzählt.«
    »Ach so. Und, wie geht’s dir? Nach dem Rennen in Monaco habe ich dich nicht mehr gesehen.«
    »Ich dich auch nicht«, gebe ich zurück. »Und eigentlich muss ich fragen, wie es
dir
geht.«
    »Gut.« Er zieht einen Stuhl unterm Tisch hervor. »Zeit für eine kurze Pause?«
    Ich zögere, dann setze ich mich. »Das heißt also, du warst nicht verletzt?«
    »Was, nach dem Unfall?«
    Ich nicke.
    »Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Ich war nicht verletzt trotz einer gewissen Person.«
    »Will?«
    »Ja, Daisy«, erwidert er genervt und wechselt dann das Thema. »Hat Johnny dich in Monaco gesehen?«
    Bei der Erwähnung dieses Namens zucke ich leicht, doch ich reiße mich zusammen. »Glaub nicht. Der wird viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen sein, um mich zu bemerken.«
    »Weiß er denn, dass du für ein Formel- 1 -Team arbeitest?«, will Luis wissen.
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Aber er ist ein großer Fan, oder? Hat er nicht haufenweise Rennwagen?«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Ist doch allgemein bekannt. Nicht dass ich ein großer Fan von ihm wäre oder so.«
    »Gut.« Ich lächle ihn ironisch an. »Ich kann dir nämlich kein Autogramm mehr besorgen.«
    Luis verdreht die Augen.
    »Egal«, füge ich hinzu, »wie es sich anhört, sind Will und du im Moment bekannter als er, weil ihr ja angeblich diesen Privatkrieg laufen habt.«
    Luis’ Miene wird starr. Er schaut an mir vorbei auf den See.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du öffentlich darüber gesprochen hast, aber du gibst ihm trotzdem die Schuld an dem Unfall, nicht?«, frage ich vorsichtig.
    »Ja. Das war seine Schuld.« Finster sieht Luis mich an und verschränkt trotzig die Arme vor der Brust.
    »Wirklich?«
    »Na klar! Er hat viel zu aggressiv überholt, hat nicht genug Abstand gelassen und meinen Flügel gestreift. Was erwartet er auf einer Strecke wie Monaco? Ist ja nicht so, als wäre er da noch nie gefahren – er hätte es wissen müssen! Jetzt habe ich zehn Punkte in der Meisterschaftswertung verloren und muss mich doppelt anstrengen, um sie zurückzubekommen!«
    »Schon gut, schon gut!«, unterbreche ich ihn und schaue mich schnell um. »Ich hoffe, hier sitzen keine Journalisten mit großen Ohren herum.«
    Luis greift wieder zur Zeitung. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, dass er nicht mit der Presse gesprochen hat.
    »Hast du das mit seiner Freundin wirklich gesagt?« Ich muss es einfach wissen. »Dass er vor ihr angeben wollte?«
    »Natürlich nicht, Mann!« Verärgert knallt er die Zeitung auf den Tisch.
    »Hab ich ja auch nicht geglaubt«, beeile ich mich zu versichern. »Hast du deine Jacke eigentlich zurückbekommen?«
    »Ja.«
    Ich hatte sie an der Rezeption für ihn hinterlegt.
    »Gut, also, ich mach jetzt besser weiter.«
    Luis nickt und widmet sich wieder seiner Zeitung.
    Launischer Kerl.
    Später am Nachmittag bin ich in der Küche und wasche ab, als Will den Kopf zur Tür hereinsteckt. Ich fahre vor Schreck zusammen. Das hat er noch nie getan.
    »Kann ich dich mal kurz ausleihen?«, fragt er und schaut dann Frederick an. »Ist das in Ordnung?«
    »Klar.« Frederick entlässt mich gnädig.
    Ich folge Will in den Gästebereich. »Alles in Ordnung?«, frage ich.
    »Ja.« Er sieht sich um. Eine Hostess wischt über einen Tisch. »Können wir nach oben gehen?«
    »Äh, meinetwegen …« Ich folge ihm zögernd hinauf zur Suite der Fahrer, die direkt über dem Gästebereich liegt. Hier in Shanghai muss er sich einen Raum mit Luis teilen,

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