Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
meine
Freundschaft mit Marie aufrechtzuerhalten und meine Beziehung mit Sven zu
vertiefen.
Gerade
das Letztere hatte sich zu meinem großen Sorgenkind entwickelt. Mochte es das
unglückselige Enden seiner letzten Beziehung gewesen sein oder meine dauernde
Unabkömmlichkeit, wir kamen keinen Schritt vorwärts. Sicherlich war ein großer
Teil der Tatsache geschuldet, dass ich kaum Zeit für ihn hatte. Aber das konnte
doch nicht der alleinige Grund sein, warum er kein einziges Mal versuchte mich
in sein Schlafzimmer zu bekommen. War ich ihm nicht attraktiv genug? Fand er,
dass Sex in einer Beziehung überbewertet wurde? Konnte er am Ende etwa gar
nicht? Ich hatte keinen Plan, was es war, nur machte es das Ganze nicht
leichter. Seit dem Tag unserer Radtour hatte sich unsere Beziehung leicht
abgekühlt, wobei man schon vorher nicht von lodernder Flamme hatte sprechen
können. Aber sobald ich etwas vorschlug, was unserer Beziehung auf die
nächsthöhere Stufe bringen könnte, wurde ich sofort abgeblockt, was ich sehr
frustrierend fand.
Auch
unser nächstes Treffen fand ganz unverbindlich in einem bei allen Altersstufen
beliebten Café statt, wo wir gemeinsam frühstücken wollten. Das Klappern der
Bestecke und des Geschirrs, vermischt mit den Stimmen der Gäste umgab uns, die
leise Hintergrundmusik drang nur vereinzelt zu uns durch. Ein romantisches
Frühstück hatte ich mir anders vorgestellt, zum Beispiel in einem Bett und
nackt.
„Es
wurde auch langsam wieder Zeit, dass wir uns sehen. Du warst in letzter Zeit anscheinend
ziemlich beschäftigt“, begann Sven mürrisch unsere Unterhaltung, gleich nachdem
wir unsere Bestellung aufgegeben hatten. Anscheinend beschäftigt? Ich ackerte
mich ab und wusste kaum noch, wo mir der Kopf stand, aber das konnte ich ihm
selbstverständlich nicht sagen. Stattdessen griff ich über den Tisch, nahm
seine Hand in meine und hielt sie fest. Er zuckte für einen Moment, als wolle
er sie mir entziehen, entschied sich dann aber anderweitig.
„Ich
weiß, aber die letzten Wochen waren absolut verrückt. Erst die Projektwochen,
jetzt die Phase der Arbeiten und Elternabende. Und da heißt es immer, wir
Lehrer hätten einen Teilzeitjob. Ich bin mir sicher, dass bald ruhigere Zeiten
kommen“, versuchte ich ihm glaubhaft zu versichern, obwohl ich wusste, dass es
ganz bestimmt nicht so käme.
„Das
will ich auch hoffen!“ Das Unausgesprochene „sonst passiert was“, schwang als
Unterton mit dabei. Die Bedienung brachte das Frühstück und um das Gespräch auf
ein sicheres Terrain zu lenken, wechselte ich das Thema und begann von den
Erlebnissen der letzten Tage zu erzählen. Selbstverständlich nur diejenigen,
die für seine Ohren bestimmt waren. Wie gerne hätte ich ihm von meinem neuen
Job erzählt, es brannte mir unter den Nägeln ihm die Wahrheit zu sagen. Doch
wie hätte er reagiert? Wahrscheinlich hätte er mich als komplett wahnsinnig
bezeichnet, und selbst wenn er es mir geglaubt hätte, wäre da noch die
Tatsache, dass ich mit Phil zusammenarbeitete. Und das auf Dauer! Der Name Phil
an sich war schon ein eher zwiespältiges Thema für Sven. Er reagierte teilweise
wie ein Stier auf ein rotes Tuch, sobald der Name fiel.
Erst
vor Kurzem hatten sie sich persönlich kennengelernt, doch schon nach wenigen
Minuten stand fest, dass die beiden keine Freunde fürs Leben werden würden. An
einem der Tage, an dem ich lange Schule hatte, hatte Sven mich überraschen
wollen und stand nach der Schule völlig unerwartet auf dem Lehrerparkplatz. Ob
es die Tatsache war, dass ich zusammen mit Phil das Gebäude verließ oder ob es
daran lag, dass Phil und ich in eine angeregte Unterhaltung vertieft waren und
ich über einen Scherz, den Phil machte, lachte, entzog sich meiner Kenntnis.
Fakt war, dass Sven mich mit äußerst angestrengter Miene empfing.
„Sven,
was für eine tolle Überraschung!“, rief ich freudig aus, als ich ihn bemerkte.
Ich lief auf ihn zu und wollte ihn zur Begrüßung küssen. Doch er drehte sich
zur Seite und anstatt auf seinen Lippen zu landen, trafen meine Lippen auf
seine glatt rasierte Wange. Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn, was war denn in
ihn gefahren? Er stierte zu Phil hinüber, der uns inzwischen auch erreicht
hatte, jedoch eine gewisse Diskretion bewahrte und Abstand zu uns hielt. Früher
oder später mussten die beiden sich kennenlernen und ich beschloss, dass nun
der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war. Ich nahm Svens Hand und führte ihn
zu Phil
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