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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Phil blieb nicht stehen, sondern führte
mich an den Boxen vorbei, zu einer Holzleiter, die in den oberen Teil des
Stalls führte.
    „Los
rauf da!“, befahl er mir unwirsch. Immer noch unter Schock stehend, gehorchte ich
ihm. Oben angekommen ließen wir uns erst einmal im Stroh nieder.
    „Hättest
Du jetzt bitte die Güte mir zu erklären, was hier los ist?“ Langsam kehrten
meine Lebensgeister wieder zurück und Wut über sein albernes Verhalten stieg in
mir auf. Warum bitte schön, sollten wir uns in einem Stall verstecken? Was
wurde hier gespielt? Ich war mir inzwischen nicht mehr so sicher, dass es sich
hier um einen Traum handelte. Vielleicht lag ich mit meiner ersten Vermutung,
den Drogen, doch richtiger. Aber ich nahm keine Drogen, hatte Phil sie mir etwa
eingeflößt? Aber wie und wann? Oder war etwas im Kaffee gewesen?
    „Ich
weiß, dass es in deinen Ohren absolut verrückt klingen muss, aber für dich noch
einmal langsam und zum Mitschreiben: Wir. Sind. Durch. Die. Zeit. Gereist. In
meinem Handy ist eine App, mit der man durch die Zeit reisen kann und du hast
uns hierher geschickt!“ Oh ja und der Kaiser von China war mein Patenonkel. Er
hatte echt ein Rad ab!
    „Man
kann nicht durch die Zeitreisen. Das ist unmöglich, das wird dir jeder
bestätigen können. Welche Drogen hast du mir untergejubelt?“
    „Für
was hältst du mich?“, entrüstete er sich. Einen Verrückten? Einen Perversling,
der mich betäubt hatte? Für eine Gefahr für die Allgemeinheit? Mir fielen
Dutzende anderer Sachen ein, die ich ihm gerne an den Kopf geworfen hätte,
jedoch hielt mich ein Geräusch, das von unten kam, davon ab. Er signalisierte
mir leise zu sein und im nächsten Moment betraten zwei Männer den Stall.
    „Haste
gehört, Donnerstag gibt‘s ein neues Stück drübn im Curtain. Is‘ wohl wieder von
dies‘m Shakespeare. Ich hätt‘ noch paar Pence übrig, fürn Eintritt langt‘s.
Kommste mit?“
    „Kann
nich‘, hab meiner Hübschen versprochen an dem Tag ins Rose zu gehen. Und du
weißt ja, dass sie nich‘ so gerne rüber nach Shoreditch geht“, ertönte die
Stimme des anderen. Und, wie schon die Leute auf der Straße, sprachen sie
englisch, es war ein altmodisches, aber dennoch klar verständliches Englisch.
Und dieser Dialekt erst!
    Wir
beobachteten von oben, wie die beiden zu einem der Verschläge gingen, zwei
Pferde rausholten, sie zäumten und aus dem Stall herausführten. Ihr Gespräch
drehte sich weiterhin um die Theater und einzelne Schauspielgruppen, die sie
schon gesehen hatten. Was ich dort zu hören bekam, ließ mich immer mehr an meinem
Verstand zweifeln. Das Rose und das Curtain Theater gab es schon lange nicht
mehr, waren mir aber bekannt als Theater Londons zu Shakespeares Zeiten. Und
auch die Lord Chamberlain’s Men gehörten nicht zu meinen Zeitgenossen, sondern
zu Shakespeares. Langsam dämmerte es mir, dass ich nicht träumte und die Sache
mit den Drogen erschien mir auch immer unwahrscheinlicher. Ich war
augenscheinlich auch nicht in einem Filmset gelandet, wobei ich immer noch
hoffte, dass jeden Moment jemand um die Ecke sprang und „Versteckte Kamera“
rief. Doch nichts dergleichen geschah. Es gab also nur eine Möglichkeit, was
hier geschehen war, wir waren tatsächlich im Jahre 1597!
    In
dem Moment, in dem ich mir das eingestand, ergriff mich die Panik. Das Blut
rauschte in meinen Ohren und mir wurde langsam schwarz vor Augen. Das Letzte,
was ich hörte, bevor ich in eine gnädige Ohnmacht fiel, war Phil, der völlig
genervt ausrief:
    „Das
hat mir gerade noch gefehlt!“

7.
Kapitel
     
    Unsanftes
Tätscheln an meiner Wange ließ mich wieder wach werden. Das Erste, was ich
wahrnahm, bevor ich meine Augen öffnete, war der Stallgeruch. Mist, wir waren
immer noch in der Vergangenheit.
    „Jetzt
komm schon wieder zu dir, verdammt!“ Blinzelnd öffnete ich die Augen und
blickte in Phils besorgtes Gesicht. „Wusste gar nicht, dass du so eine Mimose
bist und gleich bei jeder Kleinigkeit in Ohnmacht fällst", ließ er
verlauten, als er merkte, dass ich bei Bewusstsein war. Verschwunden war der
fürsorgliche Ausdruck. Ja, er hatte es echt drauf, eine Frau mit Worten zu
umschmeicheln. Energisch schüttelte ich seine Hand ab und setzte mich aufrecht
hin.
    „Entschuldige
mal bitte, aber es ist wohl keine Kleinigkeit mal so eben ohne Vorwarnung in
eine andere Zeit zu reisen. Da kann man ja schon mal wegkippen!“ Obwohl ich
mich selbst über mich ärgerte, denn so zartbesaitet war

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