Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
bedeckt. Ein lächerlicher Schmerz im Vergleich zu dem, was er schon durchlitten hat. Er pult den Sender heraus, wirft ihn weg und verbindet seinen Arm. Er ist unerreichbar für uns geworden.
Die Vorgänge in seinem Kopf sind ungeordnet. Er will handeln, will die Stadt retten, will gegen Kanter antreten. Der blanke Irrsinn. Er will den Mann angreifen, der ihn foltern ließ, will das Verbrechen verhindern, von dem er felsenfest überzeugt ist, dass es stattfinden soll. In weniger als drei Tagen. Rick will diesen Tag retten, den 11. September, und zwar im Alleingang. Er gibt nicht auf.
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Ricks Subway-Odyssee endet in Brooklyn, in Storms Wohnung. Er fährt zu seiner großen Liebe. Rick liebt Storm leidenschaftlich und kompromisslos, darum geht er in seinem Irrsinn noch weiter. Nicht nur, dass er New York im Alleingang retten will, er weiht auch noch ein unbeteiligtes sechzehnjähriges Mädchen ein. Nach ihrem schweren Anfall geht es ihr heute besser. Sie ist daheim. Storm hat Bluttransfusionen gekriegt, sie fühlt sich frisch und gekräftigt. Die zwei bleiben nicht im Apartment, sie laufen in den Park, wo sie bei ihrem ersten Date das Eis gegessen haben.
Rick erzählt Storm von dem Verbrechen, das in ihrer Stadt geplant ist. Er schildert ihr die Umstände, nennt den Tag, erzählt sogar, was er von der Monroe Street weiß. In Ricks Vorstellung wird Semyoto am 9. September – also morgen – mit drei Männern in der kleinen Straße an der Südspitze Manhattans auftauchen und etwas abgeben. Sind es die Kisten mit
dem Cäsium? Ist es dafür nicht zu spät? Braucht man nicht länger als einen Tag, um eine Bombe zu bauen?
Jetzt erst, da er Storm seine Gedanken auseinandersetzt, kommt Rick auf die Idee, die Wirkungsweise von Cäsium 137 genauer zu untersuchen. Er hätte mich fragen können, meine Spezialisten wissen alles darüber. Aber Rick nimmt an, man muss kein Nobelpreisträger sein, um die Funktion einer Bombe zu kapieren. Alles erfährt man im Internet, warum nicht auch, wie ein radioaktiver Sprengkörper gebaut wird? Storm will die Website, die Rick braucht, nicht von ihrem PC aufrufen, also gehen sie in ein Internet-Café. Sie suchen sich einen Platz in der Ecke, wo keiner ihnen über die Schulter schaut und mitkriegt, dass sie sich über den Bau einer radioaktiven Bombe schlau machen. Es wird keine Atombombe sein, so viel findet Rick schnell heraus. Die Wirkung einer Atombombe basiert auf einer Kettenreaktion: Primärzündung, Sprengung des spaltbaren Materials, Kernfusion, Atomexplosion. Eine Atombombe herzustellen, ist unendlich kompliziert. Doch das ist gar nicht nötig: Ein kleiner Sprengkörper, kombiniert mit Cäsium 137, schafft es bereits, ein Haus wegzublasen und die Umgebung radioaktiv zu verstrahlen. Es ist nicht erforderlich, Millionen Menschen umzubringen, um ein Signal zu setzen. Man braucht nicht ganz Manhattan auszuradieren. Ein Sprengstoffanschlag genügt, denn er besagt: Es ist möglich! Es ist zum zweiten Mal möglich! Ihr seid nicht sicher in eurer reichen, fetten,
kapitalistischen Stadt. Ihr seid verwundbar. Wir beweisen es euch. Ein Tschernobyl mitten in New York.
Das ist Terror. Terror bedeutet, den Starken dort zu verwunden, wo er es nicht erwartet. Sein Selbstbewusstsein soll erschüttert, sein Selbstvertrauen zerstört werden. Seit die Flugzeuge in die Türme flogen, weiß der Riese Amerika, er ist verwundbar. Seitdem wurde alles getan, ein zweites Mal zu verhindern. Wenn es dem Terror gelingt, diese Anstrengung zunichtezumachen, steht der Riese beschämt, dann steht er besiegt da.
Wie geht es Storm dabei, was empfindet sie, als sie das erfährt? Storm ist ein couragiertes Mädchen, tapfer kämpft sie gegen den Feind in ihrem Blut. Sie hört sich Ricks Schlussfolgerungen an und ist sicher, dass er nicht bloß fantasiert. Er könnte recht haben. Was seinen Alleingang betrifft, hat er allerdings unrecht. Doch davon will er sich nicht abbringen lassen.
»Ich brauche ein Auto.« Er sucht auf dem Bildschirm, vor ihnen tauchen Zahlen, grafische Skizzen auf und das Wort Plutonium. Von Bomben, die mit Cäsium funktionieren, weiß das Internet wenig.
»Ein Auto willst du?« Sie lächelt spöttisch. »Und wie planst du, bis morgen den Führerschein zu bestehen?«
»Brauch ich nicht. Mein Dad hat mich mit dem BMW fahren lassen, seit ich elf bin.«
»Ja, dann! Wenn du schon mal im BMW rund ums Landhaus gekurvt bist, ist das ja gar kein Problem.«
Rick hat nichts als das Ziel im Blick.
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