Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Vernünftigste was ich, seit dieses Gespräch begonnen hatte, zu Ohren
bekommen hatte. Ich musste dringend hier raus und in Ruhe nachdenken, das
Geschehene verarbeiten und meine Gedanken ordnen.
„In
Ordnung. Dann gibt es dem wohl nicht mehr viel hinzuzufügen. Sie hören am
Montag von mir. Auf Wiedersehen!“ Mein Abschied fiel sehr unterkühlt aus, zum
einen lag es daran, dass ich mich immer noch hinters Licht geführt fühlte. Zum
anderen war ich frustriert, dass Phil mich so offen abzulehnen schien, gerade
als ich gedacht hatte, dass wir Freunde werden konnten. Ich wollte nur noch
eines nach Hause! Und zwar schnellstens!
Phil
stand auf, verabschiedete sich kurz von Richard und ging mit mir zum Ausgang.
Jedoch verließen wir das Büro nicht durch die Aufzugstüren, zu denen ich
hereingekommen war, sondern Phil dirigierte mich durch eine weitere Tür, die so
versteckt lag, dass ich sie bisher nicht bemerkt hatte. Wir standen in einem
kleinen Vorzimmer, an dessen Schreibtisch Silvia saß und geschäftig auf der
Tastatur ihres PCs klimperte.
„Und
habt ihr euch alle lieb? Ging ja ganz schön laut her bei euch. Ich dachte
schon, ich müsste den Notruf herholen“, gab sie gehässig von sich.
„Was
du dir immer einbildest!“, lautete Phils Antwort, näher ging er nicht darauf
ein. Der Tonfall, den er seiner Freundin gegenüber an den Tag legte, war nicht
ohne. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich mir so etwas nicht gefallen
lassen. Silvia jedoch tat so, als berühre sie das nicht und hämmerte weiter auf
ihrer Computertastatur. Ohne ein Wort oder einer Geste des Abschieds an Silvia
ging Phil zum Ausgang, der auf einen weiteren langen Flur führte, bis wir vor
einem anderen Aufzug standen. Phil betätigte den Aufzugknopf, die Türen
öffneten sich und wir machten uns auf den Weg in das Untergeschoss. In der
Tiefgarage stand Phils Wagen, weiß der Himmel, wie der hierhergekommen war.
Immerhin hatte Phil ihn an der Schule stehen lassen, als wir unfreiwillig auf
Reisen gegangen waren. Warum wunderte ich mich überhaupt noch? Die Leute hier
konnten durch die Zeit reisen, da bekamen sie es auch hin ein Auto von A nach B
zu bewegen.
„Philemon?
Das ist nicht dein richtiger Name, oder?“, fragte ich, als wir im Auto saßen
und losfuhren. Erst beim Verlassen der Tiefgarage konnte ich sehen, wo wir uns
befanden. Das Büro war in einem unauffälligen Gebäude im nahegelegenen
Industriegebiet untergebracht, ich war hier sogar schon mehrfach daran vorbei
gefahren, ohne jedoch genauer auf dieses Gebäude zu achten. Wer kommt denn auch
schon auf die Idee, dass sich hinter der Firma „Reisezeit“ eine
Zeitreisengesellschaft verbirgt? Phils Blick in meine Richtung war alles andere
als freundlich.
„Merk
dir eins, wenn du jemals mit mir befreundet sein möchtest: mein Name ist
Phil!“, blaffte er mich unfreundlich an. Oh, da schien ich einen wunden Punkt
bei ihm getroffen zu haben. Natürlich gab ich nicht auf und bohrte sogleich
nach:
„Du
hast meine Frage nicht beantwortet! Ist das wirklich dein richtiger Name?“ Wenn
es darauf ankam, konnte ich ziemlich penetrant sein. Wütend schlug er mit
seinen Händen aufs Lenkrad.
„Ja,
verdammt noch mal. Weißt du eigentlich, wie schrecklich es ist, mit solch einem
Namen aufzuwachsen?“ Aha, daher wehte der Wind: Kindheitstrauma! Das konnte man
mit professioneller Hilfe behandeln, vielleicht sollte ich ihm mal einen
dezenten Hinweis in diese Richtung geben.
„Ich
kann es mir vorstellen, immerhin bekomme ich tagtäglich die Namen mit, die
Eltern ihren Kindern antun und sich keine Gedanken darüber machen, was das
anrichtet. Was haben sich deine Eltern nur dabei gedacht, als sie dir diesen
Namen gegeben haben?“
„Wahrscheinlich
gar nichts. Sie waren Altertumsforscher und standen total aufs alte
Griechenland, hätten sie nicht den Hund Philemon nennen können? Ich wäre mit
Markus, Paul oder was weiß ich mehr als zufrieden gewesen!“
„Und
eines Tages hast du beschlossen, dich nur noch Phil zu nennen?“
„Gleich
am ersten Schultag, als die anderen Kinder mich deswegen auslachten. Und
eigentlich nennt mich, außer Richard, niemand mehr so. Aber könnten wir jetzt
bitte das Thema wechseln?“ Er schien sichtlich genervt zu sein, was seinen
Namen anging und da ich seinen Unmut über die nicht ganz so glückliche Wahl
seiner Eltern bei seiner Namensgebung gut nachvollziehen konnte, tat ich ihm
tatsächlich den Gefallen und wechselte das
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