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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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durchsichtigen Feuerzeug, das anzeigte, wieviel Flüssigkeit noch darin war.
    «Aber er hat es versucht», sagte ich.
    «Klar hat er’s versucht, versuchen es nicht all die Dreckskerle?»
    «Und Sie haben ihn an die frische Luft gesetzt.»
    «Tommy», rief sie.
    «Und vielleicht eine kleine Drohung damit verbunden.»
    Sondra zuckte mit den Achseln. «Sie haben Glück, dass Tommy nicht hier ist.»
    «Ja», sagte ich. «Beim letzten Mal bin ich gerade noch mit dem Leben davongekommen.»
    Ihrem Gesichtsausdruck nach erinnerte sie sich nicht besonders gut an das letzte Mal.
    «Ich war in Ihrem Haus und habe Sie über einen Fotografen namens Les Valentine befragt.»
    «Ich war völlig weggetreten.»
    «Ja. Sie haben mir, wenn ich mich recht entsinne, vorgeschlagen, mit Ihnen wegzutreten.»
    Wenn sie sich erinnerte, dann ließ sie es sich nicht anmerken. Sie zeigte keinerlei Anzeichen von Verlegenheit.
    «Tommy hasst das», sagte sie. Sie klang nicht, als kümmere es sie, ob Tommy es hasste oder nicht. «Was wollen Sie also, Marlowe? Oder sind Sie einer von diesen Kerlen, denen einer abgeht, wenn Sie mit einer Frau sprechen und dabei ein Aktfoto von ihr anstarren?»
    «Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen», erwiderte ich. «Aber diesmal versuche ich, Larry Victor in die Finger zu bekommen.»
    Sie legte den Kopf schräg und sah mich einen Moment lang an.
    «Larry? Wieso?»
    «Ein Fall, an dem ich arbeite.»
    «Sie versuchen nicht, mich auszunehmen?»
    «Würde ich nicht wagen. Was können Sie mir über Larry erzählen?»
    «Eine flügge gewordene Laus», sagte Sondra. «Hat drittklassige Filme gedreht und sich seinen Lebensunterhalt nicht verdienen können, ohne Aktfotos für Sexmagazine und Pornoläden zu machen.
    Er hat viele von uns fotografiert, als wir neu waren und versucht haben, uns durchzuschlagen und entdeckt zu werden. Er hatte eine nette Masche, hat viele der Mädchen flachgelegt. Der Himmel weiß, warum - er trug ein Toupet, und seine Hände schwitzten die ganze Zeit. Aber...» sie zuckte mit den Achseln. «Hat alles mitgenommen.»
    «Und er behielt Abzüge, und wenn man es schaffte, ein bedeutendes Model zu werden, versuchte er, einen zu erpressen.»
    «Oder wenn man es zum Film schaffte», sagte sie. «Die Studios waren immer sehr beunruhigt wegen dieser Sachen. Mädchen, die es zum Film geschafft hatten, zahlten sich wahrscheinlich aus.»
    «Also gar kein so schlechtes Geschäft. Er verkauft das Produkt einmal und in einigen Fällen später noch mal, teurer natürlich.»
    «Wie Wachstumsaktien.» Sondra lächelte, zog an ihrer Zigarette und behielt den Rauch für einen langen Moment drin, bevor Sie ihn durch das Lächeln entweichen ließ. «Nur, dass sich die Zeiten geändert haben. Ziemlich bald kümmerte es niemanden mehr, ob man seinen Hintern in der Öffentlichkeit zeigte, und Larry landete mit seinem Geschäft auf der Nase.»
    «Durch den Wandel der Zeiten aus der Mode gekommen», sagte ich, «wie Mietställe. Wussten Sie, dass er geheiratet hat?»
    «Ich habe Larry vor einiger Zeit aus den Augen verloren, gleich nachdem ich aus der Gosse herausgeklettert war, in der er arbeitet.»
    «Und Sie kennen keinen Fotografen namens Les Valentine?»
    «Nein.»
    «Muriel Valentine? Muriel Blackstone? Angel Victor?»
    Sondra schüttelte den Kopf.
    «Erinnern Sie sich an irgendwelche nahen Freunde aus der guten alten Zeit?» fragte ich.
    Sie lachte kurz auf. «Freunde? Nicht, dass ich wüsste. Wenn der kleine Schleicher irgendwelche Freunde hatte, waren es vermutlich Frauen.» Sie schüttelte wieder den Kopf. «Ich hab das nie begriffen.»
    «Sie können sich an keinen Namen erinnern?»
    Sie nahm noch einen Zug und stieß den Rauch in einer großen Wolke wieder aus.
    «Nein», sagte sie, «kann ich nicht.»
    «Und Sie haben auch keine Ahnung, wo er jetzt sein könnte?»
    «Geht es darum? Er ist verschwunden?»
    Ich nickte.
    «Nein», sagte sie. «Nein. Ich habe keine Ahnung.»
    Ich hielt noch immer ihr Bild in der Hand. Ich gab es ihr. Sie nahm es und betrachtete es.
    «Ich war schon ein Klasseweib, damals.»
    «Sind Sie immer noch.»
    Sie lächelte mich an. «Danke», sagte sie. Ich wandte mich zum Gehen.
    «Marlowe.»
    Ich blieb mit einer Hand auf dem Türknauf stehen, drehte den Kopf herum und sah sie an.
    «Ich erinnere mich an jede Einzelheit Ihres letzten Besuches bei mir.»
    «Ich mich auch.»
    «Das Angebot steht noch.»
    «Danke», sagte ich, zeigte ihr mein Killerlächeln und ging.

31
    Ich fuhr über

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