Einsame Klasse.
Weintraube. Ihre Haare waren blonder, als Gott jemals vorgesehen hatte, und ihre Haut war dunkel und gleichmäßig gebräunt, was ihre makellosen Zähne beim Lächeln noch etwas weißer erscheinen ließ. Ihre Lippen hatten die gleiche Farbe wie ihr Kleid, und ihre Unterlippe sah aus wie zum daran Knabbern geschaffen.
«Möchten Sie außer dem sprudelnden Traubensaft irgendwas anderes trinken?» fragte ich sie.
«Ach, Sie sind ein Schatz. Ja. Ich möchte einen Wodka Martini mit Eis und Schuss», sagte sie.
«Vorher geschüttelt.»
Ich sah Tino an. Er war schon dabei, den Martini zu mixen. Tino war kein Mann, der Zeit damit verschwendete, nicht zuzuhören.
«Seien Sie ein Schatz», sagte Mausi, «und machen Sie mir einen Doppelten.»
Tino lächelte, als habe ihm nie zuvor etwas ein solches Vergnügen bereitet, und goss etwas mehr Wodka in den Shaker.
«Haben Sie eine Zigarette?» fragte sie.
Ich holte eine Packung heraus und klopfte eine los.
«Mein Gott», sagte sie. «Eine Camel? Wenn ich die rauche, falle ich wahrscheinlich in Ohnmacht.»
Sie nahm die Zigarette und lehnte sich an mich, während ich ihr ein Streichholz hinhielt. Als die Zigarette brannte, blieb sie an mich gelehnt stehen, atmete den Rauch ein und sah dabei aus halbgeschlossenen Augen durch den zwischen uns aufsteigenden Rauch hindurch zu mir auf.
«Wunderschön», sagte ich. «Ich hab diesen Blick stundenlang vor dem Spiegel geübt und werde ihn wohl nie so hinbekommen.»
«Bastard», murmelte sie und richtete sich auf. «Beatmen Sie mich, wenn ich ohnmächtig werde?»
«Nein», sagte ich. Ich gönnte mir eine meiner Zigaretten.
«Tja», sagte Mausi, «da unterscheiden Sie sich von anderen Männern. Kannten Sie Lindas ersten Mann?»
«Ja.»
«Langweiliger Kerl. Hat sich selbst so unbeschreiblich wichtig genommen. Nehmen Sie sich wichtig?»
«Donnerstags», antwortete ich. «Wenn ich mir die Fußnägel schneide.»
Mausi lächelte und nahm einen beträchtlichen Schluck Martini. Sie streckte ihre linke Hand aus und drückte meinen Arm.
«Mann», sagte sie, «wir haben ja ganz schön Muskeln.»
Ich ließ es im Raum stehen. Alle Antworten, die mir in den Sinn kamen, klangen ein bisschen dämlich, sogar ja und nein.
«Müssen Detektive sich prügeln, Mr. Marlowe?» fragte sie.
«Manchmal», sagte ich. «In der Regel weisen wir den Verbrecher mit einer geschliffenen Bemerkung zurecht.»
«Tragen Sie eine Waffe?»
Ich schüttelte den Kopf. «Ich wusste nicht, dass Sie kommen würden.»
Ein lederiges Exemplar der Spezies Mensch mit kurzem grauem Haar näherte sich uns und legte eine Hand auf ihren Ellbogen. Sie lächelte vollkommen unbeschwert und ohne jede Verlegenheit, als sie sich ihm zuwandte.
«Mr. Marlowe, das ist mein Mann, Morton Fairchild.»
Morton nickte mir desinteressiert zu.
«Sehr erfreut», sagte er und dirigierte seine Frau von der Bar weg in Richtung Tanzfläche.
«Ich glaube nicht, dass dieser Mann mich mochte», sagte ich zu Tino.
«Das ist es nicht, Mr. Marlowe», erwiderte Tino. «Ich schätze, er möchte nur seine Frau nicht neben einem Mann und einer Bar stehen sehen.»
«Ihnen entgeht nicht viel, oder, Tino?»
«Nein, Mr. Marlowe, nur die Dinge, die mir entgehen sollen.»
Linda tauchte mit einem Gast auf.
«Darling», sagte sie, «ich möchte dir gerne Cord Havoc vorstellen. Cord, das ist mein Mann, Philip Marlowe.»
«Bei Gott, Marlowe, ich bin froh, Sie kennenzulernen», sagte Havoc. Er holte eine große eckige Hand heraus. Ich erwiderte seinen festen Händedruck. Ich wusste schon, wer er war. Ich hatte ihn in drei oder vier schlechten Filmen gesehen. Er war ein Traummann, einsachtzig groß, glatte Gesichtszüge, ein kräftiger Kiefer, klare, weit auseinanderstehende Augen. Seine Zähne waren absolut ebenmäßig. Seine Kleidung passte zu ihm wie der Smoking zu Tino.
«Ich bin verdammt froh, Marlowe, dass dieses kleine Mädchen schließlich doch den richtigen Kerl gefunden hat. Hat mein Herz und eine Menge anderer gebrochen, dass es passiert ist, aber es ist verdammt noch mal gut, sie glücklich zu sehen.«
Ich lächelte ihn höflich an. Während ich lächelte, hielt er sein Glas in Tinos Richtung, ohne überhaupt hinzusehen, und Tino füllte es mit Bourbon auf. Havoc verringerte den Inhalt mit einem Schluck um ein gutes Drittel.
«Cords neuer Film läuft nächste Woche an», sagte Linda.
«Gangstergeschichte», erklärte Havoc und trank ein weiteres Drittel seines Drinks. «Wird Ihnen
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