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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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dem Warum zu fragen. Beschäftigte Klaus nur
Menschen, die in einem Gruselkabinett hätten arbeiten können? Wenn die Lage
nicht so furchtbar ernst gewesen wäre, hätte ich mich vor Lachen darüber
geschüttelt, dass hier jedes Klischee eines Bösewichts zutraf. Es war fast
schon wie in einem schlechten Film. Aber das war kein Film, das war die bittere
Realität und ich hatte die Hauptrolle übernommen.
    „Travis,
sei so gut und begleite unseren Gast nach oben“, bat er seinen Handlanger, ganz
so, als sei er der fürsorgliche Gastgeber und ich eine hochgeschätzte
Persönlichkeit. Travis nickte und machte sich daran meine Fesseln zu lösen. Das
Blut schoss in meine Hände und kurz darauf begannen meine Fingerkuppen zu
kribbeln. Schnell rieb ich meine Finger aneinander, um das unangenehme Gefühl
zu vertreiben, jäh wurde ich von Travis unterbrochen, der mich fest am Arm
packte und grob von meinem Stuhl hochriss.
    „Aua,
pass doch auf!“, fauchte ich ihn wütend an. Keine Reaktion. Er zog mich einfach
durch den Raum und über die Treppe ins obere Stockwerk. Mir bot sich keinerlei
Chance mich zu befreien, er war einfach zu stark für mich. Oben angekommen öffnete
er eine Tür und stieß mich in den Raum hinein. Ich stolperte über meine Röcke
und fiel auf den harten Holzboden. Noch während ich mich aufrappelte, hörte
ich, wie die Tür verschlossen und ein Riegel vorgeschoben wurde.
     
    Der
Raum war nahezu stockfinster, nicht mal ein Feuer brannte im Kamin. Vom Fenster
her drang ein schwaches Licht herein, vermutlich hervorgerufen durch Fackeln,
die in der Nähe brannten. Ein Blick zum Fenster bestätigte mich in meiner
Annahme, dass auch eine Flucht durchs Fenster ausschied, wie erwartet war es
vergittert. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte
undeutlich einzelne Umrisse erkennen. Bei allem, was ich erkennen konnte, kam
ich schnell zu dem Schluss, dass das Zimmer eher einer Gefängniszelle als einem
normalen Schlafraum glich. Ich konnte ein Bett und einen Tisch ausmachen, noch
nicht mal einen Stuhl gab es. Ein Kamin war zwar vorhanden, doch leider brannte
kein Feuer darin und die Kälte der Märznacht kroch mir in die Glieder. Meinen
Mantel schienen sie mir abgenommen zu haben, als ich noch ohnmächtig war und
mein dünnes Seidenkleid bot keinen Schutz vor der Kälte. Wollten die mich hier
erfrieren lassen? Ich rieb mir mit beiden Händen über die Arme, in der Hoffnung
durch die Reibung Wärme zu erzeugen, aber leider half das nur, solange ich in
Bewegung blieb. Sobald ich aufhörte, kehrte die Kälte zurück. In der Hoffnung,
dass ich etwas zum Feuermachen fände, tastete ich den Kaminsims ab.
Fehlanzeige, außer Staub, den ich unter meinen Fingern spürte, fand ich nichts.
Mir blieb nur eine einzige Möglichkeit mich aufzuwärmen: Ich legte mich in
voller Montur ins Bett, selbst die Schuhe behielt ich an. Wenn es etwas gab,
worauf im elisabethanischen Zeitalter Verlass war, dann die Tatsache, dass die
Betten mehr als genug Schichten boten, um einen richtig aufzuwärmen und auch
hier war es nicht anders. Halleluja! Schon nach kurzer Zeit merkte ich, wie die
Kälte aus meinem Körper kroch und eine nahezu wohltuende Wärme sich in mir
ausbreitete. Genießen konnte ich das Gefühl jedoch nicht, andere Dinge nahmen
meine Gedanken in Anspruch. Ich musste einen Weg aus diesem Haus finden und
Phil warnen. Doch wie? Fenster und Türen boten, wie schon festgestellt, keine
Fluchtmöglichkeit. Das fiel also schon mal aus. Es gab noch nicht mal einen
Stuhl, den man jemandem über den Schädel hätte hauen können. Der Tisch sah
leider auch nicht so aus, als sei er Marke Pressholz und mit ein wenig roher
Gewalt entzwei zu bekommen. Dieser Raum war genau dafür gemacht Menschen gefangen
zu halten. Trocken, einigermaßen komfortabel, allerdings ohne die geringste
Chance zu entfliehen. Meine Gedanken rasten nur so dahin. Ich ging alle
erdenklichen Möglichkeiten im Kopf durch, vielleicht hatte ich ja eine winzige
Einzelheit übersehen und konnte doch hier raus. So sehr ich auch grübelte, in
mir steckte leider kein MacGyver. Den Plan mir mit Bettlaken und Tisch eine
Waffe zu bauen, konnte ich also schon mal getrost vergessen.
    Und
wie würde Phil reagieren, wenn er von meinem Verschwinden erfuhr? Wann würde es
ihm überhaupt auffallen? Was konnte er tun, um mich zu finden? Wir hatten uns
nicht im Besten getrennt. Was, wenn er diese Nacht nicht in mein Zimmer kam,
sondern in seinem Bett

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