Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
gerne alles, was in deiner Macht steht, tätest, um das
aufzuhalten“, beantwortete Phil meine Frage. Daran, dass es auch solche
Aufträge geben könnte, hatte ich nie gedacht. In meiner Begeisterung hatte ich
voller Naivität nur an die erhebenden Momente der Geschichte gedacht und
vergessen, dass vieles was in der Vergangenheit geschehen war, durch blutige
und sinnlose Kämpfe erreicht worden war. Eine schöne Geschichtslehrerin war
ich, fast noch schlimmer als meine Schüler, schimpfte ich mich in Gedanken.
„Warst
du schon auf solchen Aufträgen?“
„Einige
Male ja. Schön ist das nicht, das kannst du mir glauben. Aber solange es sich
nicht vermeiden lässt, werde ich zusehen, dass du da nicht mit hineingezogen
wirst. So und wer zuerst an dem Baum da vorne ist, hat gewonnen!“ Mit diesen
Worten wechselte er spontan das Thema und versetzte Fee, so hatte ich meine
Stute genannt, einen Schlag mit der Gerte und ritt in halsbrecherischem Tempo
los. Was Fee natürlich als Herausforderung ansah und sich ebenfalls in einen
waghalsigen Galopp fallen ließ. Erschrocken schrie ich auf und versuchte das
Pferd zu zügeln, doch anscheinend war der langsame Ausritt nicht im Sinne
meiner Stute gewesen und sie lief, was das Zeug hielt. Um nicht vom Pferd zu
fallen, klammerte ich mich voller Verzweiflung am Sattelknauf fest. Nach einem
wilden Ritt, der mir unendlich erschien, kam Fee endlich an dem Baum zu stehen,
an dem Phil lachend auf mich wartete.
„Du
Idiot! Du hast mir versprochen, dass wir nur im Schritt reiten und was machst
du? Ich hätte runterfallen können und was hättest du gemacht, wenn ich mir den
Hals gebrochen hätte?“, machte ich meiner Wut lautstark Luft, als ich wieder zu
Atem kam. Nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten meine Gerte gegen ihn zu
verwenden.
„Es
tut mir leid, aber irgendwie sind die Pferde mit mir durchgegangen.“ Woraufhin
er noch mehr lachte als bisher. Toll, dass ich zu seiner Belustigung beitragen
konnte, nur hatte ich leider nichts davon außer Todesangst und vermutlich einem
Dutzend neuer grauer Haare.
„Wenn
du genug gelacht hast, dann können wir uns vielleicht auf den Rückweg machen,
mir tut alles weh und ich will nur noch ein warmes Bad nehmen, um meine
geschundenen Knochen zu beruhigen!“, blaffte ich ihn an.
„Spielverderberin,
aber wenn du es unbedingt wünschst, dann reiten wir jetzt nach Hause!“,
erwiderte Phil und schlug den Weg in Richtung Heimat an.
Als
ich später in meinem Badezuber lag und die wohltuende Wärme des Wassers genoss,
musste ich dann doch darüber lachen, wie ich mich wie ein nasser Sandsack am
Sattel festgeklammert hatte und was ich für eine Witzfigur abgegeben haben
musste. Ich musste unbedingt etwas finden, wie ich ihm Revanche bieten konnte,
nur wie? Darüber grübelnd döste ich im warmen Wasser des Zubers ein.
19.
Kapitel
„My
Lady, ich werde Euch nicht enttäuschen. Keine der anwesenden Damen bei Hofe
wird hübscher sein als Ihr. Lasst mich nur machen. Meine Mum hat mir gezeigt,
wie man die Haare einer Dame frisiert. Selbst die Königin wird Euch um Eure
Frisur beneiden!“, ließ Meg aufgeregt verlauten, als sie davon Kenntnis bekam,
dass Phil und ich wenige Tage nach unserem Reitabenteuer bereit waren, an den
königlichen Hof zu gehen. Die Königin war erst kurz zuvor von einem längeren
Aufenthalt in Greenwich nach Whitehall zurückgekehrt und erst langsam kam das
Leben am Hof wieder in Fahrt. Phil fand, dass nun der Zeitpunkt gekommen war,
sich an den Hof zu begeben, und um eine Audienz bei Elizabeth zu bitten.
Bei
der Wahl meines Kleides und der Frisur musste Meg ganze Arbeit geleistet haben,
denn für einen kurzen Augenblick war Phil bei meinem Anblick sprachlos, als ich
in der Halle auf ihn traf. Ich selbst hatte mich nur in dem ungenauen Spiegel
in meinem Zimmer betrachtet und dabei den Eindruck gehabt, dass ich aussah wie
sonst auch immer. Lediglich das Kleid, das ich trug, war um einiges
verschwenderischer, als meine normalen Kleider. Viele kleine Edelsteine und
unzählige Perlen verzierten den kostbaren Stoff, sodass ich wie ein wandelnder
Kronleuchter aussah. Phil jedoch starrte mich für einige Sekunden an und
musterte mich von oben bis unten, den Blick länger als anständig über meinem
recht üppigem Dekolleté verweilend, bevor er sprach:
„Du
siehst fantastisch aus, ganz als wärst du schon immer Teil des Hofs gewesen“,
fing er sich jedoch nach wenigen Millisekunden.
„Danke,
du kannst
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