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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Maske um und wir eilten auf den Eingang zu. Inzwischen waren wahre Horden
aufgetaucht, sodass es ohne Weiteres nicht mehr möglich war, direkt zum Eingang
zu gehen. Eingequetscht ließen wir uns von der Menge zum Theater treiben. Ein
wenig weiter vor uns konnte ich die Spencers entdecken, sie waren bereits dabei
das Theater zu betreten. Mist, so hatten wir uns das nicht vorgestellt.
    „Sie
sind schon drin und was jetzt?“, fragte ich Phil ratlos.
    „Sie
werden garantiert nicht zu den Groundlings gehören. Wir werden uns den Eintritt
für die teuersten Plätze besorgen, wenn wir drinnen sind, halten wir erneut
nach Ihnen Ausschau“, erwiderte er nach kurzem Überlegen. Langsam aber sicher
waren wir ebenfalls, durch die sich zum Theater drängenden Massen, am Eingang
angelangt, bevor Phil unseren Eintritt zahlen konnte, hielt ich ihn ab:
    “Wir
haben freien Eintritt, vergessen?“ Er schaute mich kurz fragend an, dann
erinnerte auch er sich an das Gespräch mit Shakespeare.
    „Einen
Versuch kann es nicht schaden. Schauen wir mal, ob du den Barden tatsächlich
beeindruckt hast oder es nur leeres Geschwätz war!“ Er wandte sich an den Mann,
der die Eintrittsgelder entgegen nahm, nannte ihm unsere Namen, sowie dass wir
mit Master Shakespeare bekannt waren. Der dicke Mann nickte und ließ einen
Pfiff ertönen. Wenige Augenblicke später stand ein Junge, kaum jünger als
William Spencer vor uns.
    „Tom,
das sind Freunde von Master Shakespeare, führ' sie zu den besten Plätzen!“
    „Mach
ich Harry! Wenn Ihr mir bitte folgen mögt!“ Der Junge ging voraus und wir
folgten ihm in das Innere des Theaters. Er führte uns in einen vom Rest des
Publikums abgetrennten Bereich. Die mit Kissen bestückten Schemel machten
deutlich, dass hier nur die Gäste unterkamen, die bereit waren wesentlich mehr
für ihre Unterhaltung zu zahlen als die restlichen Zuschauer. Phil gab dem
Jungen einen Penny Trinkgeld, welches er mit vor Freude großen Augen sofort
einsteckte. Wir waren nicht die Einzigen, wie wir beim Betreten, der bereits
gut gefüllten Box feststellten. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, handelte es
sich allesamt um Edelleute, im Vergleich zu ihnen waren wir nur Spatzen unter
all diesen Paradiesvögeln. Aber wir waren nicht zur Modenschau hier, wir hatten
einen Auftrag zu erfüllen. Aufgeregt griff ich nach Phils Arm, ganz vorne saßen
William und sein Vater! Der Kleine hatte sich über den Rand gebeugt und schaute
auf die Menschen, die sich unten im Fußraum zusammendrängten. Im Gegensatz zu
uns standen die Groundlings unter freiem Himmel und wären bei einem Regenguss
ungeschützt gewesen. Diese Gefahr bestand an diesem Tag jedoch nicht, denn
durch das ovale Rund des Dachs konnte ich den wolkenlosen Himmel erkennen.
    Wir
beschlossen, dass es am besten sei, am Eingang sitzen zu bleiben. So konnten
wir sehen, wer sich noch Eintritt verschaffte und sich dann den Spencers hinterrücks
näherte. Die Loge füllte sich weiterhin mit Männern und Frauen, die alle vor
uns Platz nahmen. Aber außer uns selbst sah niemand so aus, als gehörte er
nicht dazu. Wohin mein Auge blickte, sah ich nur Edelmänner und ein paar
vereinzelte Damen, deren Gesichter hinter Masken oder Schleiern verborgen
waren.
    Langsam
verstummte das Stimmengewirr des Publikums, ein Blick auf die Bühne zeigte mir,
dass es nun losging. Doch die Vorstellung begann nicht sofort, zuerst traten
ein paar bunt gekleidete Männer auf, die allerlei Jonglierkunststücke und
akrobatische Figuren zum Besten gaben. War das so etwas wie die Vorband bei
einem Konzert? Dem Publikum schienen die Vorführungen allerdings zu gefallen,
denn als die Vorstellung beendet war, klatschten sie voller Enthusiasmus.
    Die
Akrobaten traten ab, schlagartig wurde es im Zuschauerraum still. Die Spannung
des Publikums, auf das, was sie erwartete war zum Greifen nah. Zwei
Schauspieler betraten die Bühne und begannen mit dem Prolog:
    „Zwei Häuser waren—gleich an Würdigkeit—
    Hier in Verona, wo die Handlung steckt,
    Durch alten Groll zu neuem Kampf bereit,
    Wo Bürgerblut die Bürgerhand befleckt.
    Aus dieser Feinde unheilvollem Schoß
    Das Leben zweier Liebender entsprang,
    Die durch ihr unglückselges Ende bloß
    Im Tod begraben elterlichen Zank.
    Der Hergang ihrer todgeweihten Lieb
    Und der Verlauf der elterlichen Wut,
    Die nur der Kinder Tod von dannen trieb,
    Ist nun zwei Stunden lang der Bühne Gut;
    Was dran noch fehlt, hört mit geduldgem Ohr,
    Bringt hoffentlich nun unsre

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