Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
dafür sollt ihr büßen!", gab Klaus
nicht minder erregt zurück. Er öffnete die Trommel der Waffe und nahm, bis auf
eine Patrone, alle heraus und reichte sie mir.
„So
meine Liebe, dann schauen wir mal, wie es mit deinen Gefühlen zu ihm wirklich
steht. Bitte sehr, dir gebührt die Ehre ihn zu erschießen!“ Erschrocken blickte
ich zu Klaus hin. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Doch ein Blick in sein
Gesicht zeigte mir, dass ich mich nicht geirrt hatte. Nichts anderes als
finstere Entschlossenheit zeichnete sich dort ab. Ich schluckte schwer, was
konnte ich tun? Sollte ich die Waffe nehmen und sie gegen Klaus richten, doch
dafür stand er zu dicht bei mir. In dem Augenblick, in dem ich sie auf ihn
zielte, würde er sie mir abnehmen und ich hatte nichts gewonnen. Mir fehlten
Supermans Kräfte, um mich mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen. Sollte ich es
wagen die Pistole zu Phil zu werfen? Was, wenn er sie nicht fing? Ich war nicht
gut im Werfen und die Chance, dass Phil die Waffe trotz meiner bescheidenen
Wurfkünste fing, war mehr als gering. Und selbst wenn er sie finge, konnte
Klaus mich als Schutzschild nehmen, diese Möglichkeit fiel also auch weg.
Angeblich
denkt man in Stresssituationen klarer als sonst und trifft die vernünftigsten
Entscheidungen. Wer diese Aussage getroffen hat, war noch nie in einer
richtigen Stresssituation und hat keine Ahnung, worüber er spricht. Im
Nachhinein betrachtet war das, was ich als Nächstes tat keineswegs klar
überlegt, sondern extrem dumm und extrem gefährlich.
Ich
richtete meine Waffe auf Phil.
Ich
hatte die dumpfe Hoffnung, dass ich es hinbekäme, ihn nur zum Schein zu
erschießen. Mit meinen Blicken versuchte ich ihm zu signalisieren, dass ich das
nicht ernst meinte und das alles nur Teil meines Plans war. Was ich in seinen
Augen fand, ließ mich Hoffnung gewinnen. Sein Blick drückte mir sein Vertrauen
in mich aus, verschwunden waren die Dolche, die er noch eben gegen Klaus geschleudert
hatte, stattdessen sah ich Zuversicht und Wärme. Wir starrten einander ohne
Worte an, doch unsere Augen schienen die Unterhaltung im Stillen führen. Erst
ein leises Räuspern von Klaus, der neben mir stand, ließ mich den Blickkontakt
unterbrechen.
Obwohl
ich definitiv nicht religiös war, betete ich in diesem Moment mit Inbrunst zu
Gott und allen verfügbaren Schutzengeln, dass ich Phil keinen ernsthaften
Schaden zufügte.
„Sag‘
Lebewohl du Mistkerl!“, rief ich laut mit kalter Stimme.
Und
drückte ab.
36.
Kapitel
Die
Kugel löste sich mit einem ohrenbetäubenden Knall und traf Phil. Es dauerte
einen Moment, bis er merkte, dass er getroffen worden war. Seine Hand tastete
sich zu der Stelle, und als er sie sich vor Augen hielt, war sie rot gefärbt. Schon
kurz darauf verlor sein Gesicht jegliche Farbe und seine Beine gaben unter ihm
nach und er fiel mit dem Gesicht nach vorne zu Boden. Blut sickerte aus seiner
Seite auf den Boden. Sehr viel Blut. Zu viel Blut. Ich biss mir fest auf die
Lippen, damit ich nicht laut aufschrie, aber mein Innerstes schrie meinen
ganzen Schmerz aus. Ein metallischer Geschmack lag auf meiner Zunge.
Anscheinend hatte ich mir so fest auf die Lippen gebissen, dass es blutete. Ich
hatte nichts davon bemerkt, denn vor mir lag der Mann, den ich liebte und ich
hatte ihn vermutlich getötet. Eine eisige Kälte überkam mich und ich begann am
ganzen Körper zu zittern.
„Das
erste Mal ist immer ein wenig merkwürdig, aber man gewöhnt sich daran“, ertönte
eine Stimme, die ich wie durch Watte gedämpft in meinen Ohren wahrnahm. Ich
wirbelte herum und blickte zu Klaus, der mir, wie zum Hohn, nun auch noch
applaudierte.
„Sehr
gut gemacht meine Liebe. Ich hatte erst meine Zweifel, ob du es ernst meinst,
aber ich sehe, du bist ein wunderschöner Racheengel. Los, hol‘ seine
Zeitmaschine!“, befahl er mir. Reichte es nicht, dass ich den größten Fehler
meines Lebens begangen hatte? Musste er mich nun auch noch dazu zwingen meine
Niederlage mit eigenen Augen zu betrachten?
„Warum?“
Mein Verstand war mit einem Mal ganz klar und eines war sicher, Klaus durfte
nicht ohne Weiteres davonkommen. Er hatte mich meinen Geliebten umbringen
lassen und dafür würde ich mich rächen und wenn ich ihn durch die gesamte
Weltgeschichte jagte.
„Wenn
meine Theorie stimmt, bist du auch eine rechtmäßige Besitzerin der Zeitmaschine
und kannst uns in deine Zeit bringen. Denn es sieht so aus, als habe Richard
noch einen
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