Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
beraten schien. Eine
auffällig hübsche Rothaarige löste sich aus der Gruppe, als sie uns entdeckte.
„Phil,
schön, dass du da bist. Wir sind gerade dabei, den Plan für unsere Kapelle zu
begutachten.“ Sie ging auf uns zu und begrüßte Herrn Berger mit zwei Küssen auf
die Wangen.
„Katrin,
darf ich dir Frau Simon vorstellen, sie ist meine Kollegin und diejenige, die
die Projektwoche leitet. Frau Simon, das ist Katrin Hanser, wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und eine alte Bekannte von mir!“ Na,
so alt erschien sie mir aber nicht. Sie mochte in meinem Alter sein und welche
Art Bekannte sie war, war für mich ebenfalls klar. Aber was interessierte es
mich, denn immerhin hatte diese „alte“ Bekannte uns die Möglichkeit für unser
Projekt verschaffen. Also besann ich mich auf meine gute Kinderstube, begrüßte
Frau Hanser höflich und überschüttete sie gleichzeitig mit meiner Begeisterung
für das Dorf.
„Soll
ich Sie herumführen, damit sie einen besseren Überblick bekommen? Phil, geh
doch rüber zu Marek in die Schmiede, bestimmt möchte er dir sein neuestes Werk
präsentieren.“ Ohne meine Antwort abzuwarten, führte sie mich quer durch das
ganze Dorf. Vorbei am Backofen und dem Dorfbrunnen und durch einige der Häuser.
Sollte irgendwann mal ein Filmteam eine Kulisse für einen Mittelalterfilm
suchen, so mussten sie nur hierher gehen, authentischer konnte es kaum werden.
Während meiner Tour skizzierte sie mir mit kurzen Worten, welche Pläne sie mit
meinen Schülern hatte.
„Das
klingt fantastisch. Sie scheinen sich schon unheimlich viele Gedanken gemacht
zu haben, was man alles unternehmen könnte!“, bedankte ich mich bei ihr,
nachdem sie ihre Ausführungen beendet hatte.
„Danken
Sie nicht mir, danken Sie lieber Phil. Er hatte die Idee das so zu
veranstalten.“ Das alles sollte dem Kopf des Kerls entsprungen sein, der mehr
Gedanken an seine Dates verschwendete anstatt an seine Unterrichtsvorbereitung?
Vielleicht war er doch ein ganz brauchbarer Kerl, und meine bisherigen
Einschätzungen waren voreilig gewesen? Hatten wir möglicherweise doch nur den
denkbar schlechtesten Start erwischt?
Unser
Rundweg durch das Dorf hatte uns abschließend zur Schmiede geführt. Trotz der
frühherbstlichen Temperaturen schien es im Inneren der Schmiede unerträglich
heiß zu sein, denn die Holztüren des Gebäudes standen weit offen. Zwei Männer
standen mit nacktem Oberkörper in der Schmiede, der eine betätigte den
Blasebalg um das Feuer anzufachen, der zweite bearbeitete das auf dem Amboss
liegende Schwert. Gebannt betrachtete ich, wie sein muskulöser, verschwitzter
Oberkörper sich bewegte und das Schwert mit gezielten Hammerschlägen in Form
brachte. Immer wieder wischte er sich den Schweiß von seinem schmutzigen
Gesicht, der regelmäßig auf das glühende Eisen herabtropfte und dabei zischende
Laute von sich gab.
„Phil
ist schon nicht schlecht, was meinen Sie?“, fragte Frau Hanser mich, die meine
Faszination bemerkt hatte. Wie bitte Phil? Verwirrt blickte ich nun genauer hin
und stellte fest, dass sie recht hatte. Dieser durchtrainierte Körper gehörte
meinem Kollegen! Lehrer sollten meiner Meinung nach definitiv nicht so
aussehen, vor allen Dingen keiner, der nicht Sportlehrer war. Kein Gramm Fett
war an seinem Oberkörper zu sehen, und wenn jemand eine Definition für Sixpack
suchte, wurde er bei diesem Mann fündig. Und ich meinte damit kein Sixpack
Bier! Bei seinem Anblick wurde mein Mund trocken. Schnell schluckte ich und
versuchte meine Fassung wiederzufinden, die sich anscheinend zusammen mit
meinem Anstand aus dem Staub gemacht hatte. Jemanden dermaßen anzustarren, weil
er aussah, wie man sich den perfekten Männerkörper vorstellte, gehörte sich
einfach nicht und die Gedanken, die mir dazu einfielen, ebenfalls nicht. Klar
hatte ich Sven, aber den hatte ich bisher nur bekleidet gesehen. Und die Frau,
die bei diesem Wahnsinnskörper nicht hingesehen hätte, stand entweder nicht auf
Männer oder musste blind sein. Mir wurde bewusst, dass Frau Hanser auf meine
Antwort wartete, daher beeilte ich mich dies nachzuholen:
„Er
scheint das nicht zum ersten Mal zu machen, stimmt’s?“ Seine Schläge, die mit
einer unglaublichen Präzision ausgeführt wurden, verrieten mir, dass er kein
blutiger Anfänger war.
„Fragen
Sie mich nicht, er ist mir manchmal ein Rätsel. Jedes Mal, wenn ich glaube ihn
gut zu kennen, überrascht er mich aufs Neue!“ Da
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