Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
auszuziehen, aber ein Agent wie Rick wird auch damit fertig. Nachdem er sich aus seinen Sachen gewunden hat, hilft er Storm dabei; sie hat ohnehin wenig an. Gleich darauf liegen sie warm und aufgeregt nebeneinander,
werfen sich verzweifelt in die Arme des anderen. Storm und Rick sind noch sehr jung. Aber in dieser Nacht, in der immunologischen Abteilung des Methodist Hospital, lieben sich Rick und Storm, als ob es kein morgen gäbe. Sie wissen nicht, ob es das letzte Mal ist, sie lieben sich wild und ausweglos, weil sie das Rundherum ihres Lebens, dieser Welt, dieser New Yorker Nacht aussperren wollen. Nur du und ich, sagen ihre Körper, nur du und ich. Sie erforschen und erschöpfen einander, sind fordernd und nachgebend, kümmern sich nicht um Verhütung oder Hygiene, sie stöhnen und schreien leise und sehen einander dabei an.
Als der Morgen graut und einen weiteren heißen Spätsommertag ankündigt, verabschieden sie sich wie zum letzten Mal. Sie fragt nicht: »Was wirst du tun?« Er wünscht ihr nicht Gute Besserung. Rick und Storm sind kein junges Pärchen mehr, sie sind Liebende, in der größten, traurigsten Bedeutung des Wortes. Rick lässt eine immer noch schwache, aber glückliche Storm zurück. Als er in den Klamotten eines fremden Arztes auf die Straße tritt, hat er tatsächlich nicht die mindeste Ahnung, was er als Nächstes tun wird. Aber er ist so glücklich wie noch nie zuvor in seinem Leben.
27
Ich stehe davor, den Fall aufzugeben. Es ist schwer weiterzukämpfen, wenn das Ziel so verschwommen ist, weiterzusuchen, wenn keiner im Department an eine tatsächliche Bedrohung glaubt. Niemand außer Rick hat Kanters Terminkalender gesehen, nur Rick hat die Eintragung vom 11. September gelesen. Sie könnte sonst was bedeuten, sie muss nicht das EINE bedeuten. Mein Department beschattet Kanter nach wie vor, beschattet auch Shefqet Hoxha, der die USA noch nicht verlassen hat. Wir beschatten auch den Boss in Texas. Keinerlei Aktivitäten, bei keinem von ihnen. Ein untrügliches Zeichen, dass etwas bevorsteht, aber wie soll ich es beweisen?
Das Department ist logisch aufgebaut, es operiert nach logischen Grundsätzen. Rick nicht. Er tut nicht das Folgerichtige, er folgt seinem Instinkt, seinem Gefühl. Für die Geheimdiensttätigkeit ist das gefährlich, das kümmert Rick nicht. Er ist ein starker, junger,
frisch verliebter Bursche und er sieht sich immer noch als Agent. Er hat Schmerzen, aber er erholt sich rasch. Er tut das Unlogischste von der Welt: Rick ruft Oona an. Sie ist Kanters Frau, die Frau seines schlimmsten Feindes. Aber Rick hat einen Riecher dafür, dass es ihr ähnlich geht wie ihm: Sie gehört nicht in diese Gesellschaft. Sie ist dort hineingeraten, und jetzt weiß sie nicht, wie sie herauskommen soll. Rick kennt Oona, sie würde niemals bloß aus edlen Motiven heraus etwas tun, das ihr schadet. Aber Rick spürt auch, Oona ist ihm gegenüber nicht leidenschaftslos, sie empfindet etwas für ihn. Darauf setzt er, als er ihre Nummer wählt und ihr ohne langes Rumgerede ein Treffen vorschlägt.
Oona sagt zu. Warum, das bleibt ihr Geheimnis, jedenfalls verabreden sie sich. Auch Rick behandelt Oona fair: Er erzählt dem Department nichts von dem Treffen. Er macht es auf eigene Faust. Rick macht ab jetzt ziemlich viel auf eigene Faust.
Dienstagmorgen, 8. September, der Stadtteil ist Queens. Rick weiß, dass der Boss Oona beschatten lässt, er muss sich für das Treffen also besondere Bedingungen ausdenken. Er wählt die Cafeteria des Queens Museum of Art. Oona soll sich die aktuelle Ausstellung ansehen, das wird ihren Beschatter ablenken. Zwischendurch soll sie einen Kaffee trinken gehen. Der
Tisch, zu dem Rick sie bestellt hat, befindet sich neben dem Durchgang zu den Waschräumen. Hinter der Tür erwartet sie Rick.
Punkt elf betritt Oona die Cafeteria. Trotz der Hitze trägt sie ein schwarzes Kostüm. Sie sieht toll aus, wie immer drehen die Männer die Köpfe nach ihr um. Das ist gut für Rick, denn Oonas Beschatter wird die Männer im Auge behalten und checken, ob sie aufdringlich werden. Oona setzt sich, bestellt, wartet, was passiert.
»Dreh dich nicht um«, sagt Rick leise. Er ist nur einen Meter von ihr entfernt. Die Tür, die zu den Toiletten führt, ist halb geöffnet und schützt ihn vor Blicken aus dem Lokal. »Welcher ist es?«
Oona nimmt den Ausstellungskatalog aus der Tasche und blättert darin. Der Katalog bedeckt die untere Hälfte ihres Gesichts. »Der Kahlkopf«, murmelt
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