Einmal siebter Himmel und zurueck
war.”
Obgleich das Ganze sie betrübte, brachte Gillian es nicht fertig, irgendwem die Schuld zu geben, Lenore - ihre Mutter - war tot. Sie hatte sich damals entschieden. Vermutlich aus Liebe.
Carly dagegen musste damit fertig werden, dass ihre Mutter ihr das ganze Leben hindurch etwas Elementares verschwiegen hatte. Dennoch sagte sie ohne Vorwurf in der Stimme: “Schon gut, Tante Edith, es war ja nicht deine Schuld.”
Gillian war sich nicht sicher, ob Carly es wirklich so meinte. Vielleicht sagte sie es, weil Edith sehr krank, womöglich sterbenskrank war. Carly hatte offenbar ein großes Herz. So wie ihr gemeinsamer Vater. Carly stand auf und umarmte die alte Dame. Und Gillian wusste, dass auch Rachel und Sean sie lieb gewinnen würden.
Alex und Gillian blieben länger als beabsichtigt. Carly schaute sich faszimert ein postkartengroßes Foto von ihren Eltern und Geschwistern an, das Gillian mitgebracht hatte.
“Ich wollte…” Carly stockte.
Gillian verstand auch ohne Worte. Sie hatte Bilder von Lenore gesehen und die Ähnlichkeit mit ihnen entdeckt. Und so wie Carly gern ihre Familie gekannt hätte, hätte Gillian gern gewusst, wie ihre leibliche Mutter gewesen war, wie ihre Stimme geklungen hatte.
Erst gegen Abend brachen sie auf. Joe und Loretta, die sich um Shelby gekümmert hatten, waren sicher längst schlafen gegangen. Alex würde sich erst wohl fühlen, wenn er zu Hause bei seiner Tochter war.
Sie versprachen, am nächsten Tag zu telefonieren und ein Treffen mit Rachel und Sean zu arrangieren.
Nachdem sie draußen waren, schlang Alex den Arm um Gillians Taille. “Sag etwas”, bat er.
„Ich bin … total durcheinander”, gestand sie seufzend. “Glücklich, sie gefunden zu haben, und gleichzeitig todtraurig, verstehst du das?”
“Oh, Alex, es tut so weh, ich kann es nicht fassen.” Sie blieb stehen, und er umarmte sie liebevoll. “All diese Jahre hatte ich eine Zwillingsschwester und wusste nichts davon! Wieso habe ich es nicht gespürt?” Eine Welle der Traurigkeit für die Mutter, von der sie aufgezogen worden war, überwältigte sie.
“Die Frau, die ich liebte, war gar nicht meine Mutter.”
“Gillian! ” Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste es. “Bitte, denk mal nach. Nur weil eine Frau deine leibliche Mutter ist, heißt es nicht, dass nur sie dir Liebe geben kann.”
“Die Mutter, die ich kannte, gab mir viel Liebe - aber sie war nicht meine Mutter.”
“Natürlich war sie das. Denk an Nicki. Sie war zwar die leibliche, aber nie eine wirkliche Mutter für Shelby. Spielt es denn eine Rolle, wer sie geboren hat?”
Alex hatte einen triftigen Grund, das zu sagen. Und er hatte Recht. Nur die Liebe für ein Kind machte Menschen zu Eltern. Alex liebte Shelby mehr, als Nicki es je gekonnt hätte. Und die Mutter, die Gillian immer geliebt hatte, musste es damals genauso empfunden haben, sonst hätte sie niemals das Kind einer anderen Frau adoptiert.
Gillian war dankbar für die tröstlichen Worte und die Stille auf dem Rückweg, so dass sie über alles nachdenken konnte. Kein Mensch wusste besser als Alex, was sie gerade brauchte.
Erst als sie zu Haus angekommen waren, brach er das Schweigen. “Du solltest als Erstes deine Geschwister anrufen.”
“Das wird nicht leicht sein.”
Er stellte den Motor aus. “Du hast Carly sehr überzeugend dargelegt, dass Sean und Rachel sie sofort akzeptieren würden. Glaubst du selbst etwa nicht an deine Worte?”
“Doch, aber…” Gillian zögerte. “Es ist ein dummer Gedanke.”
“Du kannst mir auch dumme Gedanken sagen.”
Sie lachte kurz. Damit hatte sie nicht gerechnet. “Alex, du tust mir so gut!”
“Merkwürdig.” Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. “Das Gleiche habe ich schon immer von dir gedacht. Also, welchen dummen Gedanken hast du?”
“Du darfst aber nicht lachen!”
Er hob die Finger zum Schwur. “Versprochen!”
“Ich dachte, dass die Blutbahn zwischen mir, Sean und Rachel nun verwässert ist.“
Alex lachte nicht, sondern wirkte eher traurig. “Glaubst du wirklich? Das passt gar nicht zu dir.”
Tränen traten ihr in die Augen. “Was ist, wenn die beiden so denken?”
„Ach, Gillian.” Er zog sie an sich. “So darfst du nicht denken. Sie lieben dich.
Ein ganzes Leben voller Zuneigung ist doch nicht mit einem Schlag ausgelöscht.” Er hob ihr Kinn. “Ich hake jahrelang geglaubt, zwischen Joe und mir gäbe es keine Liebe …”
“Dabei gab es sie durchaus”,
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