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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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»Barney ist bestimmt noch am anderen Ende.«
    Sie tut schnell, wie ihr geheißen, dann sieht sie mich wieder an, weiß nicht, ob sie mich umarmen soll, mir einen Kuss geben oder mir – Gott bewahre – die Hand geben soll. Ich erspare ihr die Qual der Wahl, gehe langsam auf sie zu und gebe ihr einen kurzen Kuss auf die Wange.
    »Du bist wieder da«, sagt sie. »Bist du wieder da?«, fragt sie, unsicher, was los ist.
    »Fürs Erste«, erwidere ich.
    »Komm doch rein!« Ich lasse den Koffer vor dem Aufzug stehen, und sie führt mich ins Wohnzimmer. Raumhohe Fenster eröffnen den Blick auf den im Sommergrün stehenden Central Park. Ich atme tief durch. Ich hatte vergessen, wie schön diese Aussicht ist. Es ist sogar möglich, dass ich sie noch nie so recht genossen habe.
    »Wir wussten ja gar nichts. Hast du angerufen? Martina muss dein Zimmer herrichten. Martina!«, ruft meine Mutter.
    »Schon gut, das ist kein Problem«, beeile ich mich zu sagen. »Ich will keine Umstände machen. Ich kann auch erst in einem der Gästezimmer schlafen.«
    »Nein, das geht nicht«, widerspricht sie. »Dein Zimmer ist für dich da.
Martina!
«
    »Ja, Ma’am?« Ein Hausmädchen, das ich nicht kenne, hastet in einem hellgrauen Kleid und einer weißen Schürze herbei.
    »Daisy ist wieder da. Daisy ist zurück!« Es klingt, als sei meine Mutter leicht aus dem Gleichgewicht, aber so war sie schon immer. »Richten Sie sofort ihr Zimmer her!«
    Ich werfe Martina einen entschuldigenden Blick zu, die ergeben nickt und wieder davonhuscht.
    Meine Mutter sieht mich an. »Tee? Möchtest du einen Tee trinken?«
    »Gern«, erwidere ich und gehe in Richtung Küche. Sie schaut mich verdutzt an.
    »Wo willst du hin?«
    »In die Küche. Eine Tasse Tee machen.«
    Sie tut, als sei ich verrückt. »Das macht doch Candida«, sagt sie verdattert.
    »Ist das die Köchin?«, frage ich. Die letzte Köchin, die ich kannte, hieß Gita.
    »Ja. Sie ist hervorragend«, erwidert meine Mutter. Ihr italienischer Akzent ist inzwischen nur noch ganz schwach zu hören. Ich weiß nicht, ob sie ihn von selbst losgeworden ist oder ihn sogar mit Absicht abtrainiert hat. Die meisten Menschen würden sie für eine Amerikanerin halten.
    Ich lasse mich in einen Sessel sinken und verschwinde fast in seinen Tiefen. Meine Mutter eilt aus dem Zimmer. Ich atme nochmals tief durch und genieße den Ausblick. Aus der Küche höre ich, wie meine Mutter der Köchin mit hoher Stimme Anweisungen erteilt.
    Meine Gedanken tragen mich fort. Ich erinnere mich an die Arbeit mit Rosa, der niedlichen amerikanischen Köchin von Johnny Jefferson. Wie gerne ich sie mochte! Sie hat mir das Kochen beigebracht. Genau genommen war sie es auch, die mich überhaupt auf die Idee brachte, mich bei einem Caterer zu bewerben. Ich träume noch immer davon, irgendwann meine eigene Firma zu haben. In letzter Zeit habe ich viel geträumt, aber die meisten Wünsche werden niemals wahr werden …
    Ich schüttel den Kopf, um mich von den Erinnerungen zu befreien. Ich darf jetzt nicht an Will denken.
    »Der Tee ist gleich fertig.« Meine Mutter steht vor mir.
    »Setz dich doch hin!«, schlage ich vor, und sie hockt sich auf den Rand des Sofas und nestelt nervös mit den Händen herum.
    Eine Weile spricht keine von uns, und ich genieße die Stille. Als meine Mutter schließlich etwas sagt, zucke ich zusammen. »Es ist lange her, Daisy.«
    »Ich weiß.«
    »Ich habe mit deiner Großmutter telefoniert. Sie hat mir erzählt, was mit dem Rennfahrer passiert ist.«
    Der Rennfahrer …
    »Warum hast du nicht angerufen?« Ihr Gesichtsausdruck ist gequält.
    »Tut mir leid«, sage ich, doch die Entschuldigung klingt kühl und unaufrichtig. »Ich dachte nicht, dass ich dir fehlen würde.«
    »Natürlich hast du mir gefehlt!«
    »Dann warst du aber die Einzige.«
    Sie sagt nichts. Dazu kann sie nichts sagen.
    Candida bringt den Tee und verschwindet wieder.
    »Wo ist mein Vater?«, frage ich plötzlich. Ich würde ihn lieber Stellan nennen, denn so heißt er. »Vater« klingt irgendwie falsch und »Dad« fast schon lächerlich.
    »Auf der Arbeit«, antwortet meine Mutter.
    Ich nicke. Natürlich. Es ist ja Sonntag, wo soll er da sonst sein. Etwa zu Hause bei seiner Familie?
    Mein Vater ist Milliardär. Sein Geld hat er als ruchloser Geschäftemacher verdient, kaufte strauchelnde Firmen auf, zerschlug sie und verschacherte sie Stück für Stück. Das, was Richard Gere in
Pretty Woman
macht, das macht auch mein Vater. Nur dass

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