Einsamen
Alibi?«
»Anscheinend nicht. Wie steht es mit deinen Herren?«
Gunnar Barbarotti kratzte sich am Kopf. »Ich war auch ein wenig schlampig«, gab er zu. »Bei Rickard Berglund habe ich die Frage gar nicht angesprochen, seine Frau liegt im Sterben und so. Er verbringt die meiste seiner wachen Zeit bei ihr. Aber wir hatten ein äußerst interessantes Gespräch … er ist ein interessanter Mensch. Hat als Pfarrer aufgehört, um seinen Glauben zu bewahren, jedenfalls so ungefähr. Ich werde wohl noch einmal mit ihm reden.«
»Tu das«, sagte Backman. »Und Tomas Winckler?«
»Der hat behauptet, dass er morgens Golf gespielt hat und nachmittags allein zu Hause war.«
»Während seine Frau in der Stadt shoppen war?«
»Nehme ich an. Aber ich habe auch das nicht überprüft. Es gibt ja noch einen anderen Aspekt. Mit wie viel Zeit sollen wir rechnen?«
»Was meinst du damit?«, fragte Backman.
»Sieh mal«, sagte Barbarotti. »Wenn wir die Zeit berechnen, die ein Täter braucht, um Grooth von hier nach Rönninge zu schaffen, beispielsweise mit einem Auto, dann hinaus zur Gänseschlucht, ihn hinunterzustoßen und zurückzukommen … ja, da vergeht schon manche Stunde darüber. Wie lange genau, das liegt natürlich an einigen unbekannten Faktoren. Aber wenn man ihn außerdem noch von Lund hierher bringen muss … ja, dann haben wir eine ganz andere Situation.«
»Stimmt«, sagte Eva Backman. »Die kürzeste Zeitspanne wäre wohl nötig, wenn sie sich einfach im Wald verabredet hätten. Wenn Grooth sich sozusagen auf eigenen Rädern dorthin begeben hätte und der Mörder dann … ja, diese Räder irgendwie beiseitegeschafft hätte. Nachdem er fertig war.«
»Oder sie«, sagte Barbarotti.
»Oder sie.«
»Klingt nicht besonders plausibel«, sagte Barbarotti.
»Stimmt. Weißt du, was ich plötzlich glaube?«
»Nein«, sagte Barbarotti. »Was glaubt die Frau Kriminalinspektorin plötzlich?«
Eva Backman räusperte sich. »Die Kriminalinspektorin glaubt plötzlich, dass sich herausstellen wird, dass alle drei Verdächtigen … oder auch alle vier …. ein lupenreines Alibi für diesen Samstag werden vorweisen können, zumindest der größte Teil von ihnen, und dass wir unsere Jugend damit vergeuden, darüber zu spekulieren.«
»Dann sitzen wir in der Tinte«, sagte Barbarotti. »Nun, ich habe nicht damit angefangen.«
Eva Backman lachte laut auf. »Ist auch egal«, sagte sie. »Aber wenn wir unser Spiel nun zu Ende spielen, wen der drei würdest du ausschließen?«
Barbarotti dachte zehn Sekunden lang nach. »Ich glaube nicht, dass es Rickard Berglund war«, erklärte er dann.
»Ich glaube nicht, dass es Gunilla Winckler-Rysth war«, sagte Eva Backman.
»Dann ist nur noch Tomas Winckler übrig«, stellte Barbarotti fest. »Was meinst du, sollen wir losfahren und ihn verhaften?«
»Welchen Eindruck hat er auf dich gemacht?«
»Ziemlich unsympathischer Kerl«, sagte Barbarotti. »Aber ich mag keine erfolgreichen Menschen, ich bin da nicht objektiv. Außerdem glaube ich, dass er seine Ehefrau betrügt.«
»Wie kannst du das wissen?«
»Ich habe eine Beobachtung gemacht.«
»Du hast ihn mit einer anderen Frau gesehen?«
»Wie kannst du das wissen, um einen Superbullen zu zitieren.«
»Intuition«, sagte Backman und musste wieder lachen. »Auf jeden Fall ist es kein Verbrechen, seine Frau zu betrügen. Aus welchem Grund auch immer. Also, kannst du dir Tomas Winckler in der Rolle eines Mörders vorstellen?«
Gunnar Barbarotti dachte nach.
»Eigentlich nicht«, sagte er seufzend.
Eva Backman stand auf und betrachtete ein paar Sekunden lang den Regen durch das Fenster hindurch. Er hatte etwas nachgelassen, vielleicht würde es vor Weihnachten noch besseres Wetter geben. Sie drehte sich um und fasste zusammen.
»Also, das war das. Zurück auf Start, würde ich mal behaupten. Wir haben keinen denkbaren Mörder, wir sind überhaupt nicht weitergekommen, und wir haben alles ausgeschlossen. Wollen wir also sagen, dass Germund Grooth eines … eines verhältnismäßig natürlichen Todes gestorben ist?«
»Schöne Formulierung«, sagte Barbarotti. »Verhältnismäßig natürlicher Tod. Aber das glaube ich auch nicht. Was ist man, wenn man gar nichts glaubt?«
»Nihilist«, sagte Eva Backman. »Du bist ein verfluchter Nihilist, und jetzt versuche mal, dich ein wenig zusammenzureißen. Wir müssen Ordnung in das hier kriegen.«
»Wo fangen wir an?«, fragte Barbarotti.
»Wir fangen damit an, dass wir aufhören zu
Weitere Kostenlose Bücher