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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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einer Ecke des Hauses und war um diese Uhrzeit glücklicherweise
noch unbesetzt und ich war völlig allein. Während ich eintrat, hielt ich die
Luft an, denn vorherige Besuche hatten mich gelehrt, dass es erträglicher war,
wenn man, so lange es ging, nicht atmete. Auch an die Pflanzenblätter, die mir
als Toilettenpapierersatz dienten, konnte ich mich nur schwer gewöhnen. Nie
hätte ich gedacht, dass Dixiklos bei einer Großveranstaltung im Vergleich zu
dieser Art von Toilette, das kleinere von beiden Übeln war. Nach Beendigung
meines Geschäfts, beeilte ich mich so schnell es nur ging von dort wegzukommen,
denn solange mich nicht ein schwerer Magen-Darm-Virus erwischte, würde ich
keinen Moment länger als nötig auf diesem stillen Örtchen verbringen. Da Phil
noch tief und fest zu schlafen schien, machte ich mich an meine morgendliche
Katzenwäsche. Wirklich sauber fühlte ich mich danach nicht, zumal ich auch die
gleichen Kleider tragen musste, wie schon die letzten Tage zuvor. Lediglich
meine Unterhose war fast frisch, ich hatte sie am Abend vorher mit etwas Wasser
ausgewaschen. Irgendwo musste es auch Grenzen geben und drei Tage hintereinander
die gleiche Unterhose? Beim besten Willen nicht!
     
    Zwischenzeitlich
war auch Phil wach geworden, der ganz im Gegensatz zu mir frisch und erholt
aussah. War die Natur nicht ungerecht? Hätte er nicht einfach so aussehen
können, wie ich mich fühlte? Nur aus Solidarität zu mir? Natürlich nicht! Was
hätte ich nicht an diesem Morgen für einen starken Kaffee gegeben, der meine
müden Lebensgeister zum Leben erweckte, aber den gab es leider nicht. Selbst
Tee wäre mir lieb gewesen, aber auch der würde noch einige Zeit brauchen, bis
er in England heimisch wurde. Also begann ich meinen Morgen mit einem Becher
Ale, der zusammen mit einem Stück Brot und Käse mein Frühstück darstellte. Die
Folge dessen war, dass ich leicht angeheitert und immer noch hungrig war. Wir
blieben noch eine Weile im Gasthaus, bevor wir uns kurz vor Mittag auf den Weg
begaben. Auf unserem Weg zum Theater machten wir einen kleinen Umweg zum Markt
von Queenhithe, wo wir eine Kleinigkeit zu essen besorgten. Das Frühstück hatte
uns, wie schon erwähnt, nicht wirklich gesättigt, und da wir nicht wissen
konnten, wie lange wir im Theater bleiben mussten, wollten wir unter keinen
Umständen das Risiko eingehen, dass wir mit laut knurrendem Magen in der
Vorstellung saßen. Während wir unsere Fleischpasteten herunter schlangen,
schlugen wir schon den Weg zum Theater ein, denn der Vormittag war schneller
vergangen, als gedacht und wir mussten uns sputen, wenn wir nicht zu spät
kommen wollten. Vom Markt in der Nähe der Themse bis zum Curtain hatten wir
noch einen recht ordentlichen Marsch hinter uns zu bringen. Gerne hätte ich
diese Strecken mit einem Mietpferd hinter mich gebracht, die ganze Lauferei
ging mir langsam ziemlich auf die Nerven. Doch Phils Argument, dass ich
bestimmt noch nie im Damensitz geritten sei, ließ mich diesen Gedanken ganz
schnell wieder verwerfen. Gereizt hätte mich das schon, und wenn wir nicht
einen Auftrag zu erledigen gehabt hätten, hätte ich es bestimmt einmal
versucht, aber so verzichtete ich doch darauf und verließ mich lieber auf meine
Füße. Nur so konnte ich sicher sein, dass ich auch dort ankam, wo ich
hinwollte.
     
    Am
Theater angekommen, positionierten wir uns in sichtbarer Entfernung zum
Eingang. Unser Plan war es, solange zu warten, bis die Spencers auf der
Bildfläche erschienen. Wenn es gut ging, würden wir gemeinsam mit ihnen das
Theater betreten und somit wissen, wo sie saßen. Es spielte uns in die Hände,
dass die Theaterstücke während des Tages aufgeführt wurden, somit konnten wir
das ganze Gebiet vor dem Theater ohne Probleme beobachten. Nach und nach
strömten die Leute herbei, erst nur ein paar, dann immer mehr.
    „Unvorstellbar,
es ist doch Wochentag und die Leute müssten eigentlich arbeiten!“, entfuhr es
mir überrascht.
    „Das
interessiert die meisten hier aber nicht, wenn sie erwischt werden, zahlen sie
eine Strafe und gehen halt erst dann wieder ins Theater, wenn sie es sich
wieder leisten können. Deshalb sind die Theater den Puritanern auch ein solcher
Dorn im Auge, noch diesen Sommer werden sie sogar die Schließung der Theater
für einige Monate veranlassen.“
    Just
in diesem Moment sah ich den kleinen William Spencer, von seinem Vater an der
Hand gehalten, in Richtung Theater gehend. Das war unser Zeichen, ich legte
meine

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