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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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auch immer?
    Um das herauszubekommen gab es wohl leider nur einen Weg. Ein neues Gespräch mit Berglund selbst, bei dem er etwas mehr in die Zange genommen werden musste als beim letzten Mal.
    Eine Aufgabe für Inspektorin Backman, dachte Barbarotti. Schließlich war sie es ja auch, die hauptverantwortlich für die Ermittlungen war. Außerdem sollte sie morgen Marianne vernehmen.
    Nun ja, vernehmen war vielleicht zu viel gesagt.
    Bevor er anfing zu überlegen, was dieses Gespräch wohl beinhalten würde – und bevor er die daheim wartende Horde von Jugendlichen erreicht hatte –, widmete er einige Gedanken seinem gestrigen Ausflug in die Gänseschlucht. Wozu war der eigentlich gut gewesen?
    Zu gar nichts, das war wohl die Antwort, die am nächsten lag. Er war eine Stunde lang draußen im Wald herumgelaufen. Hatte am Steilhang gestanden und versucht, sich vorzustellen, was dort vor fünfunddreißig Jahren passiert war. Und vor zwei Wochen. Zwei Menschen, einmal ein sich liebendes Paar, hatten beide dort oben gestanden und hinuntergeschaut, einer wie der andere, mit diesem langen, langen Zeitraum dazwischen. Dann war etwas passiert … entweder sie hatten einen Entschluss gefasst, oder jemand hatte ihnen überraschend eine Hand in den Rücken geschoben und sie gestoßen, bis … Barbarotti hatte fast diesen leichten Stoß spüren können. Es war so unglaublich einfach, jemandem auf diese Art das Leben zu nehmen. Die Frage, die ewige Frage, war natürlich: Warum? Warum um alles in der Welt waren Maria Winckler und Germund Grooth gestorben?
    Gunnar Barbarotti war den Pfad hinuntergestiegen und dort unten eine Weile zwischen den Steinen herumgelaufen, hatte sich dann aber dem Regen beugen müssen. Die leichten Wolken, die er registriert hatte, als er noch in seinem Auto in Kymlinge gesessen hatte, waren eine Schimäre gewesen. Er war den Steilhang wieder hochgeklettert und zurück zum Wagen geeilt, aber dafür hatte er trotz allem eine Viertelstunde gebraucht, und als er wieder hinter dem Steuer saß, war er vollkommen durchnässt.
    Heute Abend war es jedoch trocken. Klar und kalt, vermutlich gegen null Grad. Als er vor der Villa Pickford vorfuhr, schien in fast allen Fenstern Licht. Jetzt lasse ich die Toten ruhen, dachte er und stieg aus dem Wagen.
    Jetzt ist Schwedens Jugend, seine Zukunft, dran. Und Canasta.
    Ich werde ihnen die Seele aus dem Leib spielen.

61
    D er Spatz.
    Il gorrión. So heißt es auf Spanisch. Nicht moineau wie auf Französisch also, es handelt sich um verschiedene Wurzeln. Aber in beiden Sprachen ist es maskulin, was ich etwas missverständlich finde. Die Piaf und ich, wir sind ja ausgeprägte Frauen. Ich hatte einige Probleme mit dem Spanischen, als ich vor vier Monaten herkam, aber das hat sich gelegt. Und wird immer besser. Mein Französisch ist ja fast perfekt, deshalb kann ich im Großen und Ganzen so ziemlich alles herleiten. Es dauert nur eine Weile.
    Aber in der Bar, in der ich arbeite, kommt man mit einem relativ kleinen Wortschatz zurecht. Und natürlich mit Englisch, die Hälfte der Kunden sind keine Spanier.
    Torremolinos. Das ist ein ständig wachsendes Touristenkaff in Francos Diktatur, aber ich habe mich hier zurechtgefunden. Politik ist mir scheißegal, und wenn der Generalissimo stirbt, wird die Demokratie übernehmen, das sagen alle. Ich will nicht behaupten, dass es mir gut geht, aber es würde mir auch irgendwo anders nicht gut gehen. Als Mama und Papa Ende November herkamen und erklärten, dass sie bis März in ihrem Haus wohnen wollten, war mir klar, dass ich mich nach etwas Eigenem umsehen musste. Also beschloss ich, Fuengirola zu verlassen, besser, ein bisschen Abstand zu halten, auch wenn es sich nur um ein paar hundert Kilometer handelt. Ich habe eine kleine Wohnung im selben Viertel wie die Bar gefunden, eigentlich handelt es sich nur um ein Zimmer, aber das ist alles, was ich brauche. Wenn ich mit dem Besitzer ins Bett ginge, bräuchte ich wahrscheinlich gar keine Miete zu zahlen, aber das tue ich nicht.
    Ich gehe mit niemandem ins Bett. Ich genüge mir selbst. An freien Tagen kann ich stundenlang den Strand entlanggehen. Hin und zurück, hin und zurück, er sieht ganz und gar nicht aus wie die Strände am Schwarzen Meer, aber manchmal habe ich dennoch das Gefühl, dass ich wieder dort bin. Ich weiß nicht, was in meinem Kopf passiert, aber irgendetwas verändert sich dort. Mama hat Angst, dass ich den Halt verliere, dass ich verrückt werde und sie gezwungen sein

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