Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
ausgestreckten Arm hin, den ich sofort
ergriff, und ließ mich von ihm zur Tanzfläche führen. Unsere Becher drückten
wir einem der livrierten Diener in die Hand.
„Wollt
Ihr Euch das mit der Ehe in den Niederlanden nicht noch einmal überlegen?“,
eröffnete Walter das Gespräch, als wir auf der Tanzfläche standen. Dabei
schenkte er mir ein hinreißendes Lächeln und blickte mir tief in die Augen, um
mir damit zu zeigen, dass er sich für die eindeutig bessere Wahl hielt.
„Sir
Walter, Ihr seid äußerst hartnäckig, aber glaubt mir, ich bin die falsche Frau
für Euch. Ihr werdet sicherlich eine bessere als mich finden. Seid Euch dessen
gewiss!“ Die hübsche Bess Throckmorton kam mir ins Gedächtnis und daran, dass
sie es war, die in wenigen Jahren sein Herz eroberte. Und wenn man den
Geschichtsbüchern Glauben schenken durfte, handelte es sich um eine
Liebesheirat, was mich zufrieden stimmte, denn Walter hatte es verdient jemanden
zu finden, der ihn liebte.
„Was
soll ich nur ohne Euch machen? Mein Leben wird mir leer und dunkel erscheinen!“
Och, ich wüsste da schon einiges. Expeditionen nach Amerika organisieren zum
Beispiel und eine Kolonie Virginia nennen? Und wie konnte ich ihm das, ohne mit
dem Vorschlaghammer zu kommen, erklären?
„Ihr
schmeichelt mir, aber ich bitte Euch, trauert nicht um mich. Sucht Euch eine
neue Herausforderung! Habt Ihr schon mal über die Idee meines Bruders
nachgedacht?“
„Darf
ich Euch ein Geheimnis verraten? Es hat mich nicht mehr losgelassen und ich bin
bereits dabei mich nach geeigneten Kapitänen umzuschauen. Francis schien
ebenfalls interessiert, doch seitdem er Lady Sydenham kennengelernt hat, gilt
sein ganzes Augenmerk nur noch ihr. Dabei wäre er der perfekte Mann für diese
Unternehmungen gewesen. Eine Anfrage für die Erlaubnis bei Ihrer Majestät habe
ich auch gestellt, dieses Fest hier soll sie günstig stimmen.“
„Oh,
dann ist es nicht mehr nur eine Idee. Welch’ Überraschung!“ Und das war es
wirklich für mich, denn ich war mit der Auffassung zu dem Fest gekommen, dass
ich noch eine ganze Menge an Überzeugungsarbeit bei Raleigh zu leisten hatte.
Aber das war nicht mehr nötig, warum also war unser Auftrag noch nicht beendet?
Hatten wir etwas übersehen? Und wenn ja, was? Raleigh konnte mir leider nicht
sofort antworten. Unser bisheriger Tanz hatte geendet und wir waren zu einem
neuen Tanz, einer Art Quadrille, übergegangen, bei dem man seine Partner durch
ständige Drehungen immer wieder wechselte. So lächelte ich höflich und
freundlich meinen neuen Tanzpartner an, auch wenn ich dabei meinen Kopf senken
musste, um ihm in die Augen schauen zu können. Er hatte stattdessen einen
erfreulichen Anblick auf meinen Ausschnitt, was ihm offensichtlich nicht unangenehm
war, wenn man das freudige Glänzen seiner Augen so deuten wollte. Um wen es
sich dabei handelte, konnte ich aufgrund der Maske nicht erkennen, doch war
auch unsere gemeinsame Zeit schon bald zu Ende, denn schon bei der nächsten
Umdrehung starrte ich, anstatt auf den Haaransatz meines bisherigen
Tanzpartners auf eine breite Männerbrust.
„Na
brichst du wieder Männerherzen?“, fragte die Stimme, die ich sogleich erkannte
und die mein Herz ungleich schneller schlagen ließ. Ruckartig schnellte mein
Kopf nach oben und ich erblickte eine schwarze Halbmaske aus deren
Augenschlitzen mich zwei amüsiert blickende blaue Augen ansahen.
„Ich
gebe mein Bestes. Du weißt doch, wie du mir, so ich dir!“, gab ich giftig
zurück. Sein Blick wechselte von amüsiert zu rätselnd.
„Was
habe ich denn jetzt schon wieder getan?“
„Die
Hofdamen der Königin scheinen es dir wirklich angetan zu haben. Ich hatte den
Eindruck, dass du es nicht wirklich eilig hattest, von dort wegzukommen!“
Verdammt, ich hatte nicht gewollt, dass er merkte, dass ich eifersüchtig war
und kaum sagte er irgendetwas zu mir, plapperte ich schon munter drauf los. Was
hatte es mit dem Alkohol dieser Zeit auf sich, dass er wie eine Wahrheitsdroge
auf mich wirkte? Phil ließ ein leises Lachen ertönen, doch auf seine Antwort
musste ich warten, die Zeit mich meinem nächsten Partner zu widmen war
gekommen. So ging es eine ganze Weile, bis er wieder vor mir stand. Sein Lachen
hatte nicht unbedingt dazu beigetragen, dass meine Laune sich gebessert hatte
und so blickte ich ihn grimmig an, als er wieder vor mir stand.
„Du
bist eifersüchtig, wie süß“, lautete seine Antwort und seine Lippen umspielte
ein Lächeln.
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