Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
die Finger an dem Fall verbrennen will. Keiner aus dem Department will in Frührente geschickt werden wegen einem dummen Patzer. Also werden sie kuschen, bis es zu spät ist. Bis das Fürchterliche eingetreten
ist, wie damals am 11. September, als die Behörden auch Hinweise hatten, dass der Terror ernst machen wird. Man hätte es vereiteln können. Aber auch damals haben einige Leute um ihre Posten gezittert und nichts getan. »Der Fall ist kalt«, werden sie diesmal sagen und Kanter in Ruhe lassen. Dabei könnte der Fall nicht heißer sein! Ich hatte einen Schuss frei und habe ihn vergeudet.
Das alles geht mir durch den Kopf, während ich den überflüssigen Helm abnehme, während meine Männer mich anstarren und ihre Blicke mich fragen, was sie jetzt machen sollen. Meine Männer, die bereits ahnen, dass ich ihnen nicht mehr lange Befehle geben werde. Ich ordne den Rückzug an. Während ich das Untergeschoss verlasse, geht mir ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf: Der Einzige, der mir jetzt noch geblieben ist, um das Grauenhafte abzuwenden, ist der fünfzehnjährige Junge, der gerade mit seinem Vater in Coney Island saure Gummiwürmer isst. Ich habe nur noch Rick. Und das ist für einen Abteilungsleiter, der gerade seine Abteilung verliert, eine seltsame Erkenntnis. Als ich gleich darauf das Edelweiß betrete, sehe ich den satten Triumph in Kanters Blick. Ich bin nicht zu schlagen, sagt dieser Blick, wann siehst du das endlich ein? Für heute gebe ich Kanter recht.
23
Von alledem weiß Rick nichts. Seit Langem ist er endlich mal wieder froh. Seine Freude hat nichts mit Storm zu tun und ist doch genauso groß. Rick sitzt mit seinen Eltern zusammen. Entspannt und ruhig, ohne Krach und böse Worte, keine spitze Bemerkung trübt das Ereignis. Zu dritt sitzen sie im Flower Art und essen Süßigkeiten aus dem Mallorey. Das sind flockig leichte Tartes und andere himmlische Sachen, die man nicht beschreiben, nur auf der Zunge zergehen lassen kann. Melissa liebt die Sachen aus dem Mallorey. Eine kleine Liebesgeschichte rankt sich darum – die von Ricks Eltern.
Montgomery war ein ehrgeiziger Wirtschaftsstudent, Melissa wusste noch nicht so recht, was sie aus ihrem Leben machen soll, besuchte Vorlesungen über existenzielle Philosophie, probierte weiche Drogen aus, als Monty um die schöne, grünäugige Melissa mit dem dunklen Haar warb. Er gab einen hartnäckigen
Verehrer ab und einen fantasievollen dazu. Melissa war eine ziemlich selbstbezogene Person und merkte zunächst nicht, wie ernst der groß gewachsene Montgomery es meinte. Er war einer von vielen, sie mochte sich noch nicht entscheiden. Bis die beiden an einem Sommertag an der Auslage des Mallorey vorbeikamen. Die Gründer waren die Brüder Mallorey gewesen, daher bestand das Firmenlogo aus zwei ineinandergeschlungenen Buchstaben M. Montgomery gefiel das, er ließ sich etwas von den süßen Sachen einpacken. Wieder auf der Straße, zeigte er Melissa den Karton, küsste sie und schlug ihr vor, auch ihre beiden M’s miteinander zu verschlingen. An diesem Nachmittag schliefen Melissa und Montgomery zum ersten Mal miteinander, noch im selben Monat heirateten sie. Nicht schwer zu erraten, welche Firma den Auftrag für die Hochzeitstorte bekam.
Auch wenn bei der Begegnung im Flower Art die Sprache nicht auf die alte Geschichte kommt, ist es irgendwie symbolisch, dass ein Mallorey-Karton auf dem Verkaufstresen steht. Rick sieht sich um: Verkauft hat Melissa noch nicht viel. Genau genommen scheint sie gar nichts an den Mann gebracht zu haben. Alle Blumen-Kunst-Arrangements, die er bei seinem letzten Besuch gesehen hat, sind noch da. Seit sie hier sitzen und sich über das süße Zeug hermachen, hat kein Kunde den Laden betreten. Rick kennt das Phänomen in New York: Entweder eine Idee schlägt ein, dann nehmen die Leute stundenlanges Schlangestehen
in Kauf. Oder es interessiert keinen, dann kann der Laden bald wieder dichtmachen. Rick fürchtet für seine Mutter, dass sie zur zweiten Kategorie gehören wird.
Das Schöne an dieser Begegnung ist, dass keiner der drei zurückschaut. Die Bitterkeit der Vergangenheit interessiert im Augenblick nicht, hier und jetzt schlemmen sie Kalorienbomben und unterhalten sich miteinander. Als Rick den interessanten Mann und die attraktive Frau, die seine Eltern sind, wieder beisammen sieht, spürt er, sie haben noch viel gemeinsam. Die schnelle Art zu reden, den anderen im richtigen Moment zu unterbrechen und ihn mit einer
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