Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
witzigen Bemerkung auszuhebeln. Freuden wie diese wird Melissa mit ihrem Holzfäller nie erleben.
Als ob sie normale, verantwortungsbewusste Eltern wären, erkundigen sich die beiden nach den Ergebnissen von Ricks Sommerkursen. Wie immer belügt er sie, wie immer geben sie sich damit zufrieden. Und doch nimmt Rick sich vor, im Herbst das Ruder herumzureißen. Er will kein Schulabgänger sein, den man in ein paar Jahren an einer Supermarktkasse wiederfindet statt auf der Universität.
Solche und ähnliche Gedanken gehen Rick durch den Kopf, während ich mit dem Ende meiner Berufslaufbahn konfrontiert werde. Rick hat neue Visionen für sein morgen, meine Visionen brechen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Rick schöpft wieder Hoffnung
für sein großes, übergeordnetes Projekt: die Wiedervereinigung seiner Eltern. Vielleicht ist nur ein bisschen Zeit nötig, denkt er, bis Monty und Melissa alte Wunden verheilen lassen, bis sie wieder mit klaren Augen in die Welt blicken und sich als das erkennen, was sie sind: ein Paar, das zusammengehört.
Aber noch ist es nicht so weit. Rick ist ein aufgeflogener Geheimdienstagent. Er schwebt in Lebensgefahr; wenn er auch nur einen Schritt in Kanters Haus macht, kann es mit ihm vorbei sein. Ich weiß das, aber ich schalte nicht schnell genug. Kanter ist mir, wie so oft, eine Nasenlänge voraus. Ricks Telefon klingelt. Er erkennt die Nummer und überlegt: Soll er den Anruf annehmen oder unterdrücken? Er geht in Melissas Hinterzimmer und hebt ab. »Ja, Mr Kanter?«
»Oona will ausgehen«, sagt der Boss, sagt es brummig und warm. Im Hintergrund kann Rick die Männer reden hören.
Was bedeutet das? Hat das Department nicht eingegriffen? Wieso fühlt Kanter sich so sicher, dass er seine Frau ausgehen lassen will? Warum ruft er ihn an, als wäre nichts passiert? Rick entsinnt sich meines Befehls: Er soll untertauchen, bis ich Entwarnung gegeben habe. Zugleich soll er alles vermeiden, was bei Kanter Verdacht erweckt. Vor allem aber ist Rick neugierig. Er will mitmischen, jetzt da es ums Ganze geht. Er steckt schon zu tief in der Sache drin, um den Staub von den Schultern zu klopfen und sich einfach
davonzuschleichen. Darum antwortet er: »Wann soll ich Ihre Frau abholen, Mr Kanter?«
»Wie schnell kannst du hier sein?«, fragt der Wolf barsch, um Rick nicht misstrauisch zu machen.
»In einer Stunde.«
»Das genügt.«
»Im Drachenpalast?« Kanter bestätigt das. »Ich werde da sein.« Er legt auf und sieht, dass er seinen Akku dringend aufladen muss. Rick geht zu den Eltern zurück.
»Rosenquarz«, sagt Melissa.
»Ach ja? Interessant.« Scheinbar zufällig hat Monty seinen Arm über ihre Stuhllehne gelegt.
»Es soll so was wie ein neues Wahrzeichen sein.«
»Mitten auf dem Times Square?«
»Ja. Dort wo die Theatertickets verkauft werden. Zur Enthüllung spricht der Bürgermeister, mit Musik und dem ganzen Trara.«
Rick hört nur mit halbem Ohr zu. Er freut sich, dass seine Eltern sich die Neuigkeiten aus ihrer Stadt erzählen und dabei alle Zeit der Welt zu haben scheinen. Ricks Gedanken sind woanders, bei Kanter und Oona, im Drachenpalast.
»Wann soll das sein?«, fragt Montgomery.
»Am zehnten.«
»Da könnten wir doch …« Monty hebt fragend die Schultern. »Wenn du nicht schon was anderes vorhast, könnten wir doch gemeinsam hingehen.«
Melissa kriegt ihren weichen Blick. »Warum nicht?«
Sie klappt die leeren Boxen vom Mallorey zusammen.
Rick tritt zu den beiden. »Äh, Leute, entschuldigt, ich muss los.« Vater und Mutter sehen ihn überrascht an.
24
Manchmal ist es gut, wenn man weiß, was passieren wird, manchmal nicht. Wüsste Rick es diesmal, würde er die Beine in die Hand nehmen und davonlaufen. Doch pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt erreicht er den Drachenpalast. Er hat keine Ahnung, dass sich sein Blatt in wenigen Minuten wenden wird. Denn gerade, als ich Rick über das Fiasko bei Kanter informieren will, tut sein Akku den letzten Seufzer. Ich erreiche ihn nicht mehr. Ich schicke einen Mann los, der Rick abfangen soll. Es ist früher Abend, mein Mann bleibt im Berufsverkehr stecken. Er steigt aus und rennt los. Der Sender in Ricks Arm zeigt ihm an, wo der Junge hinwill. Als mein Mann in Alphabet City ankommt, betritt Rick gerade den Drachenpalast. Mein Mann kommt zu spät.
Sie sind zu fünft, sie sind brutal und überwältigen den Jungen mühelos. Sie fesseln seine Hände und bringen ihn zu Kanter in die Wohnung hoch. Der Boss
will gerade ins
Weitere Kostenlose Bücher