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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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beziehungsweise Phil verbeugte sich vor ihr.
    „Erhebt
Euch!“, forderte sie uns mit einer erstaunlich hellen und kräftigen Stimme auf.
Ihre Stimme klang um Jahre jünger, als sie es tatsächlich war. Als ich mich
wieder erhob, nutzte ich die Zeit und musterte sie kurz. Vor uns saß eine Frau,
die zwar erst fünfzig war, dennoch um viele Jahre älter aussah. Unter der Farbe
ihres weiß geschminkten Gesichts konnte man noch immer die Blatternarben
erkennen, an denen sie vor einigen Jahren erkrankt und sogar beinahe gestorben
wäre. Ja, ich hatte Richards Handout aufs Genaueste studiert. Mir konnte
niemand nachsagen, dass ich meine Arbeit nicht ernst nahm. Wie man es von den
Bildern kannte, die sie darstellten, trug sie eine aufwendige mit Edelsteinen
verzierte Perücke, die ihr eine, nun sagen wir es mal freundlich, sehr hohe
Stirn verlieh. Natürlichkeit sah anders aus. Aber sie war die Königin und hatte
sogar mit dieser Art der Frisur einen Trend eingeläutet, wie ich in den letzten
Wochen bei Hofe festgestellt hatte. Eine ganze Menge anderer Damen liefen
ebenfalls mit dieser Frisur herum. Innerlich dankte ich Meg dafür, dass sie
bisher noch nicht den Vorschlag gemacht hatte, mir ebenfalls eine solche
Haarpracht zuzulegen, sondern stattdessen mit dem vorliebnahm, was mir Mutter
Natur mitgegeben hatte.
    Die
Unmengen von kostbarem Stoff, die ihren Körper umgaben, konnten ihre schmale
und drahtige Figur nicht ganz verbergen. Sie hatte wahrscheinlich kein Problem
mit einem zweiten Stück Torte zum Nachtisch. Ich traute mich nicht sie länger
anzusehen, denn je länger ich sie anblickte, desto unhöflicher galt ich und
wäre vermutlich schneller, als ich einen Burger verdrücken konnte in Ungnade
gefallen und das galt es, mit allen Mitteln zu verhindern.
    „Was
bringt Euch an Unseren Hof?“ Diese Frage hatten wir erwartet und waren
entsprechend darauf vorbereitet. Phil, als das Familienoberhaupt, ergriff das
Wort für uns:
    „Wir
ersuchen Eure gnädigste Unterstützung, meine Schwester bei Hofe präsentieren zu
dürfen. Sie ist vor einem Jahr Witwe geworden, aber immer noch im
heiratsfähigen Alter und von edler Geburt. Die Heirat mit einem englischen Lord
würde unserer beider Länder aneinander binden und kann Euch in vielerlei
Hinsicht von Nutzen sein.“
    Der
Plan sah vor, mich als reiche Witwe bei Hofe einzuführen, sodass ich in Kontakt
mit allen möglichen Leuten kam, vorzugsweise mit Raleigh und Drake. Nichts
wirkte an einer Frau dieser Zeit so attraktiv wie eine reiche Mitgift oder ein
großes Erbe, Aussehen wurde da zur Nebensächlichkeit. Und die der Königin in
Aussicht gestellte finanzielle Hilfe würde sicherlich gerne in Anspruch
genommen werden, hatte die Königin doch zu Beginn ihrer Regentschaft ein nahezu
bankrottes Reich übernommen und war dankbar für jede sich bietende Gelegenheit,
die ihren Staatshaushalt aufpolierte.
    „Und
was ist mit Euch Lord van Berger? Sucht Ihr nicht nach einem Weib? Ansehnlich
genug seid Ihr und an Vermögen scheint es Euch wohl auch nicht zu mangeln!“ Die
Königin war dafür bekannt, dass sie sehr offen sprach und es war ganz klar, was
sie hiermit ausdrücken wollte. Sie hatte Gefallen an Phil gefunden und damit
war sie nicht alleine am Hof. Schon während der letzten Tage, an denen wir auf
die Audienz gewartet hatten, waren mir die Blicke der anwesenden Frauen
aufgefallen. Sie hatten Phil mehr oder weniger angestarrt, da er im Vergleich
zu den anderen Herren bei Hofe eine Ausnahmeerscheinung darstellte. Zum einen
lag es daran, dass er zu den wenigen Herren dort gehörte, die keinen Bart
trugen, sondern glatt rasiert war, zum anderen war auch seine außergewöhnliche
Körpergröße ein weiterer Grund. Von seinen markant-männlichen Gesichtszügen
ganz zu schweigen. Elisabeth hatte eine Vorliebe für gut aussehende Männer,
verfügten diese noch über Charme und Witz war es ein Leichtes für sie in die
Rolle ihrer Favoriten aufzusteigen. Und ein neues Opfer schien vor ihr zu
stehen.
    „Ich
habe mir noch keine Gedanken um eine eigene Eheschließung gemacht. Das Wohl
meiner Schwester liegt mir zu sehr am Herzen!“ Ein zufriedenes Lächeln
umspielte Elisabeths Lippen, der unverheiratete Phil schien ganz nach ihrem
Geschmack zu sein. Der Gedanke an eine Katze, die eine Maus verspeisen wollte
kam mir in den Sinn und, dass die Maus Phil hieß, stand außer Frage.
    „Es
freut Uns, dass Ihr an Unseren Hof gekommen seid. Sollte sich für Eure
Schwester eine geeignete

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