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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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langer Ö-Laut dabei gewesen.
    ES:Ein langer Ö-Laut?
    GG:Ja.
    ES:Wie in töööten?
    GG:Zum Beispiel. Können wir das hier nicht abbrechen? Es erscheint mir nicht sehr sinnvoll. Meine Freundin ist gerade ums Leben gekommen. Es gefällt mir nicht, dass ich all dem hier ausgesetzt werde.
    ES:Ich habe volles Verständnis dafür, dass Sie das als unangenehm empfinden. Aber leider habe ich keine andere Wahl. Wie war die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Freundin?
    GG:Wie meinen Sie das?
    ES:Hatten Sie ein gutes Verhältnis, oder hatten Sie oft Streit?
    GG:Maria und ich, wir hatten nicht ein einziges Mal Streit, seit wir uns kennengelernt haben.
    ES:Soll ich das glauben?
    GG:Das können Sie halten, wie Sie wollen.
    ES:Und die Beziehungen in der Gruppe, waren die ebenso tadellos?
    GG:Da müssen Sie schon die anderen fragen. Auf jeden Fall hatten Maria und ich keine offenen Rechnungen mit ihnen.
    ES:Und keiner von den anderen hatte offene Rechnungen mit Ihnen beiden?
    GG:Das dürfen Sie nicht mich fragen.
    ES:Elisabeth Martinsson, wie gut kennen Sie sie?
    GG:Ich kenne sie überhaupt nicht. Maria war diejenige, die sie eingeladen hat, mitzukommen.
    ES:Hatte sie Höhenangst?
    GG:Was?
    ES:Maria, Ihre Lebensgefährtin. Ich wollte wissen, ob sie Höhenangst hatte.
    GG:Nein, nicht besonders.
    ES:Keine Veranlagung zu Schwindelgefühlen?
    GG:Nein.
    ES:Haben Sie eine Erklärung dafür, wieso sie die Schlucht hinuntergestürzt sein könnte?
    GG:Nein. Das haben Sie mich schon mal gefragt.
    ES:War sie deprimiert?
    GG:Nein, sie war nicht deprimiert. Entschuldigen Sie, ich glaube, ich möchte das hier jetzt beenden. Wenn Sie weiterhin Fragen dieser Art stellen wollen, möchte ich einen Anwalt dabei haben.
    ES:Einen Anwalt? Warum um alles in der Welt denn das?
    GG: Keine Antwort.
    ES:Nun gut, Herr Grooth. Ich werde sicher noch Gelegenheit haben, darauf zurückzukommen. Es tut mir leid, wenn Sie das hier als quälend empfinden, aber Sie verstehen sicher, dass wir sorgfältig vorgehen müssen. Schließlich handelt es sich trotz allem um einen ungeklärten Todesfall.
    GG:Was mich betrifft, so sind keine weiteren Erklärungen nötig. Kann ich jetzt gehen?
    ES:Nur noch eine Sache. Können Sie auf der Karte hier zeigen, wo Sie sich befunden haben, als es passiert ist?
    GG:Macht wie gewünscht eine Markierung, er braucht dafür weniger als zehn Sekunden.
    ES:Danke schön, Sie können jetzt gehen. Die Vernehmung ist beendet um 13.48 Uhr.
    Achtzehn Minuten, dachte Barbarotti, nachdem er zurückgeblättert und nachgerechnet hatte. So lange hat die Vernehmung gedauert.
    Und es durchzulesen hatte noch weniger Zeit gekostet. Zehn, elf Minuten. Vielleicht hatte Sandlin einige Fragen und einige Antworten ausgelassen. Er selbst hatte die Abschrift angefertigt, und alle drei Anwesenden hatten sie unterzeichnet.
    Aber ob Germund Grooth sich auch die Mühe gemacht hatte, sie durchzulesen? Vermutlich nicht. Und dieser Assistent … Malmberg … nein, höchstwahrscheinlich hatte er es auch nicht getan. Damit hätte er ein Misstrauen gegenüber seinem Vorgesetzten ausgedrückt, und Sandlin war wahrscheinlich jemand, mit dem man es sich nicht verscherzen wollte.
    Warum denke ich über so etwas nach?, überlegte Barbarotti. Warum will ich einen alten, toten Kollegen in ein schlechtes Licht rücken?
    Vielleicht, weil die Vernehmung so hartherzig war. Es war ein Ton in ihr, den er nicht so richtig begreifen konnte. Grooth hatte gerade seine Lebensgefährtin verloren, welchen Grund hätte es geben sollen, so hart vorzugehen? Als hätte Sandlin ihn unter Verdacht. Grooths Reaktion war ganz logisch. Barbarotti versuchte sich vorzustellen, wie er selbst so eine Vernehmung durchgeführt hätte, und auch wenn er bis jetzt noch nicht sehr tief in die Angelegenheit vorgedrungen war, so war er sich doch ziemlich sicher, dass er anders vorgegangen wäre. Etwas weniger aggressiv, das wäre ja auch etwas natürlicher gewesen, oder? Ein wenig sanfter.
    Es sei denn, Sandlin war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass an der Sache etwas nicht koscher war. Dass an Maria Wincklers Tod etwas nicht stimmte.
    Und zwar von Anfang an. Sandlin war seit zwölf Jahren tot. Schade, dachte Barbarotti. Ich hätte nichts gegen ein kleines Gespräch mit ihm einzuwenden gehabt. Vielleicht lebte dieser Malmberg ja noch? Es war zumindest die Mühe wert, einmal einen Versuch zu unternehmen, das herauszufinden.
    Er schaute auf die Uhr, es war kurz nach halb elf. Na gut, dachte er, eine Tasse

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