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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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hatte er hinzugefügt. In dem Fall brauchten Johan und Jenny gar nicht erst nach Göteborg zu fahren. Wenn alles gut ging, wie ge-
sagt.
    Er wusste nicht, was wenn alles gut ging eigentlich bedeutete.
    Er dachte, dass er eigentlich gar nichts wusste.
    Er betrachtete das Zimmer, in dem er saß. Und in dem Marianne lag. Es war klinisch weiß. Das Beatmungsgerät selbst war ein einziges Gewirr von Schläuchen, Kabeln und Bildschirmen, auf denen man den Zustand der Patientin ablesen konnte. Sie hatte einen Schlauch im Mund, der ihr beim Atmen half, einen anderen in der Nase und noch einen, der irgendwo im Bauch zu verschwinden schien. Ein vierter maß ihren Puls. In kurzen Intervallen kamen die Pfleger und kontrollierten alle Funktionen. Einer von ihnen hatte ihm die Apparate im Großen und Ganzen erklärt, aber er musste sich eingestehen, dass er nicht besonders empfänglich für Informationen war.
    Heruntergelassene Jalousien vor dem Fenster. Ab und zu wurde er gefragt, ob er etwas zu essen oder zu trinken haben wollte.
    Nein, wollte er nicht.
    Dieses Bibelwort kam ihm wieder in den Sinn, und dazu das Gespräch mit dem Herrgott im Taxi.
    In deinen besten Tagen gehst du Hand in Hand mit dem Engel des Todes.
    Zuversicht.
    Er wusste immer noch nicht, wo in der Bibel diese Worte standen, und die Zuversicht war weiterhin eine Badezimmerseife. Vielleicht ist es nur für kürzere Perioden möglich, zuversichtlich zu sein, dachte er, ein paar Minuten ab und zu eine Art sichere, aber dahinschwindende Gewissheit zu spüren, dass alles gut gehen würde.
    Oder dass man zumindest das Schicksal nicht beeinflussen konnte und deshalb alles in andere Hände legen musste.
    In die der Ärzteschaft? In die höherer Mächte?
    Aber nur für begrenzte Zeit. Die Dunkelheit wartete um die Ecke, war es nicht so? Geduldig ausharrend.
    Aber was spielt es denn für eine Rolle, wie ich mich fühle?, dachte er mit einer plötzlich aufsteigenden Wut. Warum konzentriere ich mich nicht auf sie? Sitze hier, erstarrt in meinem eigenen Kummer. Was ist das für ein debiles Selbstmitleid? Ich muss alle Kraft darauf verwenden, um einzig und allein an Marianne zu denken.
    Er ergriff erneut ihre Hand. Drückte sie vorsichtig und versuchte sich vorzustellen, dass sie es spüren konnte. Es wäre schön, wenn sie es könnte, denn es gab eine Sache, die er ihr gern sagen wollte. Ihr auf irgendeine unergründliche, aber funktionierende Art mitteilen wollte.
    Natürlich gab es eine ganze Menge an Dingen, aber eine war wichtiger als alle anderen. Sie hatte mit Germund Grooth zu tun, und sie saß wie ein Stachel in ihm.
    Dass er es während des ganzen Wochenendes nicht geschafft hatte, seine Überreaktion zu korrigieren. Dass er auf jemanden eifersüchtig war, der tot war und der mit ihr vor Jahren eine Beziehung gehabt hatte, lange bevor er selbst in ihr Leben getreten war. Dass er sie irgendwie dafür schuldig gesprochen hatte. Das war absurd gewesen. Debil, wie gesagt.
    Als er auf dem Heimweg von Göteborg am Freitagabend mit ihr am Telefon gesprochen hatte, hatte er geglaubt, das Problem hätte sich erledigt, oder sie könnten es beiseite schieben, sobald er nach Hause gekommen war, doch dem war nicht so. Auf irgendeine Art und Weise hatte es ihnen das ganze Wochenende über nachgehangen. Ganz einfach, weil sie nicht darüber gesprochen hatten. Er hatte das Thema Germund Grooth nicht wieder erwähnt, und Marianne auch nicht.
    Aber es war schließlich nicht Mariannes Sache gewesen, es zu tun. Natürlich nicht. Die Initiative hatte bei ihm gelegen.
    Er hatte es auch gegenüber Eva Backman nicht erwähnt. Ihr nicht erklärt, dass seine Frau möglicherweise irgendwelche Informationen über diesen Dozenten Grooth verborgen hielt, die es mit Klauen herauszuholen galt.
    Da Marianne mit ihm ein Jahr lang eine Beziehung gehabt hatte.
    Das war auch absurd gewesen. Eine bessere Zeugin seines Charakters konnte man sich wahrscheinlich gar nicht denken, und war das nicht sogar der Knackpunkt der ganzen Geschichte? Germund Grooths Charakter. Er konnte es zumindest sein. Auf jeden Fall war er wichtig.
    Und jetzt lag diese Zeugin, seine eigene Frau, hier in einem sterilen Zimmer in einem Krankenhaus und konnte nicht reden, da sie eine Gehirnblutung gehabt hatte. Vielleicht würde sie nie wieder reden können?
    Eine plötzliche Welle der Verzweiflung spülte über ihn hinweg, er legte den Kopf auf die Bettkante und weinte.
    Eine Krankenschwester kam vorbei. Betrachtete die Geräte,

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