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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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dir in einer Gondel durch die Kanäle.« Und gefährlich hell loderte Freude in ihm auf.

37
    Vasquez hatte die ersten drei Adressen schnell gefunden, sich aber stundenlang durch Firewall hacken müssen für die nächsten drei, und schließlich ganze vier Tage für die komplette Liste gebraucht. Geistig erschöpft hatte er in Erwägung gezogen, seinem Dienstherrn eine E-Mail mit den Daten zu schicken, aber sie hatten vollkommenes Stillschweigen auf sämtlichen Kommunikationswegen vereinbart. Nichts von ihren Plänen sollte nach außen dringen und gefährden, was sie so mühevoll aufgebaut hatten.
    Da Vasquez wusste, dass Müdigkeit oft zu Fehlern führte, schlief er zunächst lange genug, um wieder voll funktionsfähig zu werden, und machte sich dann auf den Weg zu einem versteckten Lager in einem wenig besiedelten Teil von Irland. »Ich habe die Koordinaten und die notwendigen Bilder der ersten Ziele.«
    »Wann können wir zuschlagen?« Die Stimme war rau wie ein zersplittertes Sägeblatt, denn sie kam aus einer Kehle, die Verbrennungen zweiten Grades erlitten hatte, als Henry Scott aufgeschrien hatte, weil seine Beine zu Asche verbrannt und ein Arm am Ellenbogen durch das kalte Feuer abgeschnitten worden war.
    Die Ärzte hatten alles versucht, doch die Verletzungen waren zu schwer. Sienna Laurens X-Feuer hatte die Wunden sofort geschlossen, Adern und Venen mussten einzeln wieder geöffnet werden, damit die Regeneration beginnen konnte. Der schlimmste Schaden war allerdings entstanden, als sich ein Makelloser Medialer schützend über Henry geworfen hatte. Seine Waffe war mit dem Körper des ehemaligen Ratsherrn verschmolzen.
    Es hatte sich als beinahe unmöglich erwiesen, das Material zu entfernen, einige Teile hatten sich sogar bis in die Organe hineingefressen. So war Henry weiterhin an Geräte angeschlossen und lag auf einem Krankenbett in einer sterilen Glaskammer, seine Stimme wurde über Lautsprecher nach außen übertragen. Seinem Geist hatte das Feuer jedoch nichts anhaben können, sie waren schließlich Mediale. Allein der Geist zählte.
    »Können wir angreifen?«, fragte Henry noch deutlicher, die blutunterlaufenen Augen sahen Vasquez an.
    »Ich schlage vor, dass wir warten, bis wir mindestens zehn komplette Sets haben.« Dann würden sie Rücken an Rücken kämpfen und den anderen zu einem Gegenschlag weder Zeit noch Platz lassen. Doch alles hing davon ab, ob Vasquez genügend Leute mit den richtigen Fähigkeiten auftreiben konnte.
    Rasselnde Atemzüge kamen durch den Lautsprecher. »Das Medialnet wird mit jedem Tag schwächer, an dem es durch die Defekten verseucht wird. Wir müssen allen klarmachen, was unsere Gattung eigentlich ist.«
    »Das stimmt, doch unsere Chancen steigen beträchtlich, wenn wir überraschend zuschlagen.« Wenn dem Feind keine Zeit mehr bliebe, sich gegen die Lawine zu wappnen.
    Henry brauchte lange, um zu antworten, sein Atem klang so rau, dass Vasquez ahnte, ihr Gespräch würde bald zu Ende sein. »Fünf Sets«, sagte der frühere Ratsherr schließlich. »Fünf komplette Sets und eine Kostprobe.«
    »Sir?«
    »Etwas Kleines, als Demonstration unserer Kraft vor dem großen Schlag.«
    »Ein Test für unsere verfeinerte Vorgehensweise?« Der erste Plan hatte einen verheerenden Fehler gehabt, weshalb Vasquez die Vorsichtsmaßnahme verstand, selbst wenn es das Risiko barg, zu viel zu verraten.
    Doch Henry meinte etwas anderes. »Wenn sie im Medialnet fühlen wollen, dann sollten wir sie vielleicht lehren, was es heißt, Angst zu haben.«
    Vasquez würde nie den Mann verraten, der die Auflösung von Silentium nicht als unabwendbares Schicksal ansah, sondern als Krankheit, die es aufzuhalten galt, aber er war auch keine Null, die einfach jedem Befehl folgte. »Dann würden wir das Überraschungsmoment verlieren«, sagte er, »was dazu führen könnte, dass sich die Primärziele abschotten.«
    »Aber wäre es nicht am besten, wenn wir gar nicht erst gegen die Primärziele vorgehen müssten?«, fragte Henry. »Vielleicht reicht die Demonstration schon aus.«
    Vasquez überlegte. Henry hatte recht. Sie hatten sich nicht leichtfertig für diese Strategie entschieden – denn sie widersprach den Grundsätzen der Makellosen Medialen. Allerdings war auch erwiesen, dass diejenigen überlebten, die sich veränderten Gegebenheiten anpassten. »Eine Kostprobe also«, sagte er und erwog bereits geeignete Möglichkeiten. »Wenn wir im Zeitplan bleiben wollen, muss ich mich an die Arbeit

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