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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Crocodile Dundee hätte
sich vermutlich geweigert, dieses Etwas als Messer zu bezeichnen, so klein war
es. Zu was sollte es mir zunutze sein?
    "Normalerweise
hat man seine eigenen Messer zum Essen immer dabei. Wir haben aber keine und
das habe ich nun nachgeholt. Mach es am Besten an deinem Gürtel fest",
erklärte er mir mit knappen Worten. Ich Rindvieh! Das war nun wirklich etwas,
was ich hätte wissen müssen und ich frage ihn wegen solcher Banalitäten! Hatte
ich denn fast alles vergessen, was mit Geschichte zu tun hatte? War vermutlich
der Schock durch die Zeit zu reisen oder so etwas Ähnliches, versuchte ich mich
vor mir selbst zu rechtfertigen. Nach einigen Versuchen hatte ich das Messer am
Gürtel meines Kleides befestigt. Ich hatte bereits mehrere Frauen gesehen, die
ihren ganzen Haushalt an ihren Gürteln zu tragen schienen und ich hatte schon
gedacht, die Gürtel seien nur zur Zierde, dabei waren sie die Vorläufer der
Handtasche. Doch dieser Einkauf war nicht der Letzte, den Phil tätigte, denn an
einem weiteren Laden hielten wir erneut inne und er wechselte einige Worte mit
dem Inhaber, zeigte auf die Masken in der Auslage und deutete auf eine grüne,
mit Federn verzierte, Samtmaske. Er reichte dem Besitzer ein paar Geldstücke
und im Gegenzug händigte dieser ihm die Maske aus, welche er an mich
weiterreichte.
    „Hier,
nimm das. Sollten wir morgen ins Theater gehen, wirst du die brauchen, keine
anständige Frau läuft ohne Maske oder Schleier herum.“
    „Nett
von dir, dass du dir Gedanken um meinen Ruf machst.“ Ich nahm die Maske
entgegen und, wie das Messer zuvor, befestigte ich sie an meinem Gürtel.
    „Dein
Ruf kann mir eigentlich egal sein, aber ich habe keine Lust dich vor
irgendwelchen wollüstigen Kerlen zu retten, nur weil sie dich für eine billige
Dirne halten, die für ein paar Pence zu haben ist. Dein Shakespeare hat mir
gestern schon gereicht. Wenn ich nicht eingegriffen hätte, dann wärst du
wahrscheinlich wie ein mondsüchtiges Groupie mit ihm irgendwo verschwunden, so
wie der dich angebaggert hat.“ Das war ja wohl die Höhe! Da dachte ich für
einen Moment, dass er nett sein wollte und dann knallte er mir so etwas vor den
Latz. Ich hatte Shakespeare nicht dazu aufgefordert mit mir zu flirten, er war
von sich aus auf mich zugekommen. Klar war ich geschmeichelt gewesen, wer wäre
das nicht, wenn er vom Barden persönlich so umgarnt worden wäre wie ich?
    „Ich
habe mich bisher zu keinem Zeitpunkt falsch verhalten. Weder habe ich
Shakespeare zu irgendwelchen Unsittlichkeiten aufgefordert, noch habe ich mich
sonst wie eine Hure verhalten. Ich bin eine moderne Frau. Wenn es dir nicht
gefällt, dass es Emanzipation gibt, dann solltest du dir vielleicht mal
überlegen, ob es nicht besser für dich wäre, wenn du auf einer deiner nächsten
Reisen ins Mittelalter einfach dortbleibst. Dort ist die Welt für dich
anscheinend noch in Ordnung und Frauen sind da, wo sie für dich wohl
hingehören, an den Herd oder in dein Bett! Was habe ich dir getan, dass du mich
andauernd beleidigen musst?“ Meine Stimme zitterte und meine Lippen schmeckten
salzig. Ohne es zu merken, hatte ich angefangen zu weinen. In einer
Kurzschlusshandlung raffte ich meine Röcke, drehte mich um und rannte blind
darauf los, was mit den Pantinen kein leichtes Unterfangen war. Ich kannte nur
ein Ziel: Weg von diesem Mistkerl. Mit seiner Bemerkung hatte er mich schwer
getroffen. Warum wusste ich selbst nicht so genau. Vermutlich war es einfach
alles zu viel für mich. Ich hörte ihn hinter mir herrufen, doch das ließ mich
nicht stoppen, ganz im Gegenteil, ich lief noch schneller. Durch meine
tränenverhangenen Augen konnte ich nur Umrisse erkennen und versehentlich
rempelte ich auf meiner Flucht mehrere Leute an, die mich daraufhin anpöbelten
und mir derbe Flüche an den Kopf warfen. Den Ausgang der Börse hatte ich
bereits hinter mir gelassen. Ich irrte durch die Straßen, bis ich in einer
völlig verlassenen Gasse zum Stehen kam, um nach Luft zu schnappen. Keinen
Augenblick später hörte ich schon Schritte hinter mir, und als ich mich umdrehte,
stand Phil vor mir. Nein, er stand nicht; er ragte wütend vor mir auf. Er
packte mich grob bei den Schultern und schüttelte mich heftig.
    „Lauf
noch einmal weg und ich lasse dich für immer hier!“, brüllte er mich an. “Was
glaubst du denn, wie weit du gekommen wärst? Das hier ist das 16. Jahrhundert
und Frauen haben hier nur sehr wenige Rechte, manche sehen sie als

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