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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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dich aber auch sehen lassen“, erwiderte ich geschmeichelt und
übertrieb noch nicht einmal, als ich das sagte. Phils Erscheinung war mehr als
stattlich und für einen kurzen Augenblick begann mein Herz bei seinem Anblick
unkontrolliert zu klopfen. Warum das denn jetzt? Und was hatte dieses komische
warme Gefühl in meiner Magengegend zu bedeuten? Waren es die engen
Strumpfhosen, die seine Beine betonten oder das eng anliegende Wams, das seine
breiten Schultern hervorhob, oder war er es als Gesamtbild? Ich wusste es
nicht, ich wusste nur, dass ich mich schwer zusammenreißen musste, um nicht
anzufangen vor ihm zu sabbern.
     
    In
Whitehall ging es zu wie in einem Taubenschlag. Man hätte den Eindruck gewinnen
können, dass fast ganz London der Königin seine Aufwartung machen wollte. Phil
fragte sich zum Lord Chamberlain durch, demjenigen Mann, der für die Audienzen
zuständig war. Eine Weile später hatten wir den, von einer Menge Hofleuten
umringten, älteren Herren ausfindig gemacht. Es schien, als wären wir nicht die
Einzigen, die zur Queen vorgelassen werden wollten. Geduldig warteten wir, bis
wir an der Reihe waren. Nach einiger Zeit war es endlich soweit und
erwartungsvoll wandte sich der Hofmarschall an uns. Phil verneigte sich
ehrerbietig vor ihm, stellte uns vor und trug sogleich unser Anliegen vor:
    „Wir
würden uns freuen, wenn Ihre Majestät uns für würdig genug erachtet uns zu
empfangen“, lauteten seine Worte, als er unser Empfehlungsschreiben, welches,
angeblich, von Wilhelm von Oranien stammte, an den Lord Chamberlain
überreichte.
    „Ich
werde sehen, ob Ihre Majestät geneigt sind, Euch zu empfangen. Ich kann Euch
aber für den heutigen Tag keine Hoffnung machen, denn es sind genügend andere
Herrschaften hier, die Ihrer Majestät ihre Aufwartung machen wollen.“ Welche
höher im Rang standen als wir, waren die unausgesprochenen Worte, die sein
anschließendes Schweigen ausdrückten. In unserer Tarnung gehörten wir nicht dem
einfachen Landadel an, so viel war gewiss, dennoch nahmen wir keine wichtigen
politischen Ämter wahr und waren somit für ihn am unteren Ende der
Nahrungskette anzusiedeln. Er nahm unser Schreiben an sich und verschwand in
dem Gewimmel der vielen Menschen, die sich im Vorraum zum Presence Chamber
aufhielten.
    „Und
was ist, wenn sie uns nicht empfängt?“ Dieser Gedanke hatte mich schon die
ganze Zeit über begleitet und ich machte mir Sorgen, dass wir abgewiesen werden
konnten.
    „Immer
ruhig bleiben, bisher hat jede Referenz mich dorthin gebracht, wo ich
hinwollte. Es wird schon klappen.“ Er griff nach meiner Hand und drückte sie
zur Beruhigung. Wir verharrten einen Augenblick in dieser Position. Plötzlich
wurde meine Aufmerksamkeit auf einen der anwesenden Herren gelenkt, der in
unserer unmittelbaren Nähe stand. Irgendwie kam er mir bekannt vor, so, als
hätte ich sein Gesicht schon mal irgendwo gesehen. Er zog seinen Hut und
deutete mir gegenüber eine Verbeugung an. Ich schaute kurz hinter mich, ob er
wirklich mich meinte oder nicht doch jemanden, der hinter meinem Rücken stand,
doch dort war niemand. Als ich mich umdrehte, war der Mann verschwunden.
    „Komisch“,
murmelte ich. Ich hatte mir das doch nicht eingebildet.
    „Was
ist denn?“ Neugierig wandte Phil sich mir zu.
    „Dort
stand eben ein Mann, der sich vor mir verbeugt hat. Als ich mich umgedreht
habe, um zu sehen, ob er auch wirklich mich meinte, war er verschwunden. Und
weißt du, was noch merkwürdiger war? Ich hätte schwören können, dass ich ihn
schon mal gesehen habe!“
    „Schau
dich mal um: Wie viele junge, hübsche Frauen siehst du heute hier? Du wirst ihm
gefallen haben und da hat er dir seinen Respekt gezollt. Und wer weiß,
vielleicht hast du ihn auf irgendeinem Porträt mal gesehen, deshalb kommt er
dir bekannt vor! Da ist nichts Merkwürdiges dabei“, erwiderte Phil. Das klang
logisch, doch ich rätselte weiterhin, wo ich das Gesicht schon mal gesehen
hatte, kam jedoch beim besten Willen nicht darauf. Durch die Rückkehr des Lord
Chamberlain, vergaß ich die Sache sogleich auch wieder.
    „Ich
muss Euch leider mitteilen, dass Eure Majestät Euch heute nicht empfangen kann.
Sie wird Euch aber in Kürze persönlich empfangen, das hat sie mir zugesichert.
Sie bittet mich Euch auszurichten, dass Ihr solange gern gesehene Gäste bei
Hofe seid.“ Seine Haltung uns gegenüber war mit einem Mal um einiges
freundlicher als zuvor. Ob unser Empfehlungsschreiben der Auslöser

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