Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Zeit seufzend von mir:
„Wenn
Richard uns noch mal als Bruder und Schwester losschickt, dreh ich ihm den Hals
um“, murmelte er in mein Ohr.
„Du
kannst auf meine Hilfe zählen!“, kicherte ich bei der Vorstellung, wie Phil
alleine wegen der Tatsache der falschen Tarnung auf seinen Onkel losging.
„Gut
zu wissen. So und jetzt lass uns an die Arbeit, bevor ich mich vergesse und
dich hier auf der Stelle vernasche! Schau dir mal an, was ich mir so überlegt
habe.“ Er nahm meine Hand und zog mich zum Schreibpult hinüber, wo er mir
einige Seiten beschriebenen Papiers zeigte. Ich setzte mich hin, während Phil
dicht neben mir stand und sich über mich beugte, um mir seine Arbeit zu
erklären. Sein warmer Atem schien meinen Hals zu streicheln und machte es mir
fast unmöglich, mich auf das, was er mir zeigen wollte zu konzentrieren. Immer
wieder kehrten die Erinnerung an die letzte Nacht und was wir miteinander
erlebt hatten zurück. Schluss jetzt, Laura, wies ich mich selbst zurecht. Das
hier war kein Ausflug, wir hatten einen Auftrag zu erledigen. Schweren Herzens
ignorierte ich meine Erregung und blickte auf die Seiten, die vor mir lagen.
Phil hatte alle Fakten aufgeschrieben, die wir wussten. Eigentlich sah alles
gut aus, einzig die Tatsache, dass Drake ebenfalls mit dem Gedanken spielte,
auch Schiffe loszuschicken, schien der Hindernisgrund für unseren Erfolg zu
sein.
„Was
würde dich als Mann davon abhalten, eine längere Reise zu unternehmen?“
„Du“,
lautete seine simple Antwort. Mein fragendes Gesicht schien Bände zu sprechen,
denn er beeilte sich weiterzusprechen:
„Na
ja, das was ich letzte Nacht mit dir erlebt habe, möchte ich so schnell nicht
missen. Warum sollte ich mich dann auf eine so lange und gefährliche Reise begeben?“
Das war noch weit von einer Liebeserklärung entfernt, doch trotz allem machten
seine Worte mich glücklich. Er sah die letzte Nacht nicht als einmaliges
Ereignis an. Dennoch machten mich seine Worte nachdenklich, denn sie erinnerten
mich kurz an Sven. Obwohl ich ihn gerade erst kennengelernt hatte, hatte ich
mich damals auf die Zeitreisen eingelassen. Schon da hätte mir klar sein
müssen, dass unsere Beziehung keine Zukunft gehabt hatte. Im Nachhinein
betrachtet war ich ihm gegenüber wohl ziemlich unfair gewesen. Klar hatte auch
er seine Fehler gehabt, doch mit meiner Entscheidung dem Büro beizutreten,
hatte ich unserer Beziehung den Todesstoß gegeben, bevor sie richtig begonnen
hatte. Wäre es eine funktionierende gewesen, dann wäre ich nicht mal im Traum
darauf gekommen, Zeitreisende zu werden. Und trotzdem hatte ich mich dafür
entschieden und das, obwohl ich wusste, dass ich fast nur mit Phil
zusammenarbeiten würde. Wie blind war ich nur gewesen? Seit dem Tag an dem ich
Phil kennengelernt hatte, hatte ich Gefühle für ihn entwickelt. Ich hatte es
einfach nicht wahrhaben wollen und hatte mich in die Sache mit Sven geflüchtet.
In Gedanken entschuldigte ich mich bei ihm und für das, was ich ihm angetan
hatte. Aber stopp, schon wieder schweiften meine Gedanken vom eigentlichen
Thema ab. Es ging hier um die Besiedelung Amerikas und nicht um mein
persönliches Glück, dafür würde sich hoffentlich in der kommenden Nacht noch
ausreichend Zeit finden.
„Die
Idee ist gut, nur woher sollen wir die Frau nehmen?“, gab ich zu bedenken. In
Gedanken ging ich noch einmal das Exposé durch, das Richard uns vor der Abreise
zum Lesen gegeben hatte. Fieberhaft versuchte ich mich an Drakes Lebenslauf zu
erinnern. Ich wusste, dass er zweimal verheiratet gewesen war und dass er zur
Zeit Witwer war, das hatte Raleigh mir erzählt.
„Schau
doch bitte mal ganz schnell nach, wann Drake seine zweite Frau heiratet“, bat
ich Phil aufgeregt, ohne zu widersprechen, holte er sein Handy raus und suchte
nach den Daten.
„Dein
Gedächtnis für solche Details ist erschreckend. Hier steht, dass er 1585 eine
gewisse Elizabeth Sydenham heiratet, eine sehr reiche und sehr junge Adelige!“
„Und
das Beste kommt jetzt: Ich kenne die junge Dame bereits. Zwar nur flüchtig,
aber wir sind uns bereits vorgestellt worden!“ Ich erinnerte mich an das junge,
dunkelhaarige Adelsfräulein. Sie hatte einen einigermaßen vernünftigen und
netten Eindruck auf mich gemacht. Die Frage war nur, reichte es aus Drake von
einer Überfahrt, wie er sie momentan plante, abzuhalten? Immerhin wusste ich,
dass er seine Fahrten und Unternehmungen trotz Ehe nicht aufgeben würde, was
aber war in der
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