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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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wendet sich an Holly. »Bring sie nach Hause.«
    »Aber –«
    »Bring sie hier weg!«, herrscht er sie an.
    Ich kann mich nicht erinnern, wie es weitergeht. Es ist ein einziger Wirrwarr. Ich merke noch, dass Holly mit einem Arzt spricht. Dass ich die Tabletten nehme, die sie mir gibt. Dass ich in einem Auto sitze, das zusammen mit den anderen Stoßstange an Stoßstange vom Parkplatz kriecht, dass ich aus dem Fenster auf das vorbeihuschende grüne Laub schaue. Verschwommen habe ich in Erinnerung, wie ich in meinem eigenen Bett in der Wohnung auf der Camden Road liege, inmitten von Taschen, die bereits für den bevorstehenden Umzug gepackt sind. Dunkel kann ich mich erinnern, dass Holly in der Nacht nach mir schaut und mir noch eine Tablette dalässt, die ich am Morgen nehmen soll.
    Als ich schließlich aus meinem von Medikamenten herbeigeführten Dämmerzustand erwache, ist es Dienstag, und Holly schläft auf dem Sofa.
    Die Wohnung ist warm und hell. Licht fällt durch die Südfenster herein. Holly hat die Vorhänge am letzten Abend nicht zugezogen, und im ersten Moment aale ich mich im Sonnenlicht, ohne zu ahnen, was nur zwei Tage zuvor passiert ist. Dann holt die Wirklichkeit mich ein, und ich merke, wie sich mir der Hals vor Schmerz zuschnürt.
    »Holly!«, versuche ich sie zu wecken. Tränen schießen mir in die Augen. »Holly!«
    »Ja?«, murmelt sie, und dann ist auch sie zurück in der Realität, denn sie setzt sich aufrecht hin.
    »Wann ist die Beerdigung?«, will ich wissen. »Wann ist seine Beerdigung?«
    »Heute. Heute Nachmittag«, erwidert sie und reibt sich die Augen.
    »Wo? In Cambridge?« Das ist seine Heimatstadt.
    Sie nickt müde. Ich steige aus dem Bett.
    »Was hast du vor?«, fragt sie alarmiert.
    »Mich für die Beerdigung fertig machen! Herrje, wie sollen wir da bloß hinkommen? Kannst du beim Bahnhof anrufen und dich nach Fahrkarten erkundigen? Oder ist ein Bus besser?«
    »Nein, Daisy, warte mal.«
    »Los, komm!«, rufe ich. »Wir müssen uns beeilen!«
    »Daisy, warte!« Sie steht auf.
    »Was ist?« Ich bin verärgert.
    Ihr Gesichtsausdruck ist schmerzvoll. »Du kannst nicht zur Beerdigung gehen.«
    Verblüfft sehe ich sie an.
    »Sie findet im engsten Familien- und Freundeskreis statt.«
    »Was soll das heißen?«, rufe ich. »Ich bin eine enge Freundin! Ich war fast seine richtige Freundin!«
    »Ich weiß, aber …« Sie legt die Hände auf meine Arme. »Niemand weiß von dir. Was den Rest der Welt betrifft, ist Laura diejenige, die er zurückgelassen hat.«
    Laura ist diejenige, die er zurückgelassen hat …
    Ich sacke auf dem Sofa zusammen, zu schockiert, um weinen zu können. Ich kann nicht zu Wills Beerdigung gehen? Ich kann mich nicht mal von ihm verabschieden?
    »Wer geht denn hin?«, frage ich. »Simon?«
    Sie guckt lauernd. »Ja, glaub schon.«
    Also weiß sie es. »Und Luis?« Mein Ton ist hart.
    »Ich glaube, er fährt mit Simon.«
    Wütend starre ich sie an. Ich weiß nicht, warum. Es ist nicht ihre Schuld. Aber ich möchte jetzt den Überbringer der Nachricht erschießen. Holly weicht meinem Blick aus, schaut niedergeschlagen auf die Taschen am Boden.
    Ich sinke auf die Knie und breche in Tränen aus. Schluchzer erschüttern meinen Körper, ich lege die Hände auf meine gepackten Taschen.
    »Daisy, ist schon gut«, sagt Holly. »Du kannst erst mal zu mir ziehen.«
    Da entdecken meine tränenverschleierten Augen die Ecke einer Zeitung, die aus Hollys Tasche ragt.
    Ich stürze hinüber und ziehe sie unter ihren Protesten heraus.
    DIE VERLORENE LIEBE
    verkündet die Schlagzeile auf der Titelseite. Darunter ist ein Foto von Laura, verweint und leidend.
    Ich überfliege die Story. Sie handelt von Will und Laura, die zusammen aufwuchsen, sich ineinander verliebten und irgendwann heiraten wollten. Der Journalist erinnert an Wills Antwort auf die Hochzeitsfrage auf dem Startfeld und dass Will dem Reporter ein vielsagendes Lächeln zuwarf, mit dem er zu verstehen gab, dass eine Hochzeit nicht mehr lange auf sich warten lasse. Nur ich weiß, dass er dieser Frage wegen mir auswich.
    Plötzlich habe ich sein Gesicht ziemlich deutlich vor mir, wie er mir bedauernd nachsieht, als ich vor dem Rennen über die Mauer in der Boxengasse kletterte. Ich habe ihm nicht mal viel Glück gewünscht! Dann verschwimmt das Bild wieder.
    Nein, nicht jetzt! Bitte nicht! Wo ist er? Hastig blättere ich in der Zeitung herum, bis ich die Fortsetzung des Artikels finde. Dort sind Fotos vom Unfall – die

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