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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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für mich gekauft hatte, verlor auch ich mein
Herz. Sobald sie mich sah, kam sie zu mir und stupste mich mit ihren Nüstern
sanft an. Ich sah ihr in die tiefbraunen Augen und konnte Phils Begeisterung
mit einem Mal nachvollziehen. Ich streichelte sanft ihren Nasenrücken, der sich
unglaublich weich anfühlte.
    „Sie
ist wirklich wunderschön! Aber ich kann nicht reiten, zumindest nicht im
Damensattel!“
    „Das
bekommst du schon hin. Wir werden gleich den ersten Ausritt machen. Lass dir
von Meg dein Reitkostüm anziehen, ich lasse in der Zwischenzeit die Pferde
satteln. Und ich verspreche dir, dass wir erst einmal nur im Schritt reiten
werden! Es ist wirklich nicht so schwer.“ Woher wollte er das denn wissen, er
war sicherlich noch nicht im Damensattel geritten. Alleine bei der bildlichen
Vorstellung, wie er in dieser Position auf dem Pferd saß, brachte mich zum
Schmunzeln. Dennoch eilte ich zurück und ließ mich von Meg umkleiden, da ich
doch neugierig darauf war meine erste Reitstunde im Damensattel zu absolvieren.
    Passend
umgezogen, mit einem zusätzlichen warmen Mantel und Pelzmütze versehen, machte
ich mich zurück auf den Weg in den Stall, wo Phil bereits auf mich wartete. Zum
Aufstieg stand eine entsprechende Vorrichtung bereit, auf die ich stiegen
konnte. Im Sattel sitzend richtete ich meine Röcke und machte mich mit dem
merkwürdigen Gefühl vertraut, das diese Position mit sich brachte. Eine Gerte
sollte mein fehlendes rechtes Bein ersetzen, doch ich hatte schon mehr als
genug mit meinem Gleichgewicht und meiner Haltung zu kämpfen, sodass ich wie
ein sinkendes Schiff hin- und herschwankte. Wie gut, dass außer Phil niemand
zusah, so fiel es nicht sofort auf, dass ich keinerlei Erfahrung im
Damensattelreiten hatte, denn vom Bildnis einer eleganten und grazilen Reiterin
war ich meilenweit entfernt. Als ich einigermaßen sicher im Sattel saß, saß auch
Phil auf und wir ritten los. Ein beißender Januarwind trieb uns trotz
strahlendblauem Himmel entgegen. Unser Weg führte uns aus der Stadt, denn die
engen Straßen machten mich nervös, zumal ich es bevorzugte ins Gras, anstatt in
den Mist der Straßen zu fallen. Was bei keiner Jahreszeit in dieser Stadt eine
gute Idee war.
    „Du
bist vorher schon mal geritten, oder? Wenn nicht bist du ein echtes
Naturtalent. Irgendwann wird dir der Damensattel in Fleisch und Blut übergehen
und du kannst gar nicht mehr anders reiten!“, meinte Phil, nachdem wir schon
einige Zeit zuvor die Stadt verlassen hatten und nun durch eine Gegend ritten,
die in meiner Zeit zu London gehörte. Hier aber zierten Felder, statt
Hochhäusern die Landschaft. Zählten die Besuche auf dem Ponyhof in den
Schulferien meiner Teenagerzeit als Reiterfahrung? Dass noch so viel hängen
geblieben war, freute mich, somit gab ich wenigstens nach außen hin eine gute
Figur ab.
    „Meine
aktive Reiterzeit liegt schon ein paar Jahre zurück, aber es hat mir immer
große Freude gemacht. Du willst mir aber nicht erzählen, dass unsere Aufträge
immer ähnlich glamourös sind wie dieser?“ Zwischen dieser Reise und der davor
lag ein himmelweiter Unterschied. Obwohl wir uns in der gleichen Epoche
befanden, waren wir doch in einer anderen Welt gelandet. Auch im Jahr 1597 war
es uns nicht schlecht ergangen, immerhin hatten wir ein festes Dach über dem
Kopf gehabt, aber die Ungewissheit, wie lange unser Geld noch reichte und die
äußeren Begleitumstände waren Probleme, denen wir uns nun nicht mehr stellen
mussten. Hier lebten wir in Saus und Braus und konnten uns alle erdenklichen
Wünsche leisten. Unsere Angestellten hielten mich bestimmt für total
durchgeknallt, denn ich nahm so oft es ging ein heißes Bad. Es war zwar totaler
Luxus, denn die armen Mädchen mussten eimerweise das Wasser für mein Bad
heranschleppen, aber der Wunsch sauber zu sein war dann doch stärker als mein
schlechtes Gewissen. Des Weiteren ließ ich unseren Abtritt so oft es ging
reinigen, damit der Geruch einigermaßen erträglich war. Die Erfahrungen aus dem
"George Inn" hatten mir gereicht und waren mir eine Lehre gewesen.
Kaum hatten wir unser Haus bezogen, setzte ich diese neue Vorgehensweise in die
Tat um. Und selbst die Angestellten hatten zugegeben, dass es um einiges
angenehmer geworden war, das stille Örtchen aufzusuchen.
    „Nein
leider sind nicht alle Aufträge so komfortabel. Schlimm sind die, die einen ins
Kriegsgeschehen bringen und du weißt, dass du das Elend einfach nicht aufhalten
kannst. Obwohl du

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