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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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hier schnellstmöglich rausholen konnte, damit
das Drama mit mir endlich ein Ende hatte? Er schien meinen Blick zu bemerken
und erwiderte meine Musterung. Wie gut, dass ich mich doch hatte aufraffen
können, mich in die Reihe zu schaffen, statt als Häufchen Elend durchs Haus zu
schleichen. Nichts lag mir ferner, als ihn wissen zu lassen, dass es mir wegen
ihm so dreckig ging wie noch nie zuvor. Seine Augen hatten einen seltsamen
Ausdruck, den ich nicht lesen konnte. Sein forschender Blick wurde unangenehm,
da ich den Eindruck hatte, dass er mir bis auf den Grund meiner Seele schauen
konnte. Schnell drehte ich meinen Kopf zu Seite, ich wollte nicht, dass er den
Schmerz und die Trauer in meinen Augen entdeckte.
    Raleigh
schien nichts von dem stummen Austausch zwischen Phil und mir mitbekommen zu
haben, denn er sprach weiter:
    „Aber
ich bin unhöflich, my Lady, es ziemt sich nicht Euch mit Gesprächen über
Geschäfte zu ermüden. Habe ich Euch schon gesagt, dass Ihr heute besonders
reizend ausseht?“
    „Danke
Sir, Ihr seid überaus freundlich. Aber seid Euch gewiss, Ihr langweilt mich mit
Eurem Gerede über Geschäfte nicht. Zu Hause war ich oft bei den Gesprächen
meines verstorbenen Mannes mit seinen Geschäftspartnern zugegen. Es macht mir
nichts aus Euch zuzuhören. Redet nur weiter, ich werde mich hier an den Tisch
setzen und ein paar Briefe schreiben. Ihr werdet nicht merken, dass ich hier
bin, sprecht nur weiter!“ Ich ging zum Schreibtisch, setzte mich auf dem Stuhl
davor, tunkte die Feder ins Tintenfass und fing an etwas zu schreiben. Gut,
dass Raleigh nicht wusste, was ich hier schrieb. Sicherlich wäre er erstaunt zu
sehen, dass ich eine To-do-Liste mit all den Sachen aufschrieb, die ich machen
würde, wenn ich wieder im 21. Jahrhundert war. Die Reifen an Phils Wagen
aufzuschlitzen, kam gleich nach einem Tag in einer Wellnessoase zu verbringen.
    Es
dauerte nicht lange und ich war ich fertig mit meiner Liste. Was konnte ich nun
schreiben?
    „Liebste
Marie“, fing ich an auf das neue Blatt zu schreiben. Marie würde diesen Brief
zwar nie erhalten, dennoch war der Gedanke mich ihr auf diesem imaginären Weg
anzuvertrauen tröstlich.
    Phil
und Walter führten ihr Gespräch leise fort, sodass ich kaum etwas davon
mitbekam. Ab und zu drangen Wortfetzen wie „Spanier“, „Gewinn“ oder „Ansehen“
an mein Ohr, doch leider konnte ich keine ganzen Sätze vernehmen. Dabei tranken
sie den einen oder anderen Becher Brandy. Die Zeit verging und die beiden
Männer unterhielten sich immer noch. Doch anscheinend hatten sie das Gespräch,
was die Expedition anging, beendet und sie sprachen übers Reiten und
verschiedene Pferde! Hat der Mensch noch Töne? Noch vor zwei Tagen wollte Phil
Raleigh an die Gurgel gehen, weil dieser es gewagt hatte, mich zu küssen und
nun saßen die beiden dort und unterhielten sich, als seien sie die besten
Kumpel und betranken sich! Das war etwas, was ich als Frau wohl nie verstehen
würde, ich versuchte es am besten gar nicht erst. Endlich erhob sich Raleigh
und verabschiedete sich mit einem Handschlag von Phil und einem Handkuss von
mir, mit dem Hinweis darauf, dass wir uns sicherlich demnächst bei Hofe
wiederträfen. Kaum war er zur Tür hinaus, wandte ich mich Phil zu.
    „Ich
weiß nicht, was dich zu deinem Sinneswandel, was Raleigh angeht, bewogen hat,
aber ich bin froh, dass du es getan hast. Vielleicht schaffen wir es bald den
Auftrag zu lösen und wir können endlich nach Hause. Ich gehe jetzt zurück auf
mein Zimmer.“ Bevor Phil auch nur die geringste Gelegenheit gehabt hatte etwas
zu sagen, war ich schon wieder aus dem Zimmer gegangen. Jegliches längeres
Beisammensein mit ihm galt es zu vermeiden, am Ende würden wir uns vermutlich
eh nur wieder bekriegen und dafür hatte ich keinen Nerv mehr. Alleine in seiner
Nähe zu sein, brachte mich fast um den Verstand. Seine Abscheu für mich,
konnte, nein, wollte ich nicht länger ertragen.
     
    In
meinem Zimmer angekommen, schalt ich mich selbst eine Närrin, dass ich nicht
daran gedacht hatte mir Schreibutensilien mitzunehmen. Es gab noch einiges was
ich zu Papier hatte bringen wollen. Und jetzt lagen sie unten in der Stube bei
Phil, wo ich nicht mehr hingehen wollte. Da hatte ich mich mal wieder schön
selbst ins Aus manövriert. Sollte ich es vielleicht doch wagen und nach unten
gehen? Ich musste ja nur rein huschen, Papier und Feder schnappen und schon
wäre ich schon wieder draußen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt,

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