Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Süß? Ich war doch nicht süß. Tierbabys und Kleinkinder waren süß.
Aber ich war weder das eine noch das andere! War es das? Sah er mich doch nur
als Zeitvertreib an? War ich nur ein Spielzeug für ihn? Aber warum war er dann
eifersüchtig gewesen? Weil jemand anderes sein Spielzeug auch haben wollte, gab
ich mir selbst zur Antwort. Ich blöde Kuh! Er war ein Frauenheld und würde sich
auch nicht ändern. Ich war auch nur eine von vielen, und sobald sich etwas
Besseres bot, würde er mich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, dessen war
ich mir sicher.
„Freut
mich, dass ich dich belustigen kann! Aber nun mal zu den wirklich wichtigen
Sachen, wir haben ein Problem. Raleigh hat schon alles in die Wege geleitet.
Eigentlich müsste unser Job getan sein! Was ist hier los?“, zischte ich ihm zu
und schon musste ich mich erneut umdrehen, zum nächsten Partner. Ich verfluchte
diesen Tanz, der ganz klar nicht kommunikationsfördernd war.
„Habt
Ihr wieder Streit mit Eurem Bruder?“ Raleigh war mein nächster Partner und ich
entspannte mich etwas. Bei Raleigh konnte ich meine Maske der Freundlichkeit
herunterlassen und ihm einen Teil meines wahren Gesichts zeigen.
„Nur
eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Geschwistern, Ihr wisst sicherlich,
wie das ist!“
„Oh
ja durchaus! Es gibt Zeiten, da freut man sich, wenn man sie nicht sehen muss!
Aber wenn sie einmal von uns gegangen sind, wünscht Ihr sie Euch wieder von
Herzen zurück. Nutzt die Zeit, die Ihr gemeinsam habt, Ihr wisst nie, wann es
zu Ende sein wird.“
„Ich
verstehe Euch nur allzu gut. Sagt Sir Walter, würde es Euch etwas ausmachen,
wenn Ihr ein paar Eurer Diener zu meiner Begleitung abkommandiertet? Ich bin
ein wenig erschöpft, glaube aber, dass mein Bruder noch nicht bereit ist den
Heimweg anzutreten, zumal weder das Bankett angefangen und auch die Königin ihn
noch nicht entlassen hat“, bat ich ihn. War der Abend zu Beginn noch schön
gewesen, so hatte sich das Blatt nun gewendet und hatte einen bitteren
Beigeschmack bekommen. Ich wollte nach Hause, wo ich in Ruhe nachdenken konnte.
Über Phil, unsere Beziehung, so man sie denn eine solche nennen konnte und was
noch viel wichtiger war: Was mussten wir noch tun, um zurückzukommen?
„Bedauerlich,
dass Ihr uns schon verlassen wollt. Ich hätte gerne noch länger Eure
Gesellschaft genossen. Aber wenn Ihr Euch nicht wohlfühlt, solltet Ihr besser den
Heimweg antreten. Gebt mir einen Moment Zeit und ich werde Euch eine
verlässliche Eskorte zur Seite stellen, damit ihr unbeschadet nach Hause
kommt.“
„Danke,
das ist äußerst großzügig von Euch!“
„Für
Euch würde ich alles tun.“ Warum nur war das Leben so ungerecht? Hier stand ein
Mann vor mir, der garantiert nicht vorhatte nur das Bett mit mir zu teilen.
Aber leider empfand ich außer Freundschaft nichts für ihn. Raleigh führte mich
von der Tanzfläche, entschuldigte sich und eilte davon um meine Begleiter
abzukommandieren. Ich suchte unterdessen nach Phil und fand ihn erneut in
Begleitung derselben Hofdame, die ihm schon vorhin fast jedes Wort von den
Lippen abgelesen hatte. Und Phil machte mir nicht den Eindruck als sei ihm das
unangenehm. Ganz im Gegenteil! Er hielt ihre Hand und streichelte sie. Aber
damit nicht genug, er hauchte auch noch einen Kuss drauf! Mein Herz schien in
tausend Stücke zu zerreißen und ein dunkles Loch tat sich vor mir auf. Wie hatte
ich nur auf seine Masche reinfallen können? Was Männer anging, hatte ich wohl
noch viel zu lernen und die erste Lektion lautete, traue niemals einem Mann!
Ich räusperte mich, um auf mich aufmerksam zu machen und überrascht fuhren die
beiden auseinander. Für einen Moment hätte ich schwören können, dass ich so
etwas wie Reue in seinem Gesicht sah, doch vermutlich war das nur eine Fata
Morgana.
„Ich
möchte dich nur ungern stören, allem Anschein nach führst du gerade eine sehr
wichtige Unterhaltung. Ich werde jetzt nach Hause gehen. Raleigh gibt mir ein
paar Männer zur Begleitung mit, du musst dir also keine Gedanken um meine
Sicherheit machen!“ Meine Stimme klang kühl und gefasst, wäre ja noch schöner,
wenn ich einem Häufchen Elend gleich vor ihm stünde. Phil kam auf mich zu und
fuhr mich an:
„Was
soll das? Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Seine
Ahnungslosigkeit grenzte schon fast an Frechheit.
„Nix,
ich bin einfach nur müde und ich möchte dir nicht den Abend verderben, deshalb
gehe ich jetzt!“, erwiderte ich
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