Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
mitteilen will, ist, dass es mein Auftrag war, dich für
das Büro als Zeitreisende zu gewinnen und damit nicht genug, ich soll dich
anscheinend auch noch ausbilden.“
„Wieso
ich?“, lautete meine einzige und, wie ich fand, logische Frage. Bevor Phil
antworten konnte, wurde er von Herrn Lermin unterbrochen:
„Wir
beschäftigen kaum Frauen als Zeitreisende. Die meisten Frauen, die Sie hier
sehen, sind nur im Innendienst tätig. Ohne Sie als Frau zu beleidigen, es ist
nun mal ein Männerjob. Es gibt jedoch Situationen, in denen wir eine Frau
benötigen. Immer dann, wenn wir unsere Aufträge nur durch eine weibliche Person
gelöst bekommen. Und da kommen Sie ins Spiel.“ Das klang ganz plausibel, es
erklärte nur immer noch nicht, wieso man auf mich gekommen war.
„Wieso
also ich?“, wiederholte ich mit Nachdruck. Die wollten mich als Zeitreisende,
das hatte ich verstanden, war ja auch nicht besonders schwer gewesen. Die
Beweggründe dafür waren mir nicht klar, ich war nichts Besonderes, es gab
Dutzende anderer Frauen da draußen, die das auch machen könnten. Ein Gedanke
schoss mir durch den Kopf, nein, das konnte nicht sein, die konnten das doch
nicht wissen. Oder doch?
„Ich
glaube, das wissen Sie selbst am besten. Denken Sie mal ein paar Jahre
zurück!“, lautete Herrn Lermins geheimnisvolle Antwort.
„Aber
woher wissen Sie davon?“ Ich war völlig fassungslos, denn ich hatte bisher noch
niemandem davon erzählt und doch schien er genau zu wissen, was der Grund für
meine Liebe zur Geschichte war.
„Die
nette Bibliothekarin von damals war eine unserer Mitarbeiterinnen. Ihr Auftrag
war es Ihnen das erste Zeitreisebuch auszuhändigen!“ Schon als Kind war ich
eine Leseratte, nichts blieb vor mir verschont, die Stadtbibliothek war zu
meiner zweiten Heimat geworden. Eines Tages hatte ich ein falsches Buch
erhalten, es war eine Geschichte, von zwei Jungen, die durch die Zeit reisten
und verschiedene Epochen besuchten. Von da an war ich Feuer und Flamme, jedes
Buch mit Zeitreisen wurde verschlungen. Als ich keine weiteren Bücher mehr zu
diesem Thema fand, kamen die historischen Romane. Ich verschlang alles, was mit
der Vergangenheit zu tun hatte. Etwas anderes als Geschichte zu studieren stand
nie für mich zur Debatte und meine Liebe zur Geschichte und der Vergangenheit konnte
ich als Lehrerin am besten vermitteln.
„Keine
Angst, Sie sind nicht dazu vorherbestimmt diesen Job zu machen, hier sind keine
höheren Mächte im Spiel. Es war ein Experiment, das wir damals machten. Wir
suchten uns ein paar Mädchen aus und schummelten ihnen die Bücher zu. Danach
haben wir sie über die Jahre unauffällig beobachtet, um zu sehen, welchen Weg
die jungen Damen einschlagen werden. Sie sind die Einzige, die diese
Leidenschaft beibehalten hat und nun war es an der Zeit Sie für uns zu gewinnen!“
13.
Kapitel
Das
Ganze war also kein Zufall, es war nie Schicksal gewesen? Man hatte mich
manipuliert, einfach weil es in deren Konzept passte? Was war das für ein
Verein? Mit welchen Mitteln arbeiteten die? Empört stand ich auf und war schon
fast an der Tür, doch Herr Lermin hielt mich auf.
„Frau
Simon, bitte warten Sie!“ Ich hielt inne und drehte mich wutentbrannt um.
„Nennen
Sie mir einen triftigen Grund, warum ich noch länger hier bleiben sollte? Sie
haben mich manipuliert, nur damit ich nach Ihrer Pfeife tanze. Ich glaube
nicht, dass ich auch nur eine Minute länger als nötig mit so jemanden wie Ihnen
und Ihrem Handlanger zusammen sein möchte.“ Mit zusammengeballten Fäusten stand
ich vor diesen hinterhältigen Betrügern. Die zwei konnten dankbar dafür sein,
dass nichts in meiner greifbaren Nähe war, was ich hätte schnappen können,
damit ich es ihnen um die Ohren schlug.
„Ist
es denn so schlimm, dass wir Ihrem Leben einen Stoß gegeben haben? Sind Sie so
unglücklich mit Ihrer jetzigen Situation?“ Natürlich war ich nicht unglücklich,
ich hatte ein ausgefülltes Leben und ich mochte, dass was ich tat sogar sehr
gerne. Aber nun würde ich nie erfahren, was ich ansonsten mit meinem Leben
hätte anstellen können. Wer weiß, vielleicht hätte ich Astronautin sein können
oder Ärztin oder etwas völlig Verrücktes, aber weil dieser Mann es sich in den
Kopf gesetzt hatte, dass man ein kleines Experiment mit mir machen könnte, war
ich Geschichtslehrerin geworden. Das war es, was ich ihm übel nahm, die
Tatsache, dass ich, wenn man es genau genommen betrachtete, keinen freien
Willen
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