Einsamen
zwei Kommilitonen mit Anhang eingeladen, von denen er behauptete, sie seien es wert, dass man sie nä-her kennenlernte. Zehn Gäste insgesamt, das würde zweifellos eng und wunderbar werden, aber das Elchfleisch, das sie aus den Wäldern um den Indalsälven organisiert hatten, hätte für doppelt so viele gereicht, und die Leute mussten sich selbst etwas zu trinken mitbringen.
Gunilla hatte nichts dagegen einzuwenden. Tomas schien ein fast physisches Bedürfnis danach zu haben, eine Feier zu organisieren, und es stimmte natürlich, was er da behauptete: Das Leben ging weiter.
16
E va Backman hatte geplant, mit den Berglunds anzufangen, da diese in Kymlinge leben, aber es stellte sich heraus, dass sie dort sehr ungelegen kam.
Um es vorsichtig auszudrücken. Sie wusste schon im Voraus, dass Anna Berglund krank geschrieben war. Was ihr jedoch nicht bekannt war: Anna Berglund hatte Krebs und lag im Sterben.
Das wusste man jedoch in Linderholms Bestattungsinstitut, in dem Rickard Berglund arbeitete, seit er 2005 den Priesterberuf an den Nagel gehängt hatte. Sie hatte sich über diesen merkwürdigen Berufswechsel bereits gewundert. Aber war er überhaupt so merkwürdig? Welcher Tätigkeit sollten sich Pfarrer widmen, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht mehr in der Kirche stehen und predigen wollten? Immobilienmakler vielleicht? Heiler? Vielleicht war es ganz natürlich, ins Begräbnisgeschäft zu wechseln, womit man immer noch ein wenig Kontakt zu seinem alten Job hatte? Erdbestattung als eine Art Bodenkontakt, dachte Eva Backman. Warum eigentlich
nicht?
Holger Linderholm, der das Geschäft seit Herbst 1978 betrieb, nachdem sein Vater verstorben war, erklärte auf jeden Fall, dass Frau Berglund vor ein paar Jahren an Krebs erkrankt sei und dass es jetzt nicht mehr lange dauern werde. Sie lag im Krankenhaus und wartete darauf, sterben zu dürfen, um es offen auszusprechen. Ihr Ehemann verbrachte so viel Zeit wie möglich bei ihr, seit letzter Woche hatte er sich ganz von seiner Arbeit beurlauben lassen. Solange es notwendig sein würde.
Aber es war nur eine Frage von Wochen, erklärte Linderholm. Vielleicht von Tagen, man hielt sie am Leben, aber nicht um jeden Preis. Sie bekam Morphium gegen die Schmerzen, es war eine schreckliche Art zu sterben, aber einige mussten das erleiden. Dagegen konnte man nichts machen, und das war einfach nicht gerecht.
Eva Backman fragte, ob er in Kontakt mit Rickard Berglund stand, und Linderholm bestätigte, dass er das tat. Abgesehen davon, dass sie Arbeitskollegen waren, waren sie auch gute Freunde, waren es im Laufe der Jahre geworden. Auch wenn Linderholm mehr als zehn Jahre älter war. Sie hatten sich kennengelernt, als Berglund noch als Pfarrer gearbeitet hatte, und bereits damals hatten sie natürlich vieles gemeinsam gehabt.
Und Anna Berglund und seine eigene Frau waren auch befreundet gewesen. Ellen Linderholm war vor drei Jahren gestorben, davor hatten sie oft zusammen gegessen. Hatten Whist und Trivial Pursuit gespielt, wenn es sich ergeben hatte.
Eva Backman erklärte in kurzen Worten, was passiert war und warum sie in Kontakt zu Rickard Berglund treten wollte – aber dass es unter den gegebenen Umständen natürlich keine Eile hatte –, und Linderholm versprach, es weiterzugeben, sobald sich eine Möglichkeit ergab.
Eva Backman bedankte sich, ging nach draußen und setzte sich ins Auto. Sie studierte die Liste und wählte die Nummer der Familie Winckler-Rysth in Lindås. Bekam sofort die Frau an den Apparat, der Ehemann war geschäftlich in London, wie sie erfuhr, aber sie stand für ein Gespräch zur Verfügung.
Worum es denn ging?
Inspektorin Backman erklärte, worum es ging, und einige Sekunden lang blieb es still im Hörer.
»Hallo«, rief Backman »Sind Sie noch da?«
»Ich bin noch da«, bestätigte Gunilla Winckler-Rysth. »Ich war einfach nur so überrascht. Er auch? Was … was hat das zu bedeuten?«
»Genau darüber würde ich gern mit Ihnen sprechen«, sagte Eva Backman. »Haben Sie heute Nachmittag Zeit?«
»Ja … ja, das habe ich«, kam es zögernd von Gunilla Winckler-Rysth. »Aber wir wohnen in Lindås, und Sie rufen an von …?«
»Aus Kymlinge, ja«, sagte Eva Backman. »Aber ich kann in ein paar Stunden dort sein. Kein Problem. Sagen wir um ein Uhr?«
Gunilla Winckler-Rysth bestätigte, dass ein Uhr in Ordnung sei, und setzte zu einer ausführlichen Wegbeschreibung an. Was nicht notwendig gewesen wäre, da Backman die Adresse bereits in
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