Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
waren.
„Wie
lange sind Sie dabei?“
„Das
ist meine zweite Reise, warum?“
„Dann
hat unser Kronprinz es nicht für nötig gehalten Ihnen zu sagen, dass er Richards
Neffe und der Erbe des gesamten Imperiums ist.“ Imperium? Hatte ich irgendwas
verpasst? Sicherlich war das Büro etwas Besonderes, aber Imperium, das war doch
schlichtweg übertrieben.
„Neffe?
Imperium? Was habe ich denn jetzt schon wieder nicht mitbekommen?“ Echte
Empörung schwang in meiner Stimme mit. Klaus studierte mich aufmerksam, als
wolle er prüfen, inwieweit ich die Wahrheit sagte. Er schwieg und starrte mich
weiterhin an. Ich begegnete seinem Blick und hielt ihm stand - nur nicht
wegschauen. Immerhin schien er tatsächlich etwas zu wissen, was mir Phil, aus
welchen Gründen auch immer, verschwiegen hatte. Ein höhnisches Grinsen breitete
sich auf seinen Lippen aus:
„Sie
haben wirklich keine Ahnung mit wem Sie es zu tun haben?“ Mein unverständlicher
Gesichtsausdruck schien ihm Antwort genug, denn er sprach sofort weiter:
„Richard
ist nicht nur ein begnadeter Erfinder, er verfügt auch über die Mittel, die er
zur Finanzierung seines Traums brauchte. Mit anderen Worten: Richard ist reich,
unermesslich reich. Der Name „Lerfra“ ist Ihnen doch ein Begriff, oder?“ Klar
war mir der Name bekannt, immerhin handelte es sich hier um einen der größten
deutschen Konzerne, wenn nicht sogar der Größte. Und außer, dass es sich
hierbei um einen Konzern in Familienbesitz handelte, wusste ich nicht viel. Die
Inhaber hatten sich schon vor vielen Jahren komplett aus der Öffentlichkeit
zurückgezogen und vermieden jegliche Auftritte. Es war als gäbe es sie nicht,
selbst googeln brachte kaum brauchbare Ergebnisse zutage.
„Richard
hat irgendwas damit zu tun?“, fragte ich vorsichtig, obwohl ich mir ziemlich
sicher war, wie die Antwort lautete.
„Damit
zu tun? Schätzchen, Richard ist die "Lerfra"! Er ist der
Mehrheitseigentümer und Phil als sein einziger lebender Nachkomme der Nachfolger
und Alleinerbe!“ Nun ergab alles einen Sinn für mich: Phils teures Auto, seine
ausweichende Antwort, als ich ihn gefragt hatte, wie Richard das Ganze
finanzierte. Warum hatte Phil mir das nicht erzählt? Hatte er so wenig
Vertrauen in mich? Glaubte er, dass ich nur hinter seinem Geld her war? Für wen
hielt er mich? Eine Mitgiftjägerin? Enttäuschung über sein Verhalten machte
sich in mir breit. Ich war wohl wirklich nur eine kurze, lustvolle Affäre für
ihn gewesen, mehr nicht. Tränen schwammen in meinen Augen, schnell blinzelte
ich, um zu verhindern, dass sie mir über die Wangen strömten. Unter keinen
Umständen durfte ich zu erkennen geben, dass ich Gefühle, welcher Art auch
immer sie waren, für Phil hatte.
„Du
weißt nun genug über den Clan um dich entscheiden. Bist du bereit mir zu
helfen?“, unterbrach Klaus meine Gedankengänge. Ohne Umschweife war er ins
Vertrauliche Du gewechselt. Phils Verhalten schmerzte mich tief, ohne Zweifel,
aber das ich ihn gleich ins offene Messer laufen lassen wollte, war doch zu
viel des Guten, dennoch antwortete ich:
„Phil
hat meine Beziehung kaputtgemacht, mich belogen und ausgenutzt. Glauben Sie
nicht, dass ich ohne ihn besser dran wäre?“ Ich wollte ihn nicht duzen, das
hätte eine gewisse Vertraulichkeit bedeutet, die ich ganz gewiss nicht wollte.
Ein teuflisches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Er machte mir Angst und
ich spürte diese Angst in jeder Pore meines Körpers. Dieser Mann war gefährlich
und um sein Ziel zu erreichen, würde er vor nichts und niemandem zurückschrecken.
Auch ich war nur ein Mittel zum Zweck. Sollte ich versagen, würde er sich
meiner entledigen, wie man sich eines nicht mehr benötigten Möbelstücks
entledigte: ab in den Müll damit! Oder in meinem Fall wäre die Themse
vermutlich meine neue Heimat.
„Sehr
schön, ich wusste doch, dass ich auf dich zählen kann. Ich habe auch schon
einen Plan, aber er ist noch nicht ganz perfekt. Morgen werde ich dir mehr
erzählen.“ Er klatschte laut in die Hände, sofort öffnete sich die Tür und
einer seiner Gehilfen trat ein. Wäre ich diesem Mann auf offener Straße
begegnet, hätte ich mich beeilt, die Straßenseite zu wechseln. Es war noch
nicht einmal seine Größe oder seine Grobschlächtigkeit, die mir dieses ungute
Gefühl gab. Es waren seine eiskalten Augen, sie waren wie die eines Toten ohne
jeglichen Ausdruck und Gefühl. Er führte sicherlich jeden Befehl seines
Brötchengebers aus, ohne nach
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