Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Fanklub
gewonnen hatte.
„Frau
Simon, können Sie sich vorstellen, dass mein Lukas diese Woche nur von seinen
Erlebnissen erzählt hat? Er hat seine Computerspiele kein einziges Mal
angesehen! Sogar Bücher aus der Bücherei hat er sich geholt, weil er mehr
wissen wollte. Da habe ich mir immer den Mund fusselig geredet, er solle mehr
lesen und jetzt macht er es ganz von alleine“, sprudelte sie bei meinem Anblick
munter los, ehe ich jedoch antworten konnte, plapperte sie weiter: „Ich muss,
dann mal gehen, Lukas will noch in der mittelalterlichen Taverne essen. Herr
Berger, es war mir ein außerordentliches Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben.
Ich wäre erfreut, wenn wir uns noch einmal über den Weg liefen.“ Sie zögerte
einen Moment, ganz so, als wartete sie darauf, dass Phil ihr den Weg zur
Cafeteria persönlich zeigte. Und was tat dieser Casanova? Ihm fiel ganz
plötzlich ein, dass er ebenfalls Hunger hatte und schlug vor sie zu begleiten.
Ohne mir eine Chance zu geben, ihm Sven vorzustellen, verschwand er mit ihr.
„Dann
halt nicht!“, wandte ich mich schulterzuckend an Sven, der Phil kritisch
hinterher blickte.
„Das
ist dein Kollege?“, fragte er ungläubig.
„Ja,
wieso fragst du?“
„Schau
ihn dir doch mal an!“ Ach herrje, ich hatte mich schon so sehr an Phils gutes
Aussehen gewöhnt, dass es mich nicht mehr großartig berührte. Aber wenn ich ihn
mir als neutrale Person betrachtete, die ihn zum ersten Mal sah, konnte ich
Svens Reaktion durchaus nachvollziehen.
„Habe
ich, mehrmals sogar. Und?“ Ich tat so, als wäre mir Phils Aussehen bisher noch
nicht wirklich aufgefallen.
„Er
sieht aus wie ein Model und mit dem arbeitest du jeden Tag zusammen?“
Angespannt blickte er mich an. Oh, da war aber jemand gewaltig eifersüchtig.
Was bei seiner Geschichte auch nachvollziehbar war, aber etwas mehr Vertrauen
in mich, hätte ihm auch nicht schlecht angestanden.
„Genauso
wie mit allen anderen Kollegen auch. Es stimmt, dass er ganz gut aussieht, aber
das ist nicht alles in einem Menschen und außerdem bin ich mit dir zusammen! In
ungefähr einer Stunde habe ich Feierabend. Was hältst du davon, wenn wir uns
nachher noch schnell auf einen Kaffee sehen, bevor ich mich heute Abend mit den
Kollegen treffe?“, versuchte ich das Gespräch in versöhnlichere Bahnen zu
lenken.
„Entschuldige,
ich habe wohl überreagiert. Ich gehe gerne mit dir einen Kaffee trinken. Ich
hole dich später ab, einverstanden?“, ging Sven sofort auf mein Angebot ein und
verabschiedete sich mit einem kurzen Kuss von mir.
Die
letzte Stunde verging wie im Flug und das Schulgebäude leerte sich langsam.
Nachdem ich mir wieder Alltagskleidung angezogen hatte, ging ich zum Parkplatz,
wo Sven bereits auf mich wartete. Das Café, das ich vorgeschlagen hatte, lag
nicht allzu weit entfernt von der Schule, sodass wir gemütlich dorthin
schlendern konnten. Wir tranken Cappuccino und schmiedeten Pläne für den
nächsten Tag, den wir endlich wieder einmal zusammen verbringen wollten. Viel
zu schnell war unsere gemeinsame Zeit vorbei und ich musste an die Schule
zurückzukehren, da mein Wagen noch dort stand.
Ich
hatte Sven gerade mit einem Kuss verabschiedet und meine Tasche schon in den
Wagen gelegt, da kam Phil auf den Parkplatz, alleine, ohne seine neueste
Flamme. Er tippte wild auf seinem Handy herum, vielleicht speicherte er gerade
ihre Telefonnummer oder schrieb ihr schon eine SMS. Als er aufblickte und mich
sah, kam er sofort auf mich zu. Was wollte er denn jetzt noch? Mir mal wieder
von seiner neuesten Eroberung erzählen?
Ein
lauter Knall auf der Straße ließ uns beide erschrocken herumfahren. Das
Geräusch war durch zwei frontal aufeinander gefahrene Wagen verursacht worden.
Beiden Fahrern schien nichts geschehen zu sein, ohne Anzeichen von Verletzungen
stiegen sie aus ihren Autos aus, und begutachteten die entstandenen Schäden. Es
dauerte nicht lange und die beiden waren in eine lautstarke Diskussion über die
Schuldfrage ausgebrochen. Damit nicht genug, denn kurz darauf gingen sie zu
Handgreiflichkeiten über.
„Wir
müssen sie aufhalten!“, rief ich Phil aufgeregt zu und wollte schon loslaufen,
da hielt er mich am Arm fest.
„Möchtest
du dich mit ihnen anlegen und etwas abbekommen? Ich kenne solche Leute, die
nehmen keine Rücksicht auf andere.“ Wo er recht hatte, hatte er recht, aber man
konnte die Streithähne doch nicht sich selbst überlassen, irgendetwas musste
doch getan werden. Ohne
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