Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
er mich nicht verstehen?
Wir konnten doch nicht so einfach zuhören, wie jemand einen Mord plante und
dann nichts tun. Nein, erinnerte ich mich, sie hatten gesagt, dass Lord Spencer
und sein Sohn den Abend nicht überleben sollten. Es waren also zwei die
umgebracht werden sollten, und einer war vermutlich noch ein Kind.
„Was
ist, wenn dieser Spencer…", mitten im Satz hielt, ich inne. Schon in der
Gasse hatte der Name etwas bei mir hervorgerufen, nur was, hatte ich nicht
genau benennen können. Spencer war nun mal kein seltener Name, aber in
Verbindung mit einem Adelstitel klingelten mit einem Mal alle Alarmglocken bei
mir.
„Du
hast doch gesagt, dass dir dein Handy alle möglichen Informationen geben kann.
Hast du da eventuell auch so etwas wie eine Stammbaumübersicht aller möglichen
Adeligen drauf?“ Meine Stimme überschlug sich vor Aufregung. Ich glaubte auf
der richtigen Spur zu sein und Phil schien meinen Gedankengang richtig zu
deuten, denn er nickte und führte ihn weiter aus:
„Du
willst sehen, ob ein Lord Spencer und sein Sohn im Jahr 1597 gestorben sind,
habe ich recht?“ Er nahm sein Handy mit Zeitmaschine heraus, und tippte kurz
auf dem Touchscreen herum. Er schien fündig geworden zu sein, denn kurze Zeit
später blickte er mich mit leuchtenden Augen an.
„Von
allen Spencers, die es gibt, ist in diesem Jahr nur eine Margaret Spencer
gestorben! Kein einziger Vater und Sohn. Wie bist du nur darauf gekommen? Du
kannst doch nicht alle Stammbäume der englischen Adeligen einfach so auswendig
können! Das ist der absolute Wahnsinn!“
„Nein,
nicht alle Stammbäume, aber der der Familie Spencer ist mir nicht ganz
unbekannt. Schau doch mal, wie die Linie der Spencers weitergeht, am besten bis
ins 20. Jahrhundert!“ Ihn auf die Folter zu spannen, gefiel mir ausnehmend gut.
Wieder tippte und scrollte er auf dem Touchscreen, dabei wurde sein Blick immer
ungläubiger.
„Das
ist nicht wahr! Wenn wir morgen die Ermordung von Robert und William Spencer
nicht verhindern können, dann…“
„
…werden Winston Churchill, Lady Di und somit die Prinzen William und Harry nie
geboren. Und das war es dann mit der Traumhochzeit von Kate und William“,
unterbrach ich ihn aufgeregt.
„Woher
weißt du das überhaupt?“
„Ich
habe vor Jahren eine Seminararbeit über alte englische Adelshäuser geschrieben.
Mein Thema war die Familie Spencer und ihr weitverzweigter Stammbaum. Etwas
davon ist wohl noch hängen geblieben und bei dem Namen Spencer hat es dann
klick gemacht.“
„Du
weißt, dass ich nicht davon begeistert bin, dass wir hier zusammen gelandet
sind. Aber für jemanden, der gestern erst von jetzt auf gleich fünfhundert
Jahre zurück in der Vergangenheit gereist ist, hältst du dich verdammt tapfer.
Und jetzt scheinst du auch noch das Ticket für unsere Heimkehr gefunden zu
haben. Ich ziehe meinen Hut vor dir!“ Sein unerwartetes Lob erfreute mich
ungemein, endlich konnte ich ihm zeigen, dass ich nicht nur eine zickige
Heulsuse war. Ich fühlte mich, als sei ich um gut zehn Zentimeter gewachsen,
wobei er mich mit seiner nächsten Aussage jedoch schlagartig auf den Boden der
Tatsachen zurückbrachte:
“Noch
was, dass was da in der Gasse zwischen uns geschehen ist, war nur Teil des
Jobs, nichts weiter, verstehst du?“ Was glaubte er denn? Zugegebenermaßen hatte
mich der Kuss völlig aus der Bahn geworfen, aber das war bestimmt zum Großteil dem
Überraschungsmoment geschuldet. Eines war mir aber klar; wenn ich wollte, dass
meine Beziehung mit Sven eine faire Chance hatte, durfte sich das, was dort
geschehen war, unter keinen Umständen wiederholen.
„Das
ist mir schon klar. Keine Angst, ich bin nicht in unsterblicher Liebe zu dir
entbrannt. So ein simpler Kuss wirft mich doch nicht aus der Bahn!“, versuchte
ich das Geschehene herunterzuspielen.
„Gut
zu wissen. In diesem Job musst du dich auf einige Überraschungen einstellen.“
Warum erzählte er mir das? Nachdem das hier abgeschlossen war, war das Kapitel
Zeitreisen für mich Geschichte. Basta! Ich beschloss jedoch, dass es besser
war, nicht näher auf das Thema einzugehen, sondern lenkte unser Gespräch in
eine andere Richtung:
„Jetzt
müssen wir nur noch zusehen, dass wir auch wirklich heimkehren können. Wir
wissen zwar, was wir verhindern müssen, aber wie tun wir das?“ Phil und ich
standen vor mehr als nur einem Rätsel. Wir wussten, dass der Anschlag während
eines Theaterstücks stattfinden würde, aber wir wussten
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