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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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werfe Will einen letzten Blick zu, bevor ich wieder über die Mauer klettere. Auf der anderen Seite sehe ich, wie Laura sich entfernt und Will mir bedauernd nachblickt. Dann stiefelt Luis mit wutverzerrter Miene auf Will zu. Ich erkenne nur noch Wills verdutzten Gesichtsausdruck, dann muss ich mich darauf konzentrieren, die Boxengasse zu durchqueren, ohne mit den Menschen zusammenzustoßen, die jetzt das Startfeld verlassen. Was hat Luis bloß zu Will gesagt?
    Wills Eltern stehen innerhalb des auf den Boden gemalten weißen Vierecks in Wills Garage. Kurz darauf gesellt sich Laura zu ihnen. Ich werde plötzlich wütend. Das ist einfach nicht richtig. Das ist ganz und gar nicht richtig.
    »Komm, wir gehen da durch«, schlägt Holly vor, doch ich bleibe wie angewurzelt stehen. »Daisy!«, drängt sie mich. Widerwillig folge ich ihr. Als wir Luis’ Garage erreichen, sind die Wagen bereits auf ihrer Aufwärmrunde. Die Kamera zeigt Hunderte von Formel- 1 -Fans auf den Tribünen, die mit Pfeifen trällern und Plakate zur Unterstützung von Will in die Luft halten. Mein Herz schlägt schneller, als die Kamera auf sein Auto zoomt.
    Ich möchte nicht hier sein.
    Aber wenn sie hier ist, bleibe ich auch.
    Die Wagen kommen um die letzte Kurve und nehmen ihre Position auf der Startgeraden ein. Die roten Lichter erlöschen, und es geht los.
    Mir ist schlecht. Schwindelig. Will nimmt die erste Kurve und behauptet seinen Platz, doch Luis ist ihm dicht auf den Fersen.
    Konzentrier dich, Daisy! Wenn du gehst, gewinnen die anderen! Dann gewinnen alle! Seine Eltern verachten dich, Laura weiß kaum von deiner Existenz, aber du hast das Recht, hier zu sein. Du solltest in diesem weißen Kästchen stehen, nicht sie!
    Ich wende den Blick vom Monitor ab und schaue auf Petes Hinterkopf, um mich von dem Schwindelgefühl abzulenken.
    Ein kollektiver Aufschrei bringt mich wieder zur Besinnung. Ich schaue nach oben zum Monitor, wo ein Wagen durch die Luft wirbelt wie ein Drehkreisel. Er prallt in eine Reifenbarrikade und landet falsch herum in einem Kiesbett. Autoteile fliegen und rutschen über die Strecke. Ich werde leichenblass, als mir klar wird, dass es Will ist. Flammen züngeln unter seinem Wagen empor, Streckenposten klettern über die Streckenabsperrung, um ihn zu retten.
    Wie aus weiter Ferne spüre ich Hollys Hand auf meinem Arm und höre Wills Mutter in der Garage nebenan kreischen.
    Alle anderen sind sonderbar still, starren nur auf den Monitor. Die Streckenposten haben das Feuer gelöscht, ein Rettungswagen ist eingetroffen. Kurz darauf falten sie ein weißes Laken auseinander, um Will vor den Blicken der Zuschauer zu schützen.
    »Was ist da los? Warum decken sie ihn ab?«, ruft Laura leicht hysterisch.
    Ich dagegen bin beängstigend ruhig.
    »Der hat nichts«, sagt Holly. »Keine Sorge.« Es hört sich an, als sei sie sehr, sehr klein und habe nur eine piepsige, blecherne Stimme. Ich nehme ihre Worte kaum wahr. Ein Schauer durchfährt mich, als mir einfällt, dass Will sagte, wenn er je gelähmt wäre, wollte er nicht mehr leben.
    Plötzlich werden Laura und Wills Eltern aus der Garage geführt. Panisch sehe ich ihnen nach.
    »Wo gehen die hin?«, höre ich mich Holly fragen.
    »Sie fahren im Rettungswagen mit.«
    »Ich muss hier weg.« Ich setze mich in Bewegung, doch sie legt die Hand auf meinen Arm und hält mich zurück.
    »Daisy, das geht nicht«, sagt sie bestimmt. »Nur Angehörige.«
    Mein Herz rast. Werde ich ihn im Krankenhaus überhaupt besuchen dürfen?
    »Komm, wir gehen zurück in die Küche«, sagt Holly. Ich zögere, auf einmal den Tränen nahe. »Los. Es darf dich keiner so sehen.« Sie hilft mir auf die Beine und schiebt mich über den Asphalt vor den Garagen in den Gästebereich.
    »Ich gehe auf Wills Zimmer«, murmel ich, als wir durch die Tür ins Gebäude treten. »Sag Frederick, dass es mir nicht gut geht.«
    Holly nickt und lässt meinen Arm los. Ich haste auf die Treppe zu. Kaum bin ich in Wills Zimmer, schließe ich die Tür, lehne mich dagegen und atme mit geschlossenen Augen tief durch. Als ich sie wieder öffne, sehe ich, dass der Inhalt von Wills Tasche auf dem Boden ausgebreitet ist. Ich muss irgendwas tun, deshalb knie ich mich hin und beginne, seine Kleidung zusammenzulegen und auf dem Couchtisch zu stapeln. Irgendwann halte ich das schwarze T-Shirt in der Hand, das er Donnerstagabend trug, drücke es mir an die Nase und atme den Geruch ein. Es riecht noch nach ihm.
    Betäubt falte ich das T-Shirt

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