Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
seine Spione
eingesetzt hatte, sich niemand von unserem Personal darunter befand. Vielleicht
war seine Unkenntnis über mein Verhältnis zu Phil mein Schlüssel zur Freiheit
und Phils Rettung. An diese Hoffnung klammerte ich mich verzweifelt.
„Was
meinen Sie mit selbstständig? Ich wäre diesen Kerl endlich los?“ Ich versuchte
meiner Stimme einen hoffnungsvollen Klang zu geben. Zeit, ich musste auf Zeit
spielen. Je mehr Zeit ich hatte, umso schneller würde ich hier vielleicht
rauskommen.
„Wenn
Sie sich nicht allzu dumm anstellen, dann ja. Die Zeitmaschine ginge in Ihre
Hände über und Sie könnten damit machen, was Sie möchten. Heute auf ein Pferd
wetten von dem Sie wissen, dass es morgen gewinnen wird, morgen beim Bau des
Kölner Doms dabei sein. Alles, was Sie möchten: unter einer Bedingung!“
„Die
da wäre?“ Sachlich und kalt stieß ich dort Worte hervor.
„Sie
erledigen ab und an ein paar Aufträge für mich. Sie verhindern hier eine
Kleinigkeit, ändern dort ein winziges Detail und die Geschichte nimmt einen
neuen Lauf!“ Glaubte er allen Ernstes, dass meine vermeintliche Abneigung gegen
Phil ausreichte, nach seiner Pfeife zu tanzen? Schloss er von sich auf mich? Zu
gerne hätte ich gewusst, warum er so hasserfüllt war. Er war einmal Richards
bester Freund gewesen und nun schien es seine größte Befriedigung zu sein,
Richards Lebenswerk zu zerstören.
„Angenommen,
ich ginge auf Ihren Vorschlag ein, verstehe ich immer noch nicht das Warum!“
Hoffentlich hatte ich mich mit meiner Neugier nicht zu weit vorgewagt. Klaus
drehte sich um und ging zum Fenster, aus dem er eine Zeit lang in die
Finsternis der Nacht hinausschaute. Sein Schweigen kam mir minutenlang vor und
die Stille schien mich wie eine Nebelwand einzuhüllen. Schließlich drehte er
sich mit hassverzerrtem Gesicht um.
„Sie
wollen es wissen? Wahrscheinlich ist es besser so, denn dann werden Sie
feststellen, dass Sie unter keinen Umständen mehr für diesen Bastard Richard
arbeiten können! Sie werden es vermutlich nicht wissen, aber ich hielt diesen
Mann einmal für meinen besten Freund und dann hat er mich betrogen.“ Er schwieg
erneut für einige Zeit, bevor er fortfuhr die Geschichte zu erzählen. Es begann
damit, dass die beiden zusammen die Zeitmaschine erfunden hatten und stolz wie
Oskar durch die Weltgeschichte gereist waren. Sie waren diejenigen, die es geschafft
hatten einen Menschheitstraum wahr zu machen. Einige Jahre ging das gut und die
beiden Freunde reisten rein zum Vergnügen in der Zeit umher, besuchten wichtige
Persönlichkeiten oder waren bei weltbewegenden Ereignissen dabei. Eines Tages
jedoch geschah etwas Unvorhergesehenes: Auf einem Ausflug zum Pfingstfest in
Mainz zu Zeiten Kaiser Barbarossas wurden sie von Wegelagerern angegriffen.
Klaus wurde dabei schwer verletzt und von seinem „Freund“ wie ein sterbender
Hund in der Gosse gelassen, da Richard nur noch seinen Arsch retten wollte, wie
er sich grob ausdrückte. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt nur eine Zeitmaschine
und die befand sich in Richards Besitz. Er hatte sich damit aus dem Staub
gemacht und ihn, Klaus, seinem Schicksal überlassen. Die Wegelagerer raubten
ihn bis aufs Hemd aus und, da sie ihn für tot hielten, warfen sie ihn zum
Sterben ins Gebüsch. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie lange er
dort gelegen hatte. Aber als er wieder wach wurde, lag er in einem
mittelalterlichen Spital in Mainz. Die Ärzte erzählten ihm, dass er gerade so
dem Tod von der Schippe gesprungen war. Sie hatten sein, durch einen
Messerstich, verletztes Bein zwar retten können, dennoch würde es für immer
steif bleiben. Eigentlich hatte er noch Glück gehabt, denn in solchen Fällen
nahmen die Mediziner fast immer eine Amputation der Gliedmaßen vor, dank eines
Arztes, der in Salerno studiert hatte, blieb das Bein jedoch dran.
„Da
saß ich also, ohne Hoffnung auf eine Rückkehr im Mittelalter, verkrüppelt, ohne
Geld, während mein ach so feiner „Freund“ ein sorgenfreies Leben in der
Gegenwart führte!“, beendete er bitter und hasserfüllt seine Geschichte.
Ungläubig
lauschte ich seinem Bericht. Das Bild, das er von Richard malte, passte nicht
zu dem Mann, den ich kennengelernt hatte. Richard war davon überzeugt gewesen,
dass Klaus bei dem Überfall ums Leben gekommen war. Phil hatte ganz deutlich
gemacht, dass er nicht daran glaubte, dass Klaus noch am Leben war. Aber Phil
war bei dieser Reise nicht dabei gewesen. Was, wenn Richard ihm
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