Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
sagt sie, als er sich hinters Steuer schwingt.
»Absolut nichts.« Er startet. Es ruckt, er würgt den Motor ab. Er strahlt seine Freundin an. »Reine Übungssache.«
Ohne den Blinker zu setzen, kurvt er aus der Parklücke, haarscharf an der Stoßstange des Vordermanns vorbei. Hinter ihm hupt einer. Zuversichtlich winkt Rick in den Rückspiegel und gleitet in den Straßenverkehr. Er fühlt sich bestens. Ein starker Wagen und neben ihm das schönste Mädchen der Welt. Was soll da noch schiefgehen?
29
Ein neuer Tag beginnt um null Uhr. Wenn Kanters Leute am 9. September in der Monroe Street auftauchen, könnte das bereits mitten in der Nacht stattfinden. Rick und Storm verbringen den Tag bei Storm zu Hause. Nun haben sie sich mit ausreichend Chips und Cola versorgt und sind in die Monroe Street gefahren. Die Straße ist nicht lang, aber zu lang, um sie als Ganzes zu überblicken. An einer Stelle wird sie durch eine Tunneldurchfahrt geteilt, der Zubringer zur Manhattan Bridge führt darüber hinweg. Rick fährt langsam von einem Ende der Straße ans andere.
»Wir parken am besten in der Mitte.«
Storm sagt nichts dazu. Es ist Nacht und nicht gerade warm, sie zittert und möchte schlafen. Sie mag nicht vierundzwanzig Stunden in diesem Auto sitzen, auf den bloßen Verdacht hin, dass jemand auftaucht, der fünf Kisten Cäsium im Gepäck hat. Rick spürt ihren Missmut. Da keine Decke im Auto ist, hüllt er
sie mit seiner Jacke ein. Im T-Shirt sitzt er am Steuer. Die Monroe Street ist praktisch ausgestorben. Nur alle paar Minuten fährt ein Wagen vorbei. Nachdem Rick die erste Chips-Tüte aufgegessen hat, überkommt auch ihn eine bleierne Müdigkeit. In der Zeit zwischen zwei Uhr nachts und dem Morgengrauen ist es schwer, wach zu bleiben. Rick macht das Radio an, doch bald geht ihm das Gedudel auf die Nerven. Storm ist eingeschlafen, er streichelt ihr Haar, betrachtet sie. Die Wohligkeit macht ihn müde, ihm wird behaglich zumute. Das Schlafbedürfnis schlägt mit Macht zu, Rick sinkt der Kopf auf die Brust.
Ein Wagen der Straßenreinigung – er fährt hoch. Wie lange war er eingenickt? Rick schlüpft aus dem Auto und vertritt sich die Beine. Die kühle Luft tut gut, erfrischt kehrt er zu Storm zurück. Als er die einsame Straße hinunterschaut, melden sich Zweifel, ob sie hier nicht auf verlorenem Posten stehen. Wieso sollte Kanter die Kisten ausgerechnet an diesem Ort verstecken? Doch wenn nicht hier, wo dann? Die Hausnummer 137 in einer Straße, die gar keine hundertsiebenunddreißig Nummern hat – es kann nur bedeuten, dass das Cäsium hier lagert! Doch je mehr Zeit vergeht, je fahler das Licht der Straßenlaternen wird und die erwachenden Silhouetten den nahenden Morgen ankündigen, desto unsicherer wird Rick. Die Vorstellung, sinnlos am falschen Ort zu sitzen, macht ihm zu schaffen. Nicht logische Vernunft, seine Intuition hat ihn hergeführt, und die sagt ihm: Etwas ist
faul. Rick harrt eine weitere Stunde aus. Als es vollends hell wird, als Storm sich neben ihm rekelt und schließlich erwacht, kann Rick seine Zweifel nicht länger für sich behalten.
»Gibt es eigentlich nur eine Monroe Street in New York?«
»Natürlich nicht.« Sie blinzelt aus verhangenen Augen. »Ich dachte, das weißt du.«
»Was weiß ich?«
Storm räuspert sich, ihre Stimme ist noch nicht richtig da. »Ich dachte, du bist sicher, dass es um die Monroe Street in Manhattan geht.«
»Nein, Oona hat gesagt…« Rick fasst sich an den Kopf. Was hat sie denn genau gesagt? Er fühlt sich dumpf und heiß, er hat nicht geschlafen, sein Gehirn arbeitet schwerfällig. »Wo gibt es noch eine Monroe Street?«
»In Brooklyn.«
»Was?« Obwohl Storm keine Schuld trifft, sieht er sie vorwurfsvoll an.
»Woher soll ich wissen, dass du nicht Manhattan meinst?« Zwischen ihren Brauen bildet sich eine ärgerliche Falte.
»Wie lang ist die Monroe Street in Brooklyn? Etwa lang genug …«
»Ja. Die hat bestimmt eine Nummer 137.«
»Oh Scheiße.« Rick startet, braust los. Kurz darauf steht er schon wieder, steht rettungslos im Stau, Berufsverkehr in New York. Die Brücken, die Tunnel,
die Verbindungsstraßen sind verstopft wie jeden Morgen. Für Rick fühlt es sich wie eine Verschwörung an. Als wäre all der Verkehr nur auf der Straße, um ihn davon abzuhalten, die Monroe Street zu erreichen. Als sie endlich dort ankommen, strahlt bereits die Sonne vom Himmel. Die Straße liegt in einer schlichten Wohngegend, Brownstone-Buildings reihen sich
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