Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Fassade des Einkaufszentrums. Es ist das berühmte Bild, auf dem ihr der Luftzug den weißen Rock hochweht. Rick nimmt eine Baseballkappe aus der Tasche und zieht sie tief ins Gesicht.
»Kanters Leute kennen mich«, erklärt er.
Er parkt mit zwei Rädern auf dem Bordstein, sie steigen aus. »Wir tun so, als ob wir die Ausstellung besuchen.« Sie gehen zum Eingang. »Wir warten. Was Besseres fällt mir im Moment nicht ein.«
Sie brauchen nicht lange zu warten, im Gegenteil. Sie kommen fast zu spät.
ZEITLOS . Der Schriftzug prangt über der überdachten Galerie, berühmte Fotografen werden angekündigt: Avedon, Warhol, Parks. Rick will weiter, Storm bleibt stehen. Durch die gläserne Wand des Gebäudes sieht man in eine Seiteneinfahrt. Dort steht ein schwarzer Transporter, davor ein ungewöhnlich aussehender Mann. Rundum sind zahllose Menschen, dieser Mann aber fällt auf. Rick hat Storm seinen Trainer nur beschrieben, doch sie ist fast sicher, er ist es. Sie packt Rick am Arm, er schaut in die Richtung.
»Semyoto.« Erschrecken und Freude spiegeln sich auf seinem Gesicht. Die Odyssee durch die City war nicht umsonst, sie haben die Täter gefunden, die Aktion ist im Gang. Rick weiß nicht, ob die Kisten in dem Transporter drin sind oder ob sie erst eingeladen werden sollen. Ist Semyoto der Lieferant oder holt er
etwas ab? Auch der Fahrer des Wagens ist einer von Kanters Leuten.
Während Rick und Storm das Geschehen beobachten, ängstlich darum bemüht, nicht gesehen zu werden, läuft ein elegant gekleideter Mann an ihnen vorbei. Er trägt einen hellgrauen Anzug und teure Schuhe, sein Haar ist schwarz gefärbt, der Schnurrbart grau. Er könnte aus Italien stammen, vielleicht aus Griechenland. Er trägt einen Aktenkoffer. Der Mann verlässt die Einkaufspassage, biegt um die Ecke und erreicht die Seiteneinfahrt, als wollte er in die Tiefgarage. Er ist bereits an Semyoto vorüber, als er plötzlich stehen bleibt, den Aktenkoffer auf den Boden stellt, sein Handy nimmt und telefoniert. Das Telefon am Ohr, schlendert er weiter. Der Koffer bleibt zurück. Dieser Mann ist Shefqet Hoxha. Weder Storm noch Rick wissen das. Sie begreifen nur, dass dort gerade ein gefährlicher Deal am Laufen ist.
Semyoto lässt ein paar Augenblicke verstreichen, bevor er zum Koffer geht, er nimmt ihn, kehrt damit zum Auto zurück und öffnet ihn. Ein Blick genügt – was immer da drin ist, es ist das Gewünschte. Semyoto gibt dem Mann im Wagen ein Zeichen, der steigt aus. Fast gleichzeitig kommt Hoxha zurück. Er ist nicht allein. Ein sehniger Kerl mit pechschwarzem Haar ist an seiner Seite. Ohne ein Wort steigt der Sehnige auf den Fahrersitz, während Hoxha zu Semyoto tritt. Beide werfen einen Blick durch das getönte Seitenfenster, einen langen Blick. Hoxha nickt
und weist den anderen an, loszufahren. Gesprochen wird nichts, die Gruppe löst sich auf. Hoxha kehrt in die Einkaufspassage zurück, Semyoto will auf die Straße.
»Der Deal ist abgeschlossen.« Rick wischt sich den Schweiß von der Oberlippe. »Die hauen ab. Die Kisten sind drin, sie bringen sie fort.« Fahrig schaut er sich um.
»Allein hast du keine Chance.« Storm sieht Hoxha näher kommen.
Rick hat den Transporter im Auge. »Ich muss irgendwie …« Er drückt Storms Hand. »Versuch, den mit dem Schnauzer aufzuhalten.«
»Wie?«
Rick vergisst, dass Storm keine Agentin ist. »Keine Ahnung. Der Typ darf nicht untertauchen.«
»Sieh dich vor!«
Er ist schon auf der Straße.
Rick rennt zum Range Rover und lässt Semyoto nicht aus den Augen. Gleich wird sein Lehrmeister die Hauptstraße erreichen. Im Hintergrund startet der Sehnige den Transporter. Rick erreicht seinen eigenen Wagen.
»Ist das Ihrer?« Hinter dem Fahrzeug tritt ein Straßenpolizist hervor, groß, breitschultrig, die Ärmel seines Uniformhemdes sind aufgekrempelt. Hinter verspiegelten Sonnengläsern mustert er Rick.
»Ja, Officer.« Rick bleibt nicht stehen.
»Ist Ihnen entgangen, dass Sie auf dem Bordstein
parken?« Die Hand des Polizisten ruht auf seinem Schlagstock.
»Tatsächlich?« Rick hat die Fahrertür fast erreicht.
»Ihre Fahrzeugpapiere und den Führerschein, Sir.«
»Selbstverständlich, Officer.« Rick lächelt. »Ich habe sie im Wagen.«
Der Polizist beobachtet, wie der junge Fahrzeughalter einsteigt. Doch statt zum Handschuhfach zu greifen, schließt er die Tür hinter sich.
»Moment mal.« Der Streifenpolizist macht einen Schritt.
Rick steckt den Schlüssel ins Zündschloss.
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