Einmal siebter Himmel und zurueck
dir anders überlegen.”
„Doch, Edith erwartet uns. Ich habe sie heute Morgen angerufen und sie gefragt, ob sie bereit sei, mit uns zu reden.”
“Und was sagte sie?”
“Ich rechnete damit, dass sie so tun würde, als verstünde sie nicht, wovon ich sprach. Aber sie fragte, wann wir etwa kommen würden. Sie klang traurig. Und auch, als hätte sie seit langem erwartet, dass ich auftauchen würde.
Merkwürdig!”
“Na ja, schließlich wusste sie von der Affäre ihrer Schwester mit deinem Vater.
Und von Carly. “
Gillian seufzte. “Sie hat das Lügengespinst aufrechterhalten. Das gehört zu den unverständlichen Dingen. Wieso wurden Rachel, Sean und ich nicht darüber informiert?” Das würde sie ihrem Vater nie verzeihen.
“Also, was ist, gehen wir oder nicht?”
Gillian öffnete die Tür. “Wir sind nicht so weit gefahren, um jetzt wieder umzukehren.” Sie stieg aus. “Rote Geranien in Töpfen”, murmelte sie.
„Wie bitte?”
Gillian wies zu den Fensterbänken hinüber. “Meine Mutter liebte auch rote Geranien. “
Alex kannte nur Rosen und Flieder. Er legte die Hand an ihren Rücken, während sie zum Haus gingen, und spürte, wie sie tief ein-und ausatmete. Er ahnte, dass Gillian neugierig war auf eine Aufklärung und genauso viel Angst davor hatte.
Es dauerte eine Weile, ehe geöffnet wurde.
Vor ihnen stand eine zierliche Frau Anfang sechzig, das graue Haar war ganz kurz geschnitten. “Kommen Sie herein.” Sie richtete den blassblauen Schal, den sie um die Schultern trug, und führte sie über den blanken Holzfußboden in ein kleines Wohnzimmer mit einem bodenlangen Fenster, durch das man in den Wald schauen konnte.
Alex und Gillian nahmen auf einem moosgrünen Sofa Platz. Obgleich Edith nicht mehr jung war und kränklich wirkte, sah man, dass sie früher schön gewesen sein musste. Alex wollte sie nicht anstarren, deshalb schaute er sich erst mal im Raum um.
“Ich war krank”, erklärte Edith und wies auf mehrere Fläschchen Medizin auf einem Tischchen.
„Tut mir Leid, Sie zu stören”, entschuldigte Gillian sich, “aber es ist sehr wichtig für mich.”
“Sie sehen wirklich genau aus wie…” Edith schwieg abrupt, als bereue sie ihre Worte. “Sie sind sehr hübsch.”
„Vielen Dank.” Gillian lächelte. “Sie wissen also…”
Die Falten in Ediths Gesicht vertieften sich. “Ich weiß alles. Die Sache gehört zu den größten moralischen Lasten, die ich je getragen habe. Aber lassen Sie mich Ihnen versichern, dass meine Schwester niemals irgendjemandem wehtun wollte.”
Gillian hatte nicht vor, die Frau mit Samthandschuhen anzufassen. “Ihre Schwester hat meinen Vater belogen”, sagte sie direkt. “Sie ließ ihn im Glauben, dass das Kind, mit dem sie schwanger war, gestorben war.”
Edith nestelte an ihrem Schal. “Sie müssen das verstehen, sie wollte unbedingt ein Kind!”
Gillian verzog das Gesicht. Sie mochte nicht hören, dass Edith ihre Schwester in Schutz nahm. Schließlich hatte Lenore Selton beinahe die Ehe ihrer Eltern zerstört und ihnen das Herz gebrochen, als sie das Versprechen nicht einhielt, das sie ihnen hinsichtlich der Adoption gegeben hatte. “Als wir mit Ihrer Freundin Mildred sprachen, ließ sie durchblicken, dass Carly ebenfalls hier wohnt. Lebt sie in der Nähe? Ich würde sie gern kennen lernen.”
Gillian, die ewig Großzügige, dachte Alex. Er wunderte sich, dass sie nicht öfter verletzt wurde. Offenbar war sie bereit, eine Frau als Familienmitglied zu akzeptieren, die sie gar nicht kannte.
„Sie…” Edith schaute zur Tür. “Meine Nichte … ist hier.”
Gillian erhob sich. Sie schluckte. Würde ihre Schwester ihr ähneln? Oder ihren Geschwistern?
Einen Augenblick später wurden ihr die Knie weich, denn in der Tür stand eine Frau, die das genaue Ebenbild von ihr war!
„Carly, das ist Gillian.”
“Wie bitte?” Die junge Frau war blass geworden. „Tante Edith! Ich verstehe nicht, wie ist das möglich?”
“Carly, das ist deine Zwillingsschwester.”
Gillian wurde ganz schwindelig. “Wie bitte?” Sie schaute Edith empört an. Du meine Güte, das war doch unglaublich! Meine Mutter heißt Mary Ann, nicht Lenore! Das darf nicht wahr sein! schrie es in ihr. Sie wollte aufwachen aus diesem Albtraum! Die Frau, die sie ihr Leben lang für ihre Mutter gehalten hatte, war nicht ihre Mutter? Ihr ganzes Leben war auf einer Lüge aufgebaut?
“Es tut mir alles so Leid.” Edith zog die schmalen Schultern hoch. “Carly,
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